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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Spaß verstehe, Tally. Ehe wir nur noch hübsch sind und nur das erleben, was alle anderen unter Spaß verstehen."
      Tally schüttelte den Kopf und hätte gern gesagt, dass Shay ihr doch schon das Fliegen auf dem Hubbrett beigebracht hatte, das Coolste, was sie je gelernt hatte. In weniger als einem Monat waren sie zu den besten Freundinnen geworden. Es war fast wie damals, als sie als Winzling Peris begegnet war und sie beide sofort gewusst hatten, dass sie immer zusammen sein würden. "Shay..."
      "Komm mit. Bitte."
      Tally seufzte. "Na gut."
      Shay ließ die Arme sinken und drückte die Zehen nach unten, um ihr Brett zu stoppen. "Wirklich? Heute Abend?"
      "Sicher. Auf zu den verrosteten Ruinen."
      Tally versuchte sich zur Gelassenheit zu mahnen. So aufregend war das ja nun auch wieder nicht. Sie hatte immer wieder gegen die Regeln verstoßen und alle besuchten einmal pro Jahr mit der Schule die Ruinen. Das konnte also nicht gefährlich sein.
      Shay jagte vom Rand des grünen Gürtels zurück, kam neben Tally hoch und legte den Arm um sie. "Warte nur, bis du den Fluss siehst."
      "Du hast gesagt, da gibt es Wildwasser?"
      "Ja."
      "Und das bedeutet?"
      Shay lächelte. "Das ist Wasser. Aber viel, viel besser."

 
  Stromschnellen
      

      
      "Gute Nacht."
      "Schlaf gut", antwortete das Zimmer.
      Tally streifte eine Jacke über, befestigte den Sensor an ihrem Bauchring und öffnete das Fenster. Die Luft stand so still und der Fluss war so ruhig, dass sie jede Einzelheit der Skyline der Stadt darin erkennen konnte. Die Pretties schienen ein großes Event zu feiern. Sie konnte über das Wasser hinweg die Rufe einer riesigen Menschenmenge hören, das Gejubel von Tausenden, das mal laut, mal leise wurde. Die Partytürme wirkten dunkel unter dem fast vollen Mond und das Feuerwerk bestand aus funkelnden Blautönen, so hoch oben, dass es lautlos explodierte.
      Die Stadt war ihr noch nie so weit weg vorgekommen.
      "Wir sehen uns bald, Peris", sagte sie leise.
      Die Dachziegel waren rutschig von einem Regenguss am späten Abend. Tally kletterte vorsichtig zur Ecke des Schlafsaals weiter, wo eine alte Platane stand. Die Äste fühlten sich solide und vertraut an und rasch kletterte sie hinter einem Recycler in die Dunkelheit hinab.
      Als das Gelände, das die Schlafsäle umgab, hinter ihr lag, schaute Tally sich um. Das Muster der Schatten, das von den Gebäuden fortführte, war so praktisch, dass es fast gewollt wirkte. Als werde von den Uglies erwartet, dass sie sich ab und zu davonschlichen. Tally schüttelte den Kopf, Sie fing ja schon an, wie Shay zu denken.
      Sie hatten sich am Damm verabredet, dort, wo der Fluss sich teilte, um New Pretty Town zu umschlingen. An diesem Abend waren keine Schnellboote unterwegs, um die Dunkelheit zu stören, und Shay übte mit ihrem Brett, als Tally sich einfand. Shay tanzte, sie bewegte sich auf dem Hubbrett hin und her und wich nicht existierenden Hindernissen aus. "Ich wollte nur sichergehen, dass es funktioniert. Falls du dir Sorgen machst."
      Tally schaute auf ihr eigenes Brett. Shay hatte den Sicherheitsmechanismus manipuliert, also würde das Brett nicht plappern, wenn sie nachts flogen oder die Stadtgrenzen überquerten. Aber Tally machte sich weniger Sorgen darüber, dass es sie verpfeifen könnte, als darüber, ob es überhaupt flog. Oder ob es sie gegen einen Baum knallen lassen würde. Doch Shays Brett schien sich tadellos zu benehmen.
      "Ich bin den ganzen Weg hierher geflogen und niemand hat mich erwischt", sagte Shay.
      Tally ließ ihr Brett zu Boden sinken. "Danke, dass du das überprüft hast. Ich wollte wirklich nicht so rumquengeln."
      "Hast du auch nicht."
      "Doch, hab ich. Ich muss dir etwas sagen. An dem Abend, als wir uns kennengelernt haben, da hab ich meinem Freund Peris so mehr oder weniger versprochen, nichts zu riskieren. Weißt du, damit ich keinen richtigen Ärger kriege und sie sauer sind."
      "Wen interessiert denn, ob sie sauer sind? Du bist fast sechzehn."
      "Aber was, wenn sie so sauer sind, dass sie mich nicht hübsch werden lassen?"
      Shay hörte auf, mit ihrem Brett herumzuwippen. "So was hab ich noch nie gehört."
      "Ich eigentlich auch nicht. Aber vielleicht würden sie uns von solchen Fällen nichts erzählen. Und jedenfalls hab ich Peris versprechen müssen, vorsichtig zu sein."
      "Tally, meinst du nicht, dass er das vielleicht nur gesagt hat, damit du nicht wieder bei ihm auftauchst?"
     

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