Verlobt, verliebt, verführt
Oder ein Buchladen? Taylor liebte Bücher.
Wenn sie allerdings an ihren Lagerraum mit all den Antiquitäten dachte, seufzte sie innerlich. Diese Möbelstücke hatte sie über viele Jahre hinweg gesammelt. Das war ihr finanzieller Rückhalt. Einige davon hatte sie verkaufen müssen, aber bei weitem nicht so viele wie anfangs befürchtet.
Allmählich glaubte sie, dass sie es wirklich schaffen konnte. Sie würde die Geschäftsräume auf der anderen Seite für sich selbst behalten, um dort einen Antiquitätenladen zu eröffnen.
Je länger sie darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr die Vorstellung.
Ihr Handy klingelte kurz, und Taylor seufzte, als sie aufs Display sah. Ihre Mutter hatte ihr eine kurze Nachricht geschickt.
Anscheinend spürte ihre Mutter genau, wenn ihre Tochter etwas Verrücktes tun wollte.
Im Grunde bestand ihre ganze Beziehung aus kurzen Mitteilungen. Das machte Taylor traurig, und deshalb tat sie etwas, das sie sonst nie machte: Sie rief ihre Mutter an.
Sobald sie die kühle Stimme ihrer Mutter hörte, zögerte sie. „Hallo, Mom.“
„Taylor! Wie nett.“
„Du hast mich angerufen.“
„Ja, natürlich. Tja, ich wollte dich daran erinnern, dass ich wieder im Wahlkampf stehe. Mein Team hat vorgeschlagen, dass ich ein Familienfoto machen lasse, das wir für PR-Zwecke benutzen können.“
Der Wahlkampf. Natürlich. Wie hatte sie nur auf den Gedanken kommen können, dass ihre Mutter anrief, weil sie sie vermisste? „Okay.“
„Wirklich?“ Die Bürgermeisterin von South Village, die von allen geachtet wurde, schien ehrlich gerührt zu sein, dass Taylor ohne Widerspruch einwilligte.
Wieder sehnte Taylor sich nach persönlicher Wärme. „Ja, ich komme. Aber bei meinen Schwestern wirst du vermutlich mehr Überredungskraft brauchen.“
„Das schaffe ich schon.“
Wahrscheinlich wird sie ihnen Geld anbieten, dachte Taylor. Vielleicht hätte ich auch welches verlangen sollen.
„Und? Was treibst du so?“
Taylor erschrak fast darüber, dass ihre Mutter etwas so Persönliches fragte. Interessierte es sie tatsächlich? Als Test erwiderte Taylor: „Ich eröffne in Grandpas Haus einen Antiquitätenladen.“
„Und was wird aus deinem Studium? War das alles umsonst?“
„Aber der Laden ist das, was ich möchte.“
„Das halte ich für eine schlechte Idee.“
Taylor unterdrückte eine schnippische Antwort und hörte sich noch eine Zeitlang die Argumente ihrer Mutter an. Es ging um die großen Hoffnungen, die sie in Taylor gesetzt hatte. Beispielsweise, dass sie eines Tages auch in die Politik einstieg.
Ich und Politik, dachte Taylor und fand schließlich eine Entschuldigung, um das Gespräch beenden zu können.
Dann schlug sie die Hände vors Gesicht. Hatte sie wirklich gehofft, dass ihre Mutter echte Wärme zeigen würde?
„Es muss schwer sein, die härteste Frau der ganzen Stadt als Mutter zu haben.“
„Lass mich in Ruhe.“ Sie hob den Kopf und wollte ihm sagen, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, aber sein Blick war so verständnisvoll und mitfühlend, dass Taylor wegsehen musste. „Ich will mit meiner schlechten Laune allein sein.“
„Da habe ich eine bessere Idee.“ Er kam ins Zimmer, als gehöre ihm das Haus. Er trug wie immer Jeans und ein T-Shirt, und hinter einem Ohr klemmte ein Bleistift.
Ich will stark sein, dachte Taylor, aber ich brauche ihn nur anzusehen, und schon fühle ich mich schwach. Und sehr, sehr weiblich.
„Komm.“ Zu ihrer Verwunderung legte er die Pläne, die er in der Hand hielt, auf ihr Bett und nahm sie bei der Hand.
Sie waren schon fast zur Tür hinaus, als Taylor sich sträubte, doch mit wenig Erfolg. Mit einer Hand drückte sie ihm gegen den Rücken, doch dadurch spürte sie nur noch deutlicher seine Wärme und Kraft. „Wo gehen wir hin?“
„Das wirst du schon sehen. Ich verspreche dir einen Lunch, bei dem du vor Glück seufzt.“ Der Blick seiner whiskeyfarbenen Augen und sein aufforderndes Lächeln wirkten unwiderstehlich. „Abgemacht?“
Er lächelt mich an!, schoss es Taylor durch den Kopf. „Was ist denn heute mit dir los?“
„Nichts.“
„Du sprichst seit Tagen nur noch mit mir, wenn es das Haus betrifft, und Körperkontakt gehst du aus dem Weg, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.“
„Nein, das siehst du falsch.“ Er überlegte einen Moment. „Du bist für mich eher wie ein kühles frisches Bier zum Lunch in praller Sonne.“
„Ist das eine Beleidigung? Den Vergleich verstehe ich
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