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Verlockende Versuchung

Verlockende Versuchung

Titel: Verlockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha James
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Juwel behandelt, und Devon liebte diese forsche, direkte alte Dame von ganzem Herzen. Gelegentlich machten sie einen Spaziergang im Green Park, wobei ihre Großmutter sich stets bei ihr unterhakte; fast jeden Tag fuhren sie mit der Kutsche die Rotten Row entlang, eine der elegantesten Straßen Londons. In der vergangenen Woche hatte die Herzogin sie ins King's Theater begleitet, wo Devon ihre erste Oper gesehen hatte.
    Die Herzogin zeigte deutlich, dass sie nicht vorhatte, ihre Enkelin vor der Welt zu verstecken. Ebenso wenig war eine der beiden von der Gesellschaft geächtet worden. Die Zahl der Einladungen, die täglich eintrafen, war kein bisschen zurückgegangen. Dann erinnerte Devon sich daran, was Justin einst über die Herzogin gesagt hatte: Vermutlich könnte sich sogar der Teufel in der Upperclass blicken lassen, würde er von der Herzogin empfangen werden.
    Doch die Herzogin war sehr wählerisch, was Einladungen betraf. Devon war sich bewusst, dass ihre Großmutter ihre eigenen gesellschaftlichen Verpflichtungen stark eingeschränkt hatte, damit die beiden sich besser kennen lernen konnten. Außerdem schien sie ihrer Enkelin Zeit geben zu wollen, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. Die Herzogin war eine weise Frau, dachte D von voller Zuneigung. Was Sebastian betraf, so stellte sie Devon keine Fragen, machte ihr keine Vorhaltungen oder fällte ein vorschnelles Urteil.
    Devon konnte mit ihrer Großmutter nicht über Sebastian sprechen. Die Wunden waren noch zu frisch, der Schmerz saß zu tief. Sie wollte ihn nicht sehen, und anfangs war sie geradezu rasend vor Wut über sein arrogantes Auftreten gewesen. Glaubte er tatsächlich, er könne einfach wieder in ihr Leben treten, als sei nichts passiert? Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben! Und als sein tägliches Erscheinen und die Briefe aufhörten, war sie tatsächlich erleichtert gewesen. Zu Anfang jedenfalls ...
    Tausendmal hatte sie sich die fürchterliche Szene ins Gedächtnis gerufen, die in dem Salon ihrer Großmutter stattgefunden hatte: die törichten, schrecklichen Anschuldigungen, die sie Sebastian an den Kopf geworfen hatte. Wenn sie das alles nur zurücknehmen könnte!
    Trotz dieser grauenhaften Erinnerung begann jedoch zarte Zuversicht in ihr zu keimen, eine Knospe des Vertrauens, die sich zu einer zerbrechlichen Blüte der Hoffnung entwickelte. Es war nicht so, dass Sebastian dazu gezwungen worden war, sie zu heiraten. Er hatte genau gewusst, dass eine Heirat mit ihr Schande und einen Skandal nach sich ziehen könnte.
    Das alles hatte ihn nicht gekümmert. Es hatte ihn nicht gekümmert!
    Erst, als Devon zu dieser Einsicht gelangt war, suchte sie in der Tiefe ihres Herzens nach Antworten, die ansonsten nicht fassbar gewesen waren. Erst auf diese Weise erschloss sich ihr eine der Wahrheiten des Lebens: dass sich Träume von Zeit zu Zeit änderten. Oder vielleicht, dass sie selbst sich geändert hatte.
    Egal, wie sehr sie es versuchte, egal, wie sehr sie sich danach sehnte, sie würde nie aufhören können, Sebastian zu lieben. Niemals!
    Im Grunde wollte sie das auch gar nicht ... denn genau in diesem Moment spürte Devon, dass sie Sebastians Kind unter dem Herzen trug.
    Kurz bevor sie sich zusammen mit ihrer Großmutter zu der Abendgesellschaft der Clarkstons aufmachen wollte, saß Devon in einem Kleid aus schimmerndem Silber vor dem Spiegel in ihrem Schlafgemach. Es war seltsam, wie sehr ihr Leben dem ihrer Mutter ähnelte. Wie ihre Mutter vor ihr hatte sich auch Devon in einen Aristokraten verliebt. Doch es gab einen Unterschied, einen gewaltigen Unterschied zwischen den beiden Frauen. Und in diesem Augenblick schwor sich Devon, ihre Gefühle nicht ein Leben lang zu bedauern, wie ihre Mutter es getan hatte.
    Sebastian würde niemals sein Kind im Stich lassen, so wie er auch niemals die im Stich ließe.
    Ungeachtet ihrer mittellosen Kindheit hatte Devon die tiefe Zuneigung ihrer Mutter gespürt. Sebastian hingegen hatte trotz seines Reichtums und seiner privilegierten Erziehung niemals wahre Elternlie b e erfahren, jedenfalls nicht auf dieselbe Weise wie Devon.
    Devon würde ihr Kind nicht der einen Sache berauben, die keiner von ihnen jemals wahrhaft gekannt hatte ... dem sicheren Wissen, von beiden, Mutter und Vater, geliebt zu werden.
    Deshalb musste sie zu ihm eilen, es ihm sagen!
    Sie musste nur noch den Mut dazu aufbringen.
    Während der Kutschfahrt zu den Clarkstons zeigte sich die Herzogin besorgt. »Du bist so ruhig, mein Kind. Geht

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