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Verlockende Versuchung

Verlockende Versuchung

Titel: Verlockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha James
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gezogen und ihre Lieblingspuppe fest umklammert. Seidige, walnussbraune Löckchen verteilten sich über das Kopfkissen. Sebastian zog die mit Spitzen umsäumte Überdecke fester um den Körper seiner Schwester. Sie gleicht einem Engel, dachte er zärtlich.
    Draußen hatte der Mond bereits den Zenith seiner nächtlichen Laufbahn überschritten. Er wirkte unnatürlich hell und groß. Hunderte von Sternen glitzerten und funkelten und schienen so nah, dass Sebastian glaubte, er müsse nur die Hand ausstrecken, um sie berühren zu können.
    Bevor er sich versah, war er auch schon aus dem Haus geschlichen. Er schlenderte die Auffahrt entlang und blieb unter den ausladenden Zweigen einer stattlichen Ulme stehen. Bewegungslos verharrte er und starrte hinauf in den Ehrfurcht gebietenden Nachthimmel, als das Geraschel von Blättern auf der anderen Seite des Weges seine Aufmerksamkeit weckte.
    Er blinzelte. »Mama? «
    Seine Mutter konnte ihn im Schatten des Baumes nicht ausmachen.
    Dann trat er hinter der Ulme hervor. Wie immer war seine Mutter ausgenommen modisch und elegant gekleidet. Sie trug einen karierten Damenmantel mit dazu passender Handtasche, und auf ihren rabenschwarzen Haaren saß eine mit Federn besetzte Haube.
    So wie Juli anna das Ebenbild eines Engels war, war seine Mama für ihn bei weitem das wunderschönste Geschöpf auf Erden.
    Sie blieb abrupt stehen. »Sebastian!«, rief sie gereizt. »Was um al les in der Welt machst du hier? «
    Sebastian ging auf sie zu und sah sie mit seitlich geneigtem Kopf an. Obwohl er nur zehn Jahre zählte, war er bereits ein wenig größer als seine zierliche Mutter.
    »Ich konnte nicht schlafen, Mama.«
    Sie gab keine Antwort, schien jedoch über das unerwartete Auftauchen ihres Sohnes verärgert zu sein.
    Hinter ihr erspähte Sebastian eine Kutsche, die in der Biegung der Auffahrt zum Stehen kam. Seine Augen wurden zu Schlitzen. Er blickte von der Kutsche zu dem Koffer in der Hand seiner Mutter.
    » Gehst du fort, Mama? «
    Sie holte tief Luft. »Ja ... Ja, Liebes.«
    »Wohin fährst du, Mama?«
    Der Gesichtsausdruck seiner Mutter erhellte sich unvermittelt. »Nun, ich weiß noch nicht genau! Vielleicht nach Paris«, sagte sie dann vergnügt. »Oder Venedig. Oh ja, Venedig. Das Wetter ist dort wundervoll zu dieser Jahreszeit. Und es ist so lange her, dass ich dort war. Es ist so lange her, dass ich irgendwo auf dem Kontinent war.«
    Ein seltsames Gefühl machte sich in Sebastians Magen breit. Obwohl er noch jung war, wusste er, dass etwas nicht stimmte, wenn seine Mutter mitten in der Nacht fortfuhr.
    »Venedig ist sehr weit weg, Mama. Gefällt es dir nicht auf Thurston Hall? « Es war unverständlich für Sebastian, wie jemand das prächtige Anwesen, die sauber gepflegten Gärten und die sanft geschwungene Hügelkette, die Thurston Hall umgab, nicht mögen konnte. Er liebte den Stammsitz seiner Familie. Sieben Generationen von Sterlings hatten hier das Licht der Welt erblickt. Wenn er keinen Unterricht hatte, gab es für ihn keine schönere Beschäftigung, als mit seinem Pony über die Hügel zu jagen.
    Eines Tages, dachte er stolz, sobald er ein Mann war, würde Thu rston Hall und der übrige Famili enbesitz ihm gehören. Deshalb musste er dem Unterricht mit großem Eifer folgen und durfte sich nicht vor seiner Verantwortung drücken. Der Titel des Marquess und die damit einhergehenden Verpflichtungen waren nichts, das man auf die leichte Schulter nehmen durfte. Von all dem war es Jedoch Thurston Hall, das ihm wirklich am Herzen lag.
    Sebastian beobachtete seine Mutter, während er auf eine Antwort wartete. Die Marquise blickte verstohlen zur Kutsche. Die Tür war nun geöffnet, und Sebastian konnte die Umrisse eines Mannes ausmachen.
    Dann drehte sich seine Mutter um. »Ich will nur ... Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Ich ertrage es nicht mehr, bei deinem Vater zu bleiben. Ich dachte, ich könnte Mutter und Ehefrau sein, aber ... es geht nicht. Dein Papa ist zu streng und ... Ich weiß, du bist jung, aber du kennst seine Launen. Ich sehne mich nach mehr, mein Liebes. Ich brauche Leben und Heiterkeit und Feste. Wenn ich bei ihm bleibe, werde ich gewiss ersticken! «
    Sebastian wusste, dass seine Mutter nichts mehr liebte als bewundert zu werden und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Und er wusste, dass sie Liebhaber hatte. Vor nicht langer Zeit waren Gäste aus London zu Besuch gewesen. Besonders ein Mann hatte seine Mutter unverfroren angestarrt.

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