Verlockende Versuchung
die ich zum Altar führen möch te. «
»Was meint Ihr damit?«, fragte der Marquess stirnrunzelnd.
»Die Lästerzungen haben einen saftigen Leckerbissen vorgeworfen bekommen, als ich ihnen von der Entgleisung meines Sohnes berichtete.«
Ja, davon habe ich gehört.« Sebastian nickte in Richtung der Zeitung, die aufgeschlagen auf dem Mahagonischreibtisch lag. In der Klatschkolumne war eine Skizze abgedruckt, die Devon in einer Kutsche neben ihrer Großmutter zeigte. »Eine erstaunliche Ähnlichkeit, findet Ihr nicht?«, fragte Sebastian, als er der Herzogin die Zeitung reichte.
»Tatsächlich«, stimmte sie nachdenklich zu. »Einige meiner Freunde waren entsetzt zu erfahren, dass ich meine Enkelin mit offenen Armen empfangen habe.« Ihr Mund verzog sich. »Unnötig zu betonen, dass es sich bei diesen Leuten nicht länger um Freunde handelt. Aber es hat nicht die Flut an Einladungen gebremst, die mich jeden Morgen erreicht.« Dabei beobachtete sie Sebastian genau. »Doch was ist mit Euch, Sebastian? Ich weiß, dass Ihr so sehr daran gearbeitet habt, nach dem Tod Eures Vaters erneut von der Gesellschaft angenommen zu werden. Wenn Ihr Devon heiratet, könnte das einen ungeahnten Aufruhr nach sich ziehen. Ihr würdet Euren Namen in jeder Munde wiederfinden.«
Sebastians Gesichtszüge verhärteten sich. »Die tonangebende Gesellschaft kann von mir aus reden, was sie will. Das ist mir völlig gleichgültig. Großer Gott, das ist wahrlich das geringste meiner Probleme.« Sein Ausdruck war nun schmerzverzerrt. »Ich möchte wirklich nicht respektlos erscheinen, Eure Gnaden, doch ich denke, dass Devon meinen Antrag angenommen hätte, bevor sie herausfand, dass sie Eure Enkelin *Ist. Nun hingegen ... «
»Ja, das weiß ich«, entgegnete die Herzogin sanft. Als Sebastian sie ungläubig ansah, lächelte sie kurz. »Es tut mir Leid, mein Junge. Ich habe nicht absichtlich gelauscht, es war wirklich nicht möglich, Euch nicht zu hören. Aber wenn es Euch ein Trost ist, so muss ich eingestehen, dass mein Erscheinen zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt kam.«
»Das ist kaum Eure Schuld. Ich muss jedoch wissen ... « - Sebastians Tonfall war sehr ernst - »... hat Devon von mir gesprochen? «
»Sie behält ihre Gefühle für sich«, gab die Herzogin zu. »Ich beneide Euch nicht, Sebastian. Es scheint, dass unsere Devon ein widerspenstiger, kleiner Dickkopf ist. Natürlich ist es meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass sie Euch nicht sehen möchte.«
»Ebenso wenig, wie sie meine Briefe beantwortet«, meinte er verdrießlich. »Ich werde jedoch mein ganzes Leben auf sie warten, wenn es sein muss.«
Eine kurze Pause trat ein. » Vielleicht«, meinte die Herzogin schalkhaft, »wird das nicht nötig sein.«
»Was wollt Ihr damit sagen? «
Sie gab keine Antwort, sondern sprang unter Zuhilfenahme ihres Gehstocks auf die Beine. »Macht Euch keine Sorgen«, riet sie. »Manchmal muss man nur jede Gelegenheit wahrnehmen, die sich einem bietet.«
Sebastian stützte die alte Dame und geleitete sie hinaus. Macht Euch keine Sorgen/, hatte sie betont. Wie einfach ihr das über die Lippen gekommen war!
An der Haustür drehte die Herzogin sich um. »Die Clarkstons sind gute Freunde von Euch, wenn ich mich recht entsinne. Zweifelsohne habt Ihr eine Einladung für die Feier am ü bernächsten Freitag erhalten?«
Verwirrt runzelte Sebastian die Stirn. Wurde die Herzogin langsam alt? Was sollte dieses Fest mit seinem Dilemma zu tun haben? Doch die Herzoginwitwe strahlte über das ganze Gesicht!
»Das habe ich«, bestätigte Sebastian, »ebenso wie Justin. Trotzdem bin ich nicht in der Stimmung für Gesellschaft.,
»Wie schade«, meinte sie vergnügt. »Ich freue mich schon sehr darauf. Ich habe Devon versprochen, für sie und mich neue Kleider anfertigen zu lassen! «
Daraufhin zwinkerte sie dem Marquess schelmisch zu
Sebastian stand noch lange Zeit wie benommen am Hauseingang, nachdem die Kutsche mit der Herzogin bereits fortgerollt war.
Der Tag der Soiree bei den Clarkstons war gekommen. Devon hatte die Gastgeber, William und Emily, eines Abends bei einem Dinner kennen gelernt, das die Herzoginwitwe für ihre Enkelin gegeben hatte. Von Anfang an hatte Devon das Ehepaar in ihr Herz geschlossen, denn beide waren warmherzig und liebenswürdig. Wäre es allerdings noch möglich gewesen abzusagen, hätte sie es höchstwahrscheinlich getan.
Während des gesamten letzten Monats hatte ihre Großmutter sie wie ein kostbares
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