Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
Konturen flackerten, vor Lorcans Augen spielte sich ein dop peltbelic h teter Film ab, oder war es der Kampf u m die Vormacht in Huar wors Körper?
Anamchaith sind weithin gefürchtete Kreaturen , aber lange nicht unangreifbar . Sie spiel en mit dem Feuer, verschli ngen das, was das Wesen ihrer Opfer ausmacht . Be schränk en sie sich auf schwache Beute, ha lten sie das Gefahrenpoten z ial g e ri ng, aber bald sättig e n sie die schwachen Seelen nicht mehr und nähr en das Ve r langen nach mehr. Kost en sie erst von einer starken Seele, woll en sie sich nie wi e der mit weniger z u frieden geben. S chon die Jagd auf diese Beu te ist erre gender und der Lohn ? I mmerwährender Kampf um die Vo r herrschaft im eigenen Körper, den sie mi t dem Feind teil en.
Hoffnung keimte in Lorcan , nach all den Jahrhunderten gelebten Misstrauens, nicht dem Falschen ve r traut zu haben . Cathaòir war ein Verrä ter – er selbst ein Brudermör der – sie beide waren Krieger und beide bekämpften sie Huarwor und beschützten Anwen. Nun machte Sinn, dass in Anwen die Überzeu gung gewac h sen war , sie empfä nde mehr als Abscheu für Huarwor. Sie litt nicht am Stoc k holm-Syndrom und sympathisierte mit ihrem Peiniger, sie sah die eine Seele, die über die Dauer ihrer Kerkerhaft niemals ihren Kampfeswillen verloren hatte . Lo r can schluckte die Warnung herunter und stürmte nicht kopflos in Huarwors Domhain, um mehr Schaden als Nutzen anzurichten. Erneut spulte sich ein do p pelbelichteter Film vor seinen Augen ab . Die Gesichter beider Mä n ner drifteten auseinander und während Cathaòir ihn ansah, küsste Huarwor Anwen. Ein Bli n zeln und es war vorüber, der Anamchaith unter dem Krieger verschwunden . Lo r can genügte der kurze Austausch und die stumme Vereinbarung über das gemei n sa me Ziel, um Cathaòir nicht in die Parade zu fa h ren.
Allerdings hatte er nicht damit gerechnet , dass er Anwens Hände in seine nahm und mit ihr verschwand.
„Warum?”, fragte Teagan den wahren Schuldigen, strich mit den Fingerspitzen über ihr Ebenbild im Spiegel, erkannte Lorcans Augen in ihren, ihn in sich. De s halb kannte sie auch die Antwort auf ihre Frage: sie hätte ebenso gehandelt und die Chance ergriffen, ihren Albtraum zu beenden . De n noch …
„Dein Wort, Lorcan!“ Sie holte aus, schlug ihre flache Hand mit aller Kraft in die silb erne Flä che. S pinnennetzartige Linien strahlten von einem Zentrum aus, in das sie all ihre Verzweiflung und unberechtigte Wut s chleuderte , wieder und wi e der . Spl itter bohrten sich in ihre Haut und blutige Abdrücke meh r ten sich mit jedem weiteren – sinnlosen – Schlag. Der Schmerz dämpfte die Verzweiflung über Lorcans Ver lust und den Zorn über seinen Alleingang aber nur vorübergehend. Sie starrte auf die Splitter in ihrem Handteller , beobachtete betäubt, wie mehr und mehr von Lorcan s Blut aus ihr herausfloss und lange Bahnen im Weiß des Waschbeckens zog, ehe es im Abfluss verschwand. Schließlich streckte sie die Hand nach dem Wasserhahn aus, hielt jedoch inne.
„Ich werde dich finden.“ Sie fing das Blut mit ihrer un versehrten Hand auf , ve r rieb es, bis das dunkle Rot Finger und Handteller benetzte . „Niemand wird mich davon abhalten, auch du nicht, Lorcan.“ Das war es, was ihr die Suche so e r schwerte – er war es – er hielt sie bewusst von sich fern .
„Ich bedarf dieses Schutzes nicht.“ Teagan hob die gespreizten und mit Lo r cans Blut benetzten Finger , strich von der Stirn zum Kinn und ihre Kehle hinab. Sie war eine Kriegerin, eine Fiannah, sie war diejenige, die schützte, was ihr gehö r te …
„Ich betrachte dich nicht als meinen Besitz“, entsann sie sich Lorcans Worte. „ I ch liebe dich. “ Sie lauschte auf eine Antwort, blickte aus dem Augenwinkel dorthin, wo sich die Säume ihrer und Lorcans Domhain immer noch übereina n derlegten, aber sie waren in Finsternis g e taucht. Sie wollte eintreten und nach dem Ursprung der Dunkelheit suchen, d a berührte eine unsichtbare Klinge ihre Schu l ter , hielt sie in dieser Welt fest. Sie konzentrierte sich auf die K linge, die in ihre Haut stach und in einer zähen Bewegung über ihren Oberkörper fuhr. Ihr Kleid blieb unversehrt, weil es sich nicht in dieser Realität a b spiel te und nicht in ihrer – so erreichte sie der Schmerz auch nur allmählich, zeitversetzt, um sie dann mit unverminderter Härte zu tre f fen.
Teagan schlang stöhnend di e Arme um sich, dem ersten Schnitt
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