Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
und ich kann retten, was zu retten ist. Doch warum ist das so? Was treibt Menschen zu Formen und Konturen, die mit der angeborenen Natürlichkeit so gar nichts mehr zu tun haben?
Ich möchte in diesem Buch niemandem wehtun, ich bin auch kein Mensch von Traurigkeit, aber ich wollte ein Buch für die Frauen schreiben und die Männer wachrütteln, denn auch ich kann als Schönheitschirurg die Jahre nicht zurückdrehen. Ich kann nur, wie ein Bildhauer, die Hülle verbessern, aber nicht die Vitalität der Patienten. Was macht ein 70-jähriger Mann mit einer 30-jährigen Freundin, die in die Disco und das Leben in vollen Zügen genießen will? Der alte Mann hat gar nicht die Kondition, er bräuchte eine liebevolle Partnerin, mit der er jeden Tag genießen kann – und zwar stressfrei. Fünfzehn Jahre Altersunterschied sind okay, sowohl für den Mann als auch für die Frau. Alles was darüber ist, kann schon problematisch werden.
Die große Liebe seines Lebens zu finden, ist der größte Glücksfall. Ich habe viele Fehler in meiner Ehe gemacht, aber ich habe begriffen, dass meine Frau Sybille ein Glücksfall in meinem Leben ist und jeder Tag mit ihr ein Geschenk. Je älter ich werde, desto besser begreife ich das. Viele meiner Freunde haben ihre Frauen ausgetauscht, und es bleibt abzuwarten, wie es in zehn Jahren aussieht. Dann kommt meist der große Katzenjammer, dann ist man allein, hat ein Versorgungskind produziert und steht am Ende vielleicht auch noch mit leeren Händen da. Und mit leerem Herzen.
Warum ist die Schönheitschirurgie ein Tabuthema?
Ich weiß es nicht. Ist es unanständig, sich operieren zu lassen? Fragt die Presse blendend aussehende Schauspielerinnen wie etwa Iris Berben oder Uschi Glas, warum sie so toll aussehen, dann lautet die Standardantwort: Gesund leben, viel Wasser trinken, positiv denken, Sport treiben. Ich kann es nicht sagen, warum die Schönheitschirurgie nach wie vor ein Tabuthema ist. Es ist doch nichts Unanständiges, sich operieren zu lassen, wenn es gut und natürlich gemacht wird. Ich hätte keine Probleme, mir die Schlupflider und Tränensäcke operieren oder Haare transplantieren zu lassen. Nur fühle ich mich momentan wohl, so wie ich bin. Ich möchte hier keinen Prominenten outen, aber ich bin für Ehrlichkeit und Offenheit.
Verlogene Schönheit sehen wir überall in der Gesellschaft. Heimlich wird Botox gespritzt, Fett abgesaugt, Lippen werden modelliert, Näschen begradigt, Implantate gesetzt – und keiner will es zugeben. Stattdessen hören wir Erklärungen, die ebenso unsinnig sind wie dumm:
• Eine Allergie ließ die Lippen aufschwellen wie ein Schlauchboot.
• Die Antibabypille ist schuld, dass der Brustumfang plötzlich von 75 B auf 75 C gewachsen ist.
• Nicht ein Facelift hat die Falten über Nacht geglättet, sondern eine spezielle Gesichtsgymnastik.
• Und der knackige Body wurde natürlich nicht durch Liposuktion (Fettabsaugen, übrigens ein Renner bei Frauen und Männern) gestylt, sondern durch hartes Training.
Warum werden derartige Eingriffe nicht einfach zugegeben? Schönheitschirurgie ist heute Mainstream. Wir haben einen Boom trotz Rezession. Es wird lieber auf Urlaub oder ein neues Auto verzichtet als auf eine Schönheitsoperation. Als Pionier und Visionär auf diesem Gebiet ist es mein Traum, dass man mit der Schönheitschirurgie ganz normal umginge. Dieses Thema wäre längst nicht mehr so geheimnisvoll, würde weniger Neugier erregen, wenn Prominente zu ihren operativen Verbesserungen stehen würden.
Einige machen es inzwischen, und das finde ich okay. Es gibt nichts zu beschönigen und schon gar keinen Grund, sich zu schämen: Gute Ästhetische Chirurgie ist eine Wohlfühlchirurgie. Es sollten natürlich nicht die Horror-Methoden aus den USA sein, sondern eine sanfte Schönheitschirurgie, zu der man auch stehen kann, die heute zu unserem Leben und Lifestyle gehört.
In den sechziger Jahren existierte in Deutschland der Beruf Schönheitschirurg noch gar nicht. Die plastische Chirurgie kam praktisch nur zum Einsatz, um Menschen nach schweren Unfällen oder Katastrophen wieder zu einem lebenswerten Aussehen zu verhelfen. Die Hollywood-Melonen-Brüste waren noch nicht erfunden. Wer damals, wie etwa Jane Mansfield, viel Holz vor der Hütte hatte, war eben reichlich gesegnet. Man kam noch nicht auf die Idee, als Arzt Hand anzulegen. Natur pur wurde respektiert und nicht angetastet, zumindest nicht mit dem Skalpell. So bewunderte man zu dieser Zeit
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