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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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ich.«
    »Auf die aus dem Norden war noch nie Verlass«, knurrte der Kommandant, der selbst von den Inseln im Südosten kam. »Ihr fünf folgt mir, der Rest bleibt hier und hält Wache. Und du, Weinhändler, kommst auch mit, und wehe dir, wenn du gelogen hast!«
    Im Laufschritt trabten die sechs Gardisten mit Barat im Gefolge zur hinteren Palastmauer, wo Bergulf und Lavas noch immer Rücken an Rücken friedlich vor dem Eingangstor schlummerten. Sofort überprüfte der Kommandant den Krug und stellte fest, dass er billigen Wein enthielt.
    »Bringt mir eiskaltes Wasser. Ich werde diese beiden Säufer schon wieder wach bekommen«, grollte er.
    Wenig später spritzte den beiden schlafenden Gardisten aus zwei großen Holzkübeln ein Schwall eisig kalten Wassers über die auf die Brust gesunkenen Häupter, was sie wieder halbwegs zu sich kommen ließ. Unsicher versuchten sie, sich aufzurichten, und fragten erstaunt, was passiert sei und warum sie so nass wären. Das anschließende Gewitter von Beschimpfungen, das über die beiden hereinbrach, hielt alle Umstehenden so sehr in Atem, dass Barat Gelegenheit hatte, unbemerkt zu verschwinden.
    Sein Plan hatte perfekt funktioniert. Durch das Betäubungsmittel, mit dem die Pfeilspitzen benetzt gewesen waren, konnten sich die Gardisten an die Stunden vor ihrem unfreiwilligen Nickerchen nicht mehr erinnern. Sie würden wahrscheinlich selbst glauben, zu viel getrunken zu haben, zumal sie ja sogar nach Wein rochen, nachdem Barat ihre Rüstung und Kleider damit übergossen hatte. Die Wunden, die durch die kleinen Pfeile verursacht worden waren, konnten eher für einen Mückenstich gehalten werden, ließen also keinen Schluss auf den wirklichen Grund ihres Schlafes zu. Was den Kommandanten betraf, so sah er in dem Wein auf jeden Fall die Erklärung für das Einschlafen der beiden Wachen, und da ein solcher Vorfall seiner Karriere nur schaden konnte, würde er die ganze Sache geheim halten. Da keiner vermutete, dass jemand in den Palast gelangt sein könnte, war folglich auch eine Durchsuchung der Gemächer nur eine unnötige Störung der königlichen Familie. Rai blieb somit von den Gardisten unbehelligt. Hätte die normale Wachablösung die schlafenden Bergulf und Lavas entdeckt, hätte sie wahrscheinlich sofort Alarm geschlagen. Dem Kommandanten wäre in diesem Fall nichts anderes übrig geblieben, als die Palastbewohner darüber zu informieren, was natürlich eine Durchsuchung zur Folge gehabt hätte. Weder die Gardisten noch Barat ahnten jedoch, dass Rai nicht der Einzige gewesen war, der sich in dieser Nacht unerlaubt Zutritt zum Palast von Tilet verschafft hatte.

    Nachdem Rai sich im dichten Gestrüpp des hinteren Parkabschnitts mehrmals verlaufen hatte, lag vor ihm jetzt eine kleine Seitentür, die normalerweise von Angestellten benutzt wurde. Sie führte direkt in die Palastküche, in die sich um diese nächtliche Stunde normalerweise kein Bediensteter mehr verirrte. Nach einem weiteren vorsichtigen Blick über die Schulter zog Rai einen großen dunklen Schlüssel hervor, den Barat zu der Zeit, als er noch im Palast arbeitete, unerlaubterweise in seinen Besitz gebracht hatte. Rai wischte sich die schweißnassen Handflächen an seiner Hose ab, steckte dann den Schlüssel ohne ein Geräusch ins Schloss und drehte ihn um. Mit einem vernehmlichen Klacken war die Tür entriegelt. Als hätten sich die rostigen Angeln der knorrigen Holztür gegen Rai verschworen, gaben sie beim Öffnen ein lautes, nervenzehrendes Quietschen von sich. Rai überschüttete sie daraufhin flüsternd mit einigen seiner derbsten Flüche, was die eisernen Angeln jedoch nicht davon abhielt, ihre geräuschvolle Ohrenfolter fortzusetzen.
    Als er es endlich geschafft hatte, die Tür so weit zu öffnen, dass er hindurchschlüpfen konnte, waren seine Nerven aufs Äußerste strapaziert. Vorsichtig ließ er die Tür wieder ins Schloss gleiten, wobei er mit einem gewissen Gefühl des Triumphs registrierte, dass die Angeln ihr Protestgeräusch diesmal unterließen. Hastig schloss er dann wieder ab. Eine nicht versperrte Küchentür würde unter Umständen Verdacht erregen, falls doch noch jemand in die Küche kam, während er bei den Thronschätzen war. Den Schlüssel verstaute er in einer Seitentasche seines Rucksacks.
    Er versuchte, sein rasendes Herz möglichst rasch wieder unter Kontrolle zu bringen. Es war ihm, als würde der ganze Raum widerhallen von den dumpfen Schlägen in seiner Brust. Rai ärgerte sich

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