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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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ein hastig umfunktionierter Schankraum. Julia wusste nicht, ob sie das erleichterte oder enttäuschte.
    Der Viscount trat an den Tisch und nahm sich von dem dampfenden Punsch. »Wenn ich dem Narren nicht mitgeteilt hätte, dass Sie gern Gänsepasteten essen, hätte er uns nur damit gelangweilt, eine ellenlange Liste all der unverdaulichen Speisen herunterzubeten, die sie einem in dieser Poststation offerieren.«
    »Natürlich«, stimmte Julia zu, obwohl ihr bei dem Gedanken an einen saftigen Lammbraten, vielleicht mit ein wenig Minze gewürzt, das Wasser im Mund zusammenlief. Sie hatte keine Zeit zum Essen gehabt, ehe sie in die Kutsche des Viscounts gestiegen war. Bei dem Gedanken, dass sie nun ihre Versammlung verpasst hatte, hätte sie beinahe laut gestöhnt. Die Vereinigung war ohne sie zusammengekommen.
    Ihre Ungeduld bezähmend, sagte sie: »Ich muss so bald wie möglich nach London zurück.«
    »Wird man Sie vermissen?«
    Die »Vereinigung für Frauen in Not« würde sie schmerzlich vermissen. Sie war seit neuestem für die Finanzen zuständig, ein Posten, für den sie lang und hart gekämpft hatte. Doch das konnte der Viscount natürlich nicht wissen.
    Er erkundigte sich danach, ob ihre Tante oder ihre Cousine sie vermissen könnten. Die Antwort darauf war einfach, wenn auch nicht gerade schmeichelhaft. Keiner von beiden würde ihre Abwesenheit auffallen, bevor sie nicht dringend einen neuen Strang
    Stickgarn benötigten oder ihnen ein Volant von ihrem Kleid abriss. Aber sie hatte nicht die Absicht, diese bedauerliche Tatsache preiszugeben. »Selbstverständlich werden sie schon nach mir suchen«, log sie.
    Ein geisterhaftes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich bitte um Verzeihung, Miss ... äh ... Frant.«
    Julia zog die Brille aus ihrem Retikül und setzte sie entschlossen auf. Es überraschte sie nicht, dass er um ein Haar ihren Namen vergessen hätte. Das passierte vielen Leuten. »Sie dürfen mich ruhig Julia nennen.«
    Er wirkte erstaunt, überspielte es jedoch mit einem verwegenen Lächeln, bei dem ihr ganz schwach wurde. »Mir war entfallen, dass Sie Amerikanerin sind. Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Ich bin ...«
    »Viscount Hunterston«, unterbrach sie ihn. »Wir wurden uns bereits vorgestellt. Auf dem Ball der Seftons.« Angestrengt runzelte er die Stirn, worauf sie ihm weiter auf die Sprünge half: »Und auf der Gesellschaft der Montcastles, dem Frühstück bei den Markhams, der musikalischen Soiree der Jollets und ...« Als sie seine erstaunte Miene bemerkte, bekam sie heiße Wangen.
    »Ich bin wohl nicht mehr zu retten«, gab er mit einem reuigen Kopfschütteln zu.
    »Niemand ist nicht mehr zu retten.«
    Er guckte sie an, ließ den Blick über ihre Lippen, ihre Brüste schweifen. Julia spürte die Hitze dieses Blicks, als hätte der Viscount sie berührt. Ihre Haut prickelte, als sie sich vorstellte, wie seine Hände über die Stellen strichen, auf denen eben noch seine Augen geruht hatten, ihre Arme hinauf, über ihre Schultern und hinab zu ihren ...
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Miss Frant?« fragte er abrupt. »Vielleicht darf ich Ihnen die Pelisse abnehmen?«
    Julia umklammerte den vorn geknöpften Umhang und schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Es ist ziemlich kalt hier drin.« Theoretisch zumindest, wenn sie ihre Fantasie nicht auf so beklagenswerte Weise hätte heiß laufen lassen.
    Der Viscount schaute sie kurz an. Seine Augen wurden dunkel. »Ihnen ist vielleicht kühl«, murmelte er, »aber ich empfinde da ganz anders.«
    Ein köstlicher Schauer überlief sie. Er konnte doch unmöglich mit ihr flirten. Mit ihr flirtete schließlich niemand .
    »Sie tragen ja auch noch Ihren Mantel«, erklärte sie. »Der ist viel dicker als meiner.«
    Überrascht sah er auf und lachte dann. »Das ist zweifellos der Grund.« Er stellte den Punschbecher auf dem Kaminsims ab, zog sich den voluminösen Mantel aus und legte ihn über einen Stuhl.
    Gleich wurde Julia sich ihrer eigenen hausbackenen Erscheinung bewusst. »Teufel« Hunterston mochte ein Schuft sein, aber er kleidete sich mit einer vornehmen Eleganz, die in direktem Widerspruch zu seiner unmoralischen Natur zu stehen schien. In seinem kunstvoll geschlungenen Halstuch schimmerte ein Rubin. Sein Rock aus blauem Wolltuch spannte sich über seinen breiten Schultern, während seine zartgelben Pantalons so eng saßen, dass Julia errötete.
    Obwohl sie es nicht schätzte, wenn ein Herr übertriebene Sorgfalt auf seine

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