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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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machte, könnte sie den letzten Rest an Selbstbeherrschung verlieren. Doch die Umstände erforderten es, dass sie etwas sagte. Irgendetwas.
    „Die Sonne ist zu hell“, krächzte sie. Sie klang wie ein alter Rabe, und das verstörte sie so, dass sie am liebsten im Erdboden versunken wäre, bevor sie sich noch lächerlicher machte.
    Alec zog die Brauen hoch, worauf Julia die heißen, trockenen Augen mit den Händen bedeckte und tief Luft holte. Da lag sie nun, an ihrem ersten Morgen als verheiratete Frau, und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich zu übergeben. „Ich werde nie wieder Rum trinken.“
    Alec ging zum Fenster und zog die schweren Vorhänge zu. „O doch. Dann erholt sich dein Magen bald, und du wirst etwas essen können. Ich lasse dir später etwas Toast bringen.“
    Julia schauderte. „Nein, ich will keinen Toast. Rum auch nicht. Vor allem keinen Rum.“
    „Glaub mir, du wirst dich danach besser fühlen.“
    Sie machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten, sondern schloss die Augen und betete, rasch von ihrem Elend erlöst zu werden. Aber es sollte nicht sein. Je länger sie dalag, desto ärger begann das Zimmer zu schlingern. Die Übelkeit überkam sie in Wellen. Sie zwang sich, sich aufzusetzen, öffnete die Augen und versuchte sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren statt auf Alecs aufwühlende Nähe.
    Im Kamin des eleganten Gemachs flackerte ein Feuer, daneben standen ein kleines Sofa und ein Sessel und dazwischen ein Tischchen. Julia sah die zerdrückten Kissen und auf der Rückenlehne des Sofas Alecs Rock. Ihr dämmerte, dass er im selben Raum geschlafen hatte wie sie. Sie schaute an sich herab und entdeckte, dass ihre Kleidung bis auf ihre Stiefel nicht angerührt worden war.
    Natürlich nicht. „Teufel“ Hunterston hatte schließlich unter Londons Schönheiten die freie Auswahl, wieso sollte er sich da mit jemandem wie ihr abgeben? Sie räusperte sich. „Wie bin ich hierher gekommen?“
    „Ich habe dich getragen.“
    Julia warf ihm einen verstohlenen Blick zu und bereute es sogleich. Sein lose herunterhängendes Hemd stach weiß von seiner goldenen Haut ab. Sein Haar war in Unordnung geraten, eine rabenschwarze Locke hing ihm ins Gesicht, während seine kräftige Kinnlinie von einem dunklen Bartschatten betont wurde.
    Er wirkte attraktiver denn je. Sie wollte sein Kinn mit dem Finger nachzeichnen und ihn küssen wie ...
    O Gott. Wie gestern.
    Die Erinnerung an den Kuss kehrte plötzlich in allen Einzelheiten zurück. Er hatte sie in die Arme genommen, entschlossen, ihren Ruf zu ruinieren, und sie hatte darauf reagiert wie eine erfahrene Kurtisane, hatte ihn an sich gepresst und ihm sogar ihren Mund geöffnet. Schmerzhaft pochte ihr Kopf. Julia stöhnte und bedeckte ihr erhitztes Gesicht mit den Händen.
    „Brauchst du eine Schüssel?“ erkundigte sich Alec.
    So übel ihr auch war - niemals würde sie vor diesem Musterexemplar männlicher Schönheit zugeben, dass sie Gefahr lief, sich auf seinen hübschen blau-goldenen Teppich zu übergeben. Elend schüttelte sie den Kopf.
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter. „Tief durchatmen, Liebste. Auch das geht vorüber.“ Seine feste Stimme war so tröstlich wie seine Berührung.
    Auf einmal spürte sie eine nie gekannte Hitzewallung in sich aufsteigen. Sie wusste nicht, was mehr wehtat, ihr Kopf oder ihr Herz, aber sie wusste, dass irgendetwas in ihr gerade einen langsamen, schmerzhaften Tod starb.
    „Verdammt! Wo bleibt Chilton mit dem Rum?“
    Alec klang zornig, aber auch deutlich besorgt. Sie wünschte, er würde etwas Böses oder Verderbtes tun, damit sie eine Waffe gegen ihre ungezügelten Gefühle in der Hand hätte.
    Stattdessen jedoch strich er ihr sanft über das wirre Haar. „Soll ich jemanden für dich kommen lassen?“
    „Nein“, antwortete sie elend, „außer dir gibt es doch niemanden.“
    Nach kurzem Schweigen sagte er: „Ich meinte eine Zofe.“
    „Oh.“ Ihre Wangen brannten darauf noch mehr, und sie fragte sich, ob man wohl vor Scham sterben könne. Zum Henker mit dem Mann, in dessen Nähe sie sich so unbehaglich fühlte. Sie atmete tief durch und hob den Kopf. Wenn sie schon sterben sollte, wollte sie sich dabei nicht im Bett verkriechen wie eine dumme Gans. Sie bot all ihre Selbstbeherrschung auf und erklärte mit zittrigem Lächeln: „Ich glaube, es geht mir schon besser.“
    Er musterte sie und zog ungläubig eine Braue hoch. „Wir sollten deiner Tante eine Botschaft schicken. Sicher macht sie

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