Vermaehlung um Mitternacht
möchten.“ Diese Aussage fiel ihr schwerer, als sie gedacht hatte, aber irgendwie gelang es ihr, sie ganz natürlich klingen zu lassen.
„Zum Teufel mit dir“, fluchte er.
Julia erkannte, dass er am liebsten mit ihr gestritten hätte, es aber nicht konnte. Einmal im Leben behielt sie die Oberhand. Es war eine berauschende Erfahrung.
Trotzdem durfte sie nicht vergessen, warum sie sich auf diesen wilden Plan einließ - sie wollte den Frauen der Vereinigung helfen und Alec retten. Sie wäre bestimmt in der Lage, ihn dazuzubringen, seine Fehler einzusehen. Er war ein Mann, der jedwede ehrenwerte Bestrebung scheute, ein Wüstling, der sich nur von seinen niedrigen Instinkten leiten ließ, während sie ... Die Röte stieg ihr in die Wangen, als ihr plötzlich ihre Reaktion auf seinen Kuss wieder einfiel.
Vielleicht war sie ja auch nicht viel besser. Jedenfalls hoffte sie von ganzem Herzen, dass er ihr schamloses Benehmen auf den Rumpunsch zurückführte. Sie jedenfalls hatte es vor.
Doch erkannte sie jetzt, dass sie sich vor seinen routinierten Schmeicheleien schützen musste.
Sie begegnete seinem kalten Blick und zwang sich, gelassen zu sagen: „Eine Bedingung habe ich noch: Es muss eine reine Vernunftehe bleiben.“
Vor Zorn bebend stand der Viscount vor ihr; bestimmt hätte er sie am liebsten erschossen. „Wenn ich zu dir ins Bett steige, dann nur auf deine Einladung hin“, entgegnete er eisig. „Und vielleicht nicht einmal dann.“
Das verletzte sie, doch sie nickte. „Natürlich. Also, ist es abgemacht?“
„Keine Ahnung“, erwiderte er ätzend. „Soll ich vielleicht auch das Whist-Spiel aufgeben? Nicht mehr tanzen, weil dir der Walzer vielleicht zu lebhaft ist?“
„Nein, das ist wohl kaum nötig. Ich habe meine Bedingungen genannt.“
„Und was ist mit meinen Bedingungen?“
Sie überlegte kurz, doch schließlich meinte sie: „Ich kann mir nicht vorstellen, was Sie für Bedingungen haben sollten. Schließlich werde ich wohl kaum einen Skandal heraufbeschwören.“ „Freut mich zu hören“, fuhr er sie an.
Julia schaute auf die Uhr. „Dann sollten wir lieber gehen, ehe es zu spät ist. Uns bleibt nicht einmal mehr eine Stunde.“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu, fluchte und stolzierte durch den Raum, um seinen Mantel zu holen. Der Zorn ließ seine eleganten Bewegungen nur noch gefährlicher wirken. Er öffnete die Tür und verbeugte sich. „Nach Ihnen, Mylady.“
Die zitternden Hände ineinander verkrampft, ging Julia hinaus. Sie fragte sich, welcher Wahn sie wohl befallen hatte.
3. KAPITEL
Das Sofa war verdammt unbequem. Alec setzte sich auf und rieb sich den Nacken, froh, dass die Sonne nun auf den Teppich in sein Zimmer fiel. Unglaublich müde betrachtete er sein Bett. Bei Julias Anblick, die dort zusammengerollt auf der Seite lag, eine Hand unter ihrer Wange, kehrte sein Zorn in voller Stärke zurück.
Zum hundertsten Mal fragte er sich, welch alberne ritterliche Anwandlung ihn hatte zögern lassen, in seinem eigenen Bett zu schlafen. Da die Dienstboten auf die Schnelle kein Gästezimmer hatten herrichten können, war sein Schlafzimmer der einzige bewohnbare Raum.
Zuerst hatte ihm die Idee, seine Frau in einem kalten, leeren Zimmer unterzubringen, ja ganz gut gefallen. Doch Julia hatte fest geschlafen und war nicht einmal aufgewacht, als er sie aus der Kutsche gehoben und ins Haus getragen hatte. Sie in den Armen haltend, hatte er die Tür zu einem Gästezimmer aufgestoßen und in die schwarze Kälte gesehen. Dann hatte er unglücklicherweise nach unten geschaut. Ihr honigbraunes Haar stand ihr zerzaust von dem kleinen, weißen Gesicht ab, ihr Mund war im Schlaf leicht geöffnet. Sie schlief so unschuldig wie ein Kind, nur die tiefen Schatten unter ihren Augen verrieten, dass es ein Schlaf der Erschöpfung war. Ohne nachzudenken, zog Alec sie fester an sich und begab sich in sein eigenes Schlafzimmer.
Und jetzt saß er da, mit einem teuflisch steifen Hals, weil er seine einsachtzig Meter Länge auf einem kleinen Sofa unterzubringen versucht hatte, während seine Frau in keuschem Luxus unter seiner weichen Daunendecke lag.
Meine Frau. Leise ließ er sich die Worte auf der Zunge zergehen. Ob er es nun zugeben wollte oder nicht, sein Leben hatte sich grundlegend verändert. Zumindest für das nächste Jahr. Natürlich würde ihm dieses Jahr wie eine Ewigkeit Vorkommen, nicht zuletzt wegen Julias Bedingungen. Wütend biss er die Zähne zusammen. Julia mochte ja keusch und
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