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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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rutschte ihr von der Schulter, so daß
sie mit einer ungeduldigen Bewegung den ganzen Ärmel herunterfetzte, um die
Maschinenpistole besser mit beiden Händen halten zu können. Die ebenmäßige
Rundung ihrer hellbraunen Brust übte eine fast hypnotische Wirkung aus, als sie
herumschnellte und die dunkle Mündung der Maschinenpistole auf mich richtete.
Ihre Lippen waren zu einem verächtlichen Lächeln verzerrt.
    »Marguerita!«
Ich rief den Namen ein letztes Mal — als vergeblichen Versuch, das Entsetzliche
abzuwenden, zu dem mich der nackte Selbsterhaltungstrieb zwang.
    Dann
drückte mein Finger instinktiv auf den Abzug.
    Sie
wurde wie von einem plötzlichen Windstoß zurückgerissen und fiel neben dem
stacheligen Busch zu Boden.
    Ich
näherte mich ihr langsam. Die Kugel hatte ihren Hals durchschlagen, so daß ihr
Kopf nur noch an ein paar Muskelsträngen hing. Ihr dunkles Haar war wie
geronnenes Blut über die feuchte Erde gebreitet.
    »Traurig,
aber unvermeidlich, Señor Roberts«, sagte eine leicht gedämpfte, jedoch
keineswegs niedergeschlagene Stimme hinter mir.
    Ich
wandte mich benommen um, ohne mir selbst darüber im klaren zu sein, ob ich überrascht war oder nicht. Durch den Dschungel kam General Ortez mit elastischen Schritten auf mich zu. Ein dünner
Mann mit ernsten, intelligenten Augen befand sich in seiner Begleitung.
    »Señor
Ramirez und ich sind Augenzeugen des Vorfalls gewesen«, erklärte der General
mit aufgesetztem Pathos. »Obwohl Präsident Mendez den Tod seiner Tochter
betrauern wird, dürfte er Ihnen unter den gegebenen Umständen keinen Vorwurf
machen .«
    »Besten
Dank, General«, versetzte ich bitter. »Aber wenn Sie das nächstemal jemanden aus dem Weg geräumt haben möchten, nehmen Sie bitte nicht mich als
Henker .«
    Der
General zuckte die Achseln und verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. »Für
jede Aufgabe sucht man immer den besten Mann«, versicherte er.
    Señor
Ramirez, der Mann, der mich zu ihr geführt hatte, starrte ergriffen auf Margueritas Leiche nieder. Er sah aus, als wollte er gleich
zu weinen anfangen.
     
     
     

11
     
    »Der
Präsident ist hier in Santango ?«
    »Im
Nebenzimmer«, bestätigte General Ortez gemessen. »Wir
werden ihm in wenigen Minuten alles berichten können .«
    »Ich
hoffe, Ihre Erklärungen werden überzeugender klingen als meine«, sagte ich
mißmutig.
    »Machen
Sie sich keine Gedanken über den Tod von Señorita Mendez, Señor Roberts. Das
Schicksal hat es so gewollt .«
    »Das
Schicksal !« wiederholte ich verächtlich. »Sofern das
Schicksal ein fettes Gesicht hat und eine Generalsuniform trägt .«
    Er
musterte mich mißbilligend und schüttelte den Kopf. »Ihr Yankees habt eine so
oberflächliche Lebensphilosophie. Sie müssen immer irgend jemanden verantwortlich machen. Sie verstehen nicht, daß die meisten Dinge geschehen,
weil sie geschehen müssen, und ein Mensch selten die Verantwortung für die
Ereignisse trägt .«
    »Ihre
Philosophie klingt mir verdammt nach Rechtfertigung, General«, erwiderte ich
hitzig. »Als ob Sie insgeheim hofften, daß Mendez nicht mit dem Finger auf Sie
zeigt .«
    Er
hob die Schultern. »Der Präsident kennt die Rolle, die seine Tochter bei dem
Versuch gespielt hat, die Regierung zu stürzen. Er ist sich über die traurige
Tatsache im klaren, daß sie eine Staatsfeindin war .«
    »Sicherlich
haben Sie keine Zeit versäumt, ihm das unter die Nase zu reiben«, bemerkte ich.
    Die
breiten Doppeltüren schwangen plötzlich auf, und ein Wachtposten in grüner
Uniform mit herabhängenden Goldlitzen musterte uns. Ich konnte mich des
Eindrucks nicht erwehren, er hätte nur allzugern einen Vorwand gefunden, jemandem mit dem Gewehr, das er über der Schulter trug,
umzulegen. Aber er erkannte den General und salutierte zackig.
    Wir
betraten den großen, prunkvollen Raum und gingen über den weinroten Teppich
geräuschlos auf den mächtigen Schreibtisch und den Mann dahinter zu.
    Ich
war ihm fünf Tage zuvor in San Francisco begegnet. Er streckte mir seine
gepflegte Hand entgegen und drückte mechanisch meine rauhe Pranke.
    »Señor
Roberts«, sagte er ,ohne zu
lächeln, »Sie kennen diese Herren?« Er sah die beiden Männer nicht an, die zu
unserer Rechten vor dem deckenhohen Bücherregal standen, aber mein Blick ging
automatisch in ihre Richtung.
    Rodriguez
und Juarez standen mit verbissenen Mienen zwischen zwei uniformierten
Bewachern, die beide Maschinenpistolen in der Hand hielten. In ihren Augen
brannte

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