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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Befehlsplan. Der einzige, den Sie sich
ausdenken konnten, nachdem Sie erfahren hatten, daß der Präsident nicht
zurücktreten würde, um Ihr Leben zu retten. Rodriguez muß Ihnen das gesagt
haben — oder Juarez. Welcher der beiden sollte der neue Präsident werden ?«
    »Señor
Rodriguez will verhindern, daß der Sozialismus unser Land arm macht. Mein Vater
ist töricht und sieht nicht ein, wie gefährlich seine Ideen sind .«
    »Vielleicht
meint er, Sie sind nur zu jung und unerfahren, um die Richtigkeit eines Weges
zu beurteilen«, gab ich zu bedenken.
    Ich
hatte die ganze Zeit damit gerechnet, daß sie etwas unternehmen würde, aber die Robertsschen Reflexe scheinen doch nicht mehr ganz so
schnell zu sein, seitdem er mächtig auf die Dreißig zusteuert. Jedenfalls hatte
sie das Messer aus ihrem Gürtel gerissen und einen Stoß gegen mich geführt,
bevor ich ihr ganz ausweichen konnte. Ich spürte, wie die Messerspitze an
meiner Seite entlangschrammte, während ich ihren Arm packte und sie zu Boden
stieß.
    Ich
zückte mein Messer ebenfalls. Wir maßen uns gegenseitig mit den Augen. Marguerita
war mir gegenüber im Vorteil. Erstens blutete ich heftig, und der Anblick
meines eigenen Blutes läßt mich immer schwach werden. Zweitens lag meine Stärke
in der Handhabung von Schußwaffen. Einen Messerkampf hatte ich noch niemandem
geliefert.
    Marguerita
sah aus, als könne sie einen männlichen Körper mit einer Hand zerschneiden und
dabei mit der anderen in seine Eingeweide Knoten schlingen. Ich vollführte
einen Stoß, nur probeweise, um ein Gefühl für das Messer zu bekommen, aber
Marguerita parierte so schnell und heftig mit einem flachen Gegenstoß, daß ich
überrascht aufschrie und zurücksprang. Sie musterte mich lauernd, das blitzende
Messer in der Faust.
    »Du
bist ein feiges Schwein !« stieß sie verächtlich
hervor. Ich wich zwei weitere Schritte zurück, während
sie mir langsam folgte. Der Schweiß drang mir aus sämtlichen Poren. Ich vergaß
sogar, an meine Wunde zu denken. Es lag jetzt etwas in der Luft, ein Geschmack,
ein Geruch — beinahe sinnlich wahrzunehmen — , der
Geschmack von plötzlichem Tod und der Geruch meiner eigenen Angst. Sie folgte
mir schneller, einen Arm wie in einer Ballettpose erhoben, um mir das Messer in
den Bauch zu stoßen. Da gab ich einen schrillen Schrei von mir.
    Mit
meiner freien Hand tastete ich rückwärts und zog mir einen zehn Zentimeter
langen, roten Dom aus dem Allerwertesten. Sekundenlang hatte ich schon
geglaubt, von hinten angegriffen zu werden. Aber es war nur eine dieser
stacheligen Pflanzen, denen ich bisher erfolgreich ausgewichen war.
    Marguerita
kam näher. Sie versuchte, mich in das Nest tödlicher Spieße zurückzudrängen.
Ich wich mit, wie ich fand, bewundernswerter Behendigkeit zur Seite, packte die Señorita dabei an der Bluse und riß sie nach vorn.
    Mumm
hatte sie, das muß ich sagen. Obwohl sie mit dem Gesicht voran in den
stacheligen Busch fiel, gab sie nur ein unterdrücktes, tierisches Stöhnen von
sich.
    Ich
zog sie hastig wieder hoch, aber die Stacheln hatten ihr Werk bereits getan. Margueritas linke Wange war von einem Stachel durchbohrt,
aus ihrem schönen Mund quoll Blut. Durch die zerfetzte Bluse konnte ich sehen,
wie rote Rinnsale über ihre Haut liefen. Blut begann, auf die Khakihose zu
tropfen.
    Sie
riß sich mit unterdrückter Wildheit ein paar Stacheln aus der Magengegend und
trat zwei Schritte zurück. In ihren Augen loderte eine Leidenschaft, die sie
bei keiner Umarmung gezeigt hatte. Sie hob den rechten Arm und schleuderte das
Messer nach mir.
    Als
ich mich duckte zischte das Messer knapp an meinem Ohr vorbei. Wahrscheinlich
verdankte ich mein Leben nur der Tatsache, daß Marguerita durch ihre Verletzung
behindert war.
    Sie
machte auf dem Absatz kehrt und verschwand zwischen mannshohen Farnbüschen im
Dschungel. Ich setzte ihr nach, wobei ich mir die Seite hielt, da meine Wunde
nun wirklich zu schmerzen begann. Obwohl ich ziemlich schnell vorankam, gelang
es mir nicht, Marguerita einzuholen. Nur ab und zu hörte ich das Rascheln, mit
dem sie sich ihren Weg durch das Unterholz bahnte.
    Nachdem
ich ihr etwa zwanzig Minuten lang gefolgt war, wurde das schwache Rascheln von
einem schärferen, abgehackten Geräusch übertont: Schüsse.
    Das
Gewehrfeuer hielt etwa eine Viertelstunde an, dann verstummte es. Kurz bevor
ich den Dschungelrand in unmittelbarer Nähe der Ranch erreicht hatte, begann
eine Maschinenpistole zu rattern. Ich

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