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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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durch den Kopf gehen. Dann sagte ich
schließlich bedauernd: »Das würde mir ja alles einleuchten, wenn Sie nur keinen
Lippenstift trügen .«
    »Das
verstehe ich nicht .« Sie biß sich auf die Unterlippe
und betrachtete mich stimrunzelnd . Obwohl sich ihr
Gesicht dabei verzerrte, sah sie noch immer attraktiv aus.
    »Die
Leute hatten Sie nackt ausgezogen, wissen Sie nicht mehr? Damit Sie nicht auf
Fluchtgedanken kämen. Trotzdem paßt Ihnen dieser Khakianzug wie angegossen.
Abgesehen davon trugen Sie bei unserem Treffen in der Schlucht ganz andere
Sachen .«
    »Ich
hatte diesen Anzug zum Wechseln bei mir«, erklärte sie gepreßt. »In einer
Tasche.«
    »Wo
war die Tasche ?«
    »In
der Felsenhöhle versteckt !«
    »Als
ich Sie aus dem Haus befreite, hatten Sie keine Tasche bei sich .«
    »Aber
ich hatte Geld. Ich habe die Tasche gekauft — und die Kleidungsstücke .«
    »Und
unser Freund mit dem kleinen Schnurrbart wartete, bis Sie sich umgezogen
hatten, bevor Sie zu mir herüberkamen ?«
    »Selbstverständlich.
Sollte ich nackt kommen ?«
    »Hätte
sich mir die plötzliche Möglichkeit einer Flucht vor Entführern geboten, die
mich — Lösegeld oder nicht — eventuell umbringen würden, wäre mir das eine
Erwägung wert gewesen. Aber vorausgesetzt, Sie hätten Sachen angezogen, die
unser Freund zweifellos für Sie hätte besorgen können — ich glaube nicht, er
wäre geduldig genug gewesen zu warten, bis Sie auch noch Ihren Lippenstift
aufgetragen hätten .«
    »Den
durfte ich schon in meinem Zimmer benutzen. Ich hatte ihn bereits auf den
Lippen .«
    »Welch
reizvoller Aufzug, Marguerita. Genau die Art von Mode, der ein Mann wie ich von
ganzem Herzen zustimmen kann: nichts außer Lippenstift! Da brauchten sich die
Frauen nur noch über den Farbton den Kopf zu zerbrechen .«
    »Sie
sind gar nicht witzig, Señor Roberts .«
    »Und
Sie sind eine Lügnerin, Señorita Mendez .«
    »Sie
sprechen mit der Tochter des Präsidenten, Señor Roberts«, erinnerte sie mich
kühl.
    »Die
Tochter des Präsidenten ist eine Lügnerin«, wiederholte ich entschieden. »Jetzt
erzählen Sie mir, wer diese Kerle in der Räuberkluft waren. Und vielleicht
können Sie mir auch erklären, warum unser Freund Sie mit einem gezückten Messer
zwingen mußte, mit mir zu gehen .«
    »Er
hat mich nicht...«, begann sie heftig, merkte jedoch sofort, daß sie damit
nichts bei mir erreichen würde.
    »Der
Lippenstift hat mir die Augen geöffnet. Als ich über ihn nachzudenken anfing,
kamen mir plötzlich all die Tatsachen zu Bewußtsein, die mich schon längst
hätten stutzig machen müssen. Nur Ihre Person hat mich so lange geblendet. Es
ist schwer für einen Mann, von einem Menschen das Schlimmste anzunehmen, der an
das Beste in ihm appelliert .«
    »An
die Bestie in ihm, wollten Sie wohl sagen«, korrigierte sie verächtlich. »Aber
nachdem Sie nun die Tatsachen kennen, warum lassen Sie mich nicht an Ihrem
Wissen teilhaben? Es wäre eine amüsante Geschichte, die ich meinem Vater
erzählen könnte, bevor er sie erschießen läßt .«
    »Erschießen!
In Ihrem Land scheint jeder jeden erschießen zu wollen, der nicht auf seiner
Seite steht .«
    »Und
Sie stehen nicht auf meiner Seite ?«
    »Das
könnte ich nur beantworten, wenn ich wüßte, welches Ihre Seite ist. Aber der
Mann, der mich engagiert hat, war Ihr Vater, und ich bin der Meinung, ich kann
anständigerweise nur seine Interessen vertreten .«
    »Und
die wären ?«
    »Sie
nach Santango zu bringen und dort zu behalten, bis er
zurückkommt. Und Sie zugleich daran zu hindern, General Ortez anzuschwärzen.«
    »General Ortez ist ein Verräter !«
    »Falls
jemand ein Verräter ist, können das eigentlich nur Sie sein«, sagte ich
niedergeschlagen. »Aus welchem Grund? Ich kenne viele Mädchen, die ihre Väter
hassen, aber treiben Sie Ihre Abneigung nicht ein bißchen zu weit ?«
    »Ich
hasse meinen Vater nicht«, erklärte sie ruhig. »Ich hasse nur seine Politik .«
    »All
Ihre Erklärungen über Ihren Haß gegen Diktatoren sollten mir also nur Sand in
die Augen streuen? Sie wollten General Ortez loswerden, damit einer der Obristen, die mit Ihren Ansichten übereinstimmen,
die Armee übernehmen kann. Zweifellos der Oberst, auf dessen Ranch wir waren.
Und wenn Ihr Vater zurückgekehrt wäre, hätte er einer Militärmacht
gegenübergestanden, die ihn zum Rücktritt gezwungen hätte. Sie wollten mich
mißbrauchen, ihn davon zu überzeugen, daß Ortez gehen
müsse. Es war von Anfang an ein

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