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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Parkraum
fehlte. Ab frühem Abend reihte sich Wagen an Wagen.
    Die TKKG-Bande stellte die Drahtesel
zusammen. Jeder wurde mit dem Kabelschloß gesichert. Sie traten ins Haus. Karl
trug die Weinflasche. Im Parterre hatte man die Wände gekachelt. Es gab einen
ältlichen Fahrstuhl, aber der war heute defekt (kaputt), jedenfalls
außer Betrieb.
    Klößchen grummelte Flüche hinter
geschlossenen Zahnreihen, weil er jetzt sechs Stockwerke hochsteigen mußte. Die
Treppe wandt sich, umschlang den Treppenschacht.
    In jeder Etage beugte Klößchen sich
übers Geländer.
    „Damit... bekämpfe ich den Schwindel“,
japste er. „Bin nämlich nicht schwindelfrei.“
    „Auch andere lügen“, lachte Tarzan.
    Endlich waren sie oben.
    Neben Hubi wohnte eine Kunstmalerin.
Jedenfalls hing ein Messingschild an der Tür: Nicole Tepler — Kunstmalerin.
    „In die, heißt es“, wisperte Gaby, „soll
er verknallt sein. Einer aus der 11a will das gehört haben. Finde ich gut. Hubi
ist Kunsterzieher, sie Malerin. Gleiche Interessen verbinden.“
    „Ich bin auch sehr froh“, grinste
Tarzan, „daß du dich für Judo interessierst.“
    „Waaaaas?“
    Immerhin ergriff sie seinen Arm und
versuchte, ihn abzureißen. Tarzan ließ es zu, während Karl und Klößchen
lächelten.
    „Jetzt ist er lang genug“, meinte er
schließlich. „Ich kann mich in der Kniekehle kratzen. Aber die richtige Technik
muß ich dir noch beibringen.“
    Gaby war total erschöpft. Für einen
Moment lehnte sie sich an Tarzan. Rasch drückte er seine Nase in ihr Goldhaar.
Dann standen sie vor Porsche-Hubis Tür, und Karl klingelte.
    Im Apartment stürzte ein Schrank um. So
hörte es sich an.
    Dr. Knoth öffnete.
    Hoppla! dachte Tarzan. Wie sieht er
denn aus? So kaputt kann kein Arm sein. Was ist los, Hubi?
    Knoths sportgestählte Figur hing
ungewohnt schlaff im Sommerpullover, der keine Ärmel besaß. Der linke Arm war
eingegipst von den Fingern bis zur Schulter, der Ellbogen angewinkelt. Knoth
hatte rotblondes Haar und ein sympathisches Lausbubengesicht. Sonst war es
frisch und eher rot. Jetzt wurde es überzogen von wächsener Blässe.

    Erschreckt starrte er die vier Freunde
an. „Gott sei Dank! Ihr seid’s“, murmelte er matt. „Kommt rein.“
    Die vier tauschten Blicke. Dann folgten
sie der Aufforderung.
    Die Diele war dunkel und führte in das
große Apartment, wo die Decke schräg war. Zwei Dachfenster sorgten für
Helligkeit. Das größere ließ sich nicht öffnen. Das andere war eine Luke.
Unwillkürlich blickte Tarzan in den blauen Himmel hinauf, wo eine
Passagiermaschine im Steilflug Höhe gewann.
    Hubis Einrichtung entsprach einer
Studentenbude. Alles war ein wenig schlampig, aber man konnte sich wohlfühlen.
    „Wir wollten nach Ihnen sehen“, sagte
Gaby. „Wie geht’s mit dem Arm? Wir haben eine Flasche Wein mitgebracht.“
    „Nett von euch. Danke! Setzt euch. Hm!
Guter Wein.“ Er übernahm die Flasche von Karl und studierte das Etikett. „Den
trinke ich gern.“
    Ein Seufzer folgte — so lang, daß er
bis ins Parterre reichte. Dann versuchte Porsche-Hubi ein Lächeln, aber er war
kein Schauspieler.
    Die TKKG-Freunde erschraken. Hatte er
solche Schmerzen, der Junglehrer? Mußte der Arm amputiert (operativ
abnehmen) werden?
    „Sie sehen aus wie der Tod auf Latschen“,
sagte Tarzan. „Ich könnte mich zerreißen, daß das passiert ist. War’s schlimm
im Krankenhaus?“
    „Im... Ach, du meinst den Bruch? Das
ist harmlos.“ Rechtshändig wischte er mit wegwerfender Geste durch die Luft. „Glatt
und unkompliziert. In vier Wochen stehe ich wieder auf der Matte. Dann, Tarzan,
nehme ich dich in den Würgegriff, daß dir die Ohren abfallen.“ Er lachte.
    Es klang gespenstisch.
    „Also keine schlimme Sache?“ stieß
Tarzan nach.
    „Überhaupt nicht.“
    „Ich war schon ganz ausgerastet. Aber
jetzt bin ich wieder voll drauf. Von Ihnen, Doktor, kann man das nicht sagen.
Wen erwarten Sie denn? Sie waren eben sehr erleichtert, als Sie merkten, daß
wir’s sind. Können wir Ihnen helfen? Ich meine, wenn Krawall im Karton ist,
können Sie mit einem Arm keinen aufmischen.“
    Porsche-Hubi blickte ihn an, als sähe
er ihn nicht. Seine Augen wirkten wie feuchte Pflastersteine. Daß er nicht
heulte, verdankte er seiner inneren Elaltung. Aber die hielt nicht lange.
    Kopf und Schultern sackten nach vorn.
Der gesunde Arm baumelte. Gips stieß an die Tischkante. Knoth schnüffelte.
    „Ich... bin ein Schwein“, flüsterte er.
„Ein Lügner. Pfui,

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