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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Reggie ins Haus führen.
    Jordan kniete auf allen Vieren in seiner Zelle und schüttelte die Würfel in seiner Hand. Seine Zellenkumpane, die beiden verwahrlosten, übel riechenden Ganoven – oder ging dieser Geruch inzwischen auch von ihm selbst aus? – hockten hinter ihm, trampelten mit den Füßen und schrien. Jordan würfelte; die Würfel kullerten über den Boden und prallten gegen die Wand. Zwei Fünfer.
    »
Zut alors!
« stöhnten seine Mithäftlinge.
    Jordan reckte triumphierend die Faust in die Höhe. »
Oh, là là!
« Erst jetzt bemerkte er die Besucher, die ihn durch die Gitterstäbe ansahen. »Onkel Hugh!« sagte er und sprang auf die Füße. »Bin ich froh, dich zu sehen!«
    Hugh sah sich ungläubig in der Zelle um. Auf einer Pritsche war ein rot-weiß kariertes Tischtuch ausgebreitet, darauf standen ein Teller mit Rindfleischscheiben und pochiertem Lachs sowie eine Schüssel Trauben. Eine Flasche Wein war in einem Plastikeimer kalt gestellt. Und auf einem Stuhl neben dem Bett erblickte er ordentlich aufgereiht ein halbes Dutzend Bücher im Ledereinband, außerdem eine Vase mit Rosen. »Und das ist ein Gefängnis?« witzelte Hugh.
    »Oh, ich habe es uns ein bisschen schön gemacht«, sagte Jordan. »Das Essen hier ist ungenießbar, also habe ich mir was kommen lassen. Und etwas Lesestoff dazu. Aber«, sagte er mit einem Seufzen, »leider ist es trotzdem immer noch zu sehr Gefängnis.« Er tippte gegen die Gitterstäbe. »Wie man sieht.« Er sah Daumier an. »Sind wir soweit?«
    »Wenn Sie noch wollen.«
    »Ich habe keine andere Wahl, oder? Wenn man die Alternative bedenkt.«
    Der Wärter sperrte die Zellentür auf, und Jordan ging hinaus. Sein Kleiderbündel hatte er dabei. Aber er konnte nicht gehen, ohne sich ordentlich von seinen Zellengenossen zu verabschieden. Er drehte sich um und sah, dass Fofo und Leroi ihn traurig ansahen. »Das war’s dann wohl«, sagte er. »Es war …«, er dachte einen Moment nach, weil ihm das richtige Wort nicht gleich einfiel, »eine einzigartige Erfahrung.« Einem inneren Impuls folgend, warf er dem ungläubigen Fofo seine maßgeschneiderte Leinenjacke zu. »Ich glaube, die könnte dir passen«, sagte er. »Trag sie in Ehren.«
    Er winkte ihnen noch einmal zu und folgte dann seinen Begleitern. Sie verließen das Gebäude und stiegen in Daumiers Wagen.
    Sie fuhren zum Ritz – Jordan wohnte wieder im selben Zimmer. Ein durchaus angemessener Ort für einen Mordanschlag, dachte er sarkastisch, als er aus der Dusche kam und einen frischen Anzug anzog.
    »Kugelsichere Fenster«, sagte Daumier. »Mikrofone im vorderen Zimmer. Gegenüber im Flur sind zwei Männer stationiert. Und das hier ist für Sie.« Daumier griff in seine Aktentasche und entnahm ihr eine automatische Pistole. Er gab sie Jordan, der mit hochgezogenen Brauen die Waffe begutachtete.
    »Worst-case-Szenario? Ich soll mich selbst verteidigen?«
    »Eine Vorsichtsmaßnahme. Kennen Sie sich damit aus?«
    »Ich denke, ich werde zurechtkommen«, antwortete Jordan und hantierte wie ein Profi am Abzug herum. Er sah Richard an.
    »Und jetzt?«
    »Essen gehen im Hotelrestaurant«, sagte Richard. »Lassen Sie sich Zeit, und sehen Sie zu, dass möglichst viele Angestellte auf Sie aufmerksam werden. Geben Sie ein großzügiges Trinkgeld, benehmen Sie sich auffällig. Und anschließend kehren Sie auf Ihr Zimmer zurück.«
    »Und dann?«
    »Warten wir ab, wer klopft.«
    »Und wenn keiner klopft?«
    »Keine Sorge«, sagte Daumier. »Die kommen schon. Garantiert.«
    Amiel Foch erreichte der Anruf knapp dreißig Minuten später. Es war das Zimmermädchen – dieselbe Frau, die eine Woche vorher so nützlich gewesen war, als er sich Zutritt zu den Suiten der Tavistocks hatte verschaffen müssen.
    »Er ist wieder da«, berichtete sie. »Der Engländer.«
    »Jordan Tavistock? Aber der ist doch im Gefängnis …«
    »Ich habe ihn gerade im Hotel gesehen. Zimmer 315. Er scheint alleine zu sein.«
    Foch verzog überrascht das Gesicht. Vielleicht hatten die Beziehungen dieser Tavistocks gefruchtet. Er war jetzt wieder ein freier Mann – und ein verwundbares Ziel. »Ich muss in sein Zimmer«, sagte Foch. »Heute Abend.«
    »Das geht nicht.«
    »Sie haben es schon einmal getan. Ich bezahle das Doppelte.«
    Das Zimmermädchen schnaubte verächtlich. »Das reicht nicht. Ich setze schließlich meinen Job aufs Spiel.«
    »Ich bezahle mehr als genug. Geben Sie mir nur einfach wieder den Generalschlüssel.«
    Stille. Dann sagte die Frau:

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