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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Schlitz steckte. Den Code eingab. Die dicke Schließfachtür öffnete.
    Im selben Augenblick setzten sich zwei Männer gleichzeitig in Bewegung. Einen von ihnen hatte er die ganze Zeit schon beobachtet. Der Kerl lungerte rauchend und telefonierend vor den Toiletten auf der anderen Seite des Korridors herum. Der andere tauchte völlig überraschend auf. Er kam von links, aus einer Ecke, in der er ihn nicht hatte sehen können. Sil beobachtete, wie sie auf Alex zugingen, der gerade dabei war, die schweren Reisetaschen aus dem Schließfach herauszuzerren. Sie schnitten ihm den Weg ab. Als Alex die Taschen endlich herausgezogen hatte und sich gerade umdrehen wollte, sprach einer der beiden ihn an. Sil konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber er sah, wie sie mit den Köpfen nickten. Alex wehrte sich, wüst mit den Armen fuchtelnd, doch dann erstarrte er plötzlich und übergab den Männern widerwillig die beiden Reisetaschen. Der Typ mit dem Handy telefonierte. Alex stand mit ergebenem und verwirrtem Gesicht daneben.
    Kurz darauf sah er aus den Augenwinkeln heraus, wie sich ein weiterer Mann näherte. Der Mann trug einen Hut und einen schicken, langen Wollmantel. Es war unverkennbar der Rotterdamer Russe. Er zog noch immer ein Bein nach. Ihm dicht auf den Fersen folgte ein junger Kerl. Energisch, mit unstetem Blick. Etwa siebzehn Jahre alt. Höchstens zwanzig. Sil erkannte den jungen Mann sofort wieder. Es war der, der die Zufahrt des Industriegebietes in Rotterdam bewacht hatte. Den er mit zwei Schlägen auf den Kopf betäubt hatte. Denn er wie eine Roulade verschnürt und in die Sträucher hineingezogen hatte. Der Junge mit dem Revolver, der zu viele Westernfilme geguckt hatte. Er hatte es also überlebt, und die Erfahrung war offenbar nicht abschreckend genug gewesen. Wahrscheinlich hatte sie ihn nur noch härter und vorsichtiger gemacht.
    Die Gruppe stand nun schon seit einer ganzen Weile beisammen. Der hinkende Russe hockte vor den Taschen und inspizierte deren Inhalt. Wühlte darin herum, schaute den Gang entlang und danach wieder in die Taschen hinein. Sil kam es vor wie eine Ewigkeit. Er konnte nicht alles erkennen, zwei der Männer standen genau in seinem Blickfeld. Sie redeten miteinander, lachten. Alex stand daneben, etwas blass um die Nase, und sah zu, wie die Reisetaschen inspiziert wurden. Neben ihm stand der dritte Mann, der ihn anscheinend ziemlich effektiv eingeschüchtert hatte. Sil konnte sich vorstellen, wie sich Alex fühlte. Ihm war gewiss nicht wohl in seiner Haut. Aber Sil wusste auch, dass das alles noch nicht viel zu bedeuten haben musste. Noch war der Ausgang der ganzen Aktion völlig ungewiss.
    Plötzlich schwoll der Strom der Reisenden im Korridor stark an. Der Intercity aus Amsterdam war eingetroffen. Eine Menschenmasse wälzte sich von den Bahnsteigen aus die Rolltreppen neben dem Lokal hinauf und dann in Richtung Ausgang. Sil konnte nur noch hin und wieder einen Blick auf die Gruppe erhaschen. Er sah, wie sich der Rotterdamer Russe entfernte, gefolgt von dem jungen Kerl, der sich die beiden Reisetaschen über die Schulter geworfen hatte. Sil sah sie auf die Rolltreppe zugehen und langsam in Richtung Straßenniveau hinuntersinken. Ihr Abzug nahm höchstens einige Sekunden in Anspruch.
    Er blickte wieder nach links. Alex und die beiden Männer. Sie waren verschwunden.
    Er legte die Brille vor sich auf den Tisch. Suchte den ganzen Korridor ab. Hielt nach auffälligen Merkmalen Ausschau. Der schwarzen Mütze. Nach einer Gruppe von drei Männern. Doch das Gedränge war einfach zu dicht. Hunderte von Menschen, die es alle eilig zu haben schienen. Er wurde ein wenig nervös. Wie viel wusste der Rotterdamer Russe? Was hatte Anna ihm erzählt? Hatte Alex ihn vielleicht davon überzeugt, dass er hereingelegt worden war? Dass der wahre Täter in Zeist wohnte und hier in Den Bosch eine Freundin hatte? Und wenn ja, hatten sie ihm geglaubt? Waren der Russe und sein Handlanger jetzt vielleicht auf dem Weg zu Susan? Er konnte diese Möglichkeit nicht ausschließen. Zugleich kam ihm der Gedanke, dass Alex und der Russe vielleicht ganz dicke Freunde waren und dass Alex ihn erkannt hatte, hier, in der Bahnhofshalle. Alex hatte ein paarmal in seine Richtung geschaut, aber er hatte sich sicher gefühlt. Möglicherweise zu Unrecht. Plötzlich beschlich ihn ein Gefühl des Unbehagens. Es kroch an seinem Rückgrat hoch wie ein eiskalter Hauch.
    Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. Mach dich nicht verrückt,

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