Verschärftes Verhör
Loyalität gegenüber seinem Freund Stuart. Jede andere Erklärung hätte seinem Wesen widersprochen.
»Schwester?«
Kat hob den Kopf und sah eine junge Marokkanerin neben sich stehen. Sie war groß und überraschend schön, trug schicke Designerjeans und eine elegante Jacke. Ihr Gesicht war unverschleiert, und das Haar fiel locker unter einem lässig befestigten Kopftuch herab.
Sie deutete nach vorn, der Bus war leer. »Kommst du nicht mit uns?«, fragte sie verwundert.
Kat nickte, stand auf und ging durch den schmalen Gang nach vorn. Draußen hatten sich die Reisenden auf einem staubigen Fleckchen Erde versammelt. Einige Männer füllten Wassereimer aus einem großen Plastikkanister, der im Kofferraum des Busses stand. Die beiden Frauen beteten noch immer, neigten sich wie Tänzerinnen bei jedem Rakat, wobei ihre schwarzen Gewänder wie neutrale Flaggen im Wind flatterten.
Kat blieb an der Tür stehen. Es war ein tiefer Schritt, hinein in die Kälte und den Wind und die Dunkelheit. Eine Verpflichtung, dachte sie, als sie sich an ihren Bruder und dessen langen, schwerelosen Sturz erinnerte. Fard, das arabische Wort für jene Dinge, zu denen wir verpflichtet sind. Da begriff sie, dass die Liebe selbst eine Verpflichtung war, der man sich unterwerfen musste, und dass man dazu einen großen Teil seines Selbst aufgeben musste. Dann trat sie hinunter und spürte, wie die Erde sie herabzog.
»Schwester!«, rief eine der Frauen und winkte sie zu sich. »Hier, Schwester!«
Sie ging hin. Als sie mitten unter ihnen war, zog sie Strümpfe und Handschuhe aus, enthüllte Hände und Füße, als empfinge sie einen Liebhaber. Ihr Atem wölkte dicht in der bitteren Morgenluft, ein vertrautes Gemisch aus Gerüchen: Safran und Koriander, feuchte Wolle und süßes Parfum. Dazu die Gerüche des weiblichen Körpers: Blut, Sex und saure Milch. Kat beugte sich mit den anderen über den Eimer und tauchte die Hände bis zu den Gelenken ins eisige Wasser. Sie reinigte ihren Körper für das Gebetsritual und bereitete sich darauf vor, wie wir es alle tun müssen, die Gnade zu empfangen, die vielleicht gewährt werden würde.
Danksagung
Mein aufrichtiger Dank gilt den üblichen Verdächtigen: Simon Lipskar, Dan Conaway und dem ganzen Team bei Writers House; Mark Tavani, Jane von Mehren und all den unglaublich talentierten Menschen bei Random House, die an diesem Buch mitgewirkt haben; Bill Massey und allen bei Orion. Ich danke auch meiner Familie und meinen Freunden, vor allem meinem Ehemann Keith, der mir immer Selbstvertrauen geschenkt hat, und meiner lieben Freundin und Mit-Exilantin Julie Tisone, ohne die ich vielleicht nicht überlebt und dieses Buch geschrieben hätte.
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