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Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Verschieden - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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zieht. So viel essen, wie ich will. Und es stimmt schon, ab und zu habe ich diese Rückenschmerzen, vielleicht kommt das aber auch vom Herzen. Ich bin dreiundvierzig, irgendein Arzt hat mir vor geraumer Zeit gesagt, dass mein Blutdruck zu hoch sei. Ich habe das Problem gelöst, indem ich nicht mehr zu ihm gegangen bin. Als Jugendliche habe ich eine Menge Sport getrieben, ich war in so gut wie allen Leistungsgruppen unseres Gymnasiums – natürlich auch, um durch das Training dem restlichen Unterricht zu entkommen. Aber das ist – ich rechne nach und kann es nicht glauben – fünfundzwanzig und mehr Jahre her. Ein Vierteljahrhundert. Im Radio haben sie neulich eine der Vorzeigemanagerinnen interviewt. Es ging ums Alter und ums Altern und wie sie damit umgehe. Die Managerin war gerade ein Jahr älter als ich. Muss man da schon ans Alter denken? Das Fitnessstudio ist ganz schön teuer. Wenn ich eine Halbjahreskarte nehme, bringt mich vielleicht der Geiz zum Trainieren. Andererseits: Ich habe auch Skiliftkarten nie wirklich ausgenutzt, bin niemals schon um acht auf der Piste gestanden und gefahren, bis die Sonne längst hinter den Bergen verschwunden ist und man nur noch weiß, dass dieses Stück Eis im Gesicht die Nase ist, weil es beim Auftauen weh tut.
    Noch immer telefonierend, schiebt uns Hiller zwei Anmeldeformulare herüber. Der rote Stempelaufdruck ist nicht zu übersehen: »1 Monat gratis + umsonst, aber nicht vergebens!« Offenbar hat er auch Sprachkünstler in seinem Team.
    Ich nuckle an meinem Ananas-Maracuja-Shake, der ist wirklich gut. Karibische Erinnerungen werden wach. Schwimmen im warmen Meer, das wäre etwas. Und wie aufs Stichwort sagt er: »Sie haben sich unsere Pool-Landschaft im Keller noch nicht angesehen.«
    Ich habe genug Material, aber bevor ich das sagen kann, ist Hiller samt Telefon schon wieder unterwegs, diesmal zu einem, den ich von irgendwoher kenne. Sieh an, Thomas Neuber, Burgtheaterschauspieler, hat in ein paar wirklich guten Filmen mitgespielt.
    Gerda füllt ihr Formular aus, und plötzlich kommen mir die 1.200 Euro für ein halbes Jahr nicht mehr so viel vor – noch dazu, wo wir einen Monat gratis haben. Oder doch nicht? Reste meiner juristischen Ausbildung, vielleicht auch bloß übrig gebliebener Instinkt, raten mir, genauer hinzusehen: Wir zahlen sechs Monate voll – und bekommen einen siebenten als Draufgabe. Was soll’s. Vielleicht wirst du schlank und schön und fit, Mira, hier trainieren nicht nur Fleischberge.
    »Mein Mann … Es ist mit ihm nicht mehr auszuhalten, immer wenn ich in der Früh wegwill, geht es los«, sagt Gerda unvermittelt, als wir die Formulare abgegeben und vom Jüngling in Weiß neben der Kopie einen Überweisungsschein bekommen haben.
    »Wie?«
    »Er sagt dann, er könne sich schon vorstellen, wohin ich gehe, er müsse mit mir reden, und das sofort, über unsere Beziehung und wie ich mir die Zukunft vorstelle und dass ich doch das Wichtigste in seinem Leben sei und so weiter.«
    »Und wie kommt er darauf?« Angestrengt überlege ich, ob ich ihren Mann kenne.
    »Es war alles in Ordnung, mehr oder weniger. Aber seit ich regelmäßig arbeite, gibt es nur noch Probleme.«
    Gerda ist erst vor einigen Monaten zum »Magazin« gekommen. »Warum?«, frage ich.
    »Ich war bis vor zwei Jahren daheim bei den Kindern, gerne übrigens, ganz ehrlich. Dann habe ich die letzte Prüfung auf der Hochschule gemacht, und ich bin zu einem Fotografen gegangen – Mattei, der ist wirklich gut. Zuerst hat mein Mann nicht viel gesagt, außer, dass ich das nicht notwendig hätte und doch weiter Bilder malen oder Familienfotos machen könne. Ich hab an der Hochschule Malerei und Fotografie studiert. Aber Familienfotos … das ist nicht gerade das, was ich will. Und Malerei – ehrlich gesagt glaube ich, ich hab kein herausragendes Talent. Als Hobbymalerin will ich mich aber auch nicht sehen.«
    »Du bist eine super Reportagefotografin, das weißt du.«
    »Na ja, jedenfalls ist er immer eifersüchtiger geworden, hat behauptet, ich hätte mit Andre Mattei ein Verhältnis, was wirklich absoluter Schwachsinn war. Aber natürlich habe ich eine Menge neuer Leute kennengelernt, und mit denen bin ich auch ausgegangen. Mein Mann bleibt lieber daheim, diese Szene interessiert ihn nicht. Er hat mich zu nächtelangen Gesprächen über unsere Beziehung gezwungen, die Kinder haben natürlich auch etwas mitgekriegt, sie sind sechzehn und achtzehn. Es war lähmend. Ich hab immer wieder

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