Verschleppt
dann immer lauter. Es brach aus ihr heraus. Die Wahrheit überrollte sie wie eine Sturzwelle. „Nein, Patrick. Bitte sag, dass das nicht wahr ist.“ Er starrte sie an. „Doch, es ist wahr. Dein Göttergatte Joseph hatte Gefallen an mir gefunden.“ Martha schüttelte heftig den Kopf. „NEIN. Warum?? Warum hast du mir nichts davon erzählt?“ „Mum, ich war gerade mal 9! Er sagte, du hättest es ihm erlaubt! Das hat er gesagt.“ „Nein!“, schrie Martha, als Patrick weiter erzählte. „Als ich älter wurde, war ich nicht mehr spannend genug für ihn, dann hat er mich nur noch verprügelt.“ Sara erstarrte, sie begriff langsam alles. Marthas Augen waren weit geöffnet. Lilly schaltete sich ein. „Patrick, wusste dein Vater davon?“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Nein, er hatte doch nur Joshua im Kopf.“ Seine Körperhaltung war wie die von einem Kind, als er weiter sprach. „Dad hat mich vor Jahren dabei erwischt, wie ich unseren Nachbarsjungen in eine Grube geworfen habe und dort eine Woche versteckt hielt. Ich war gerade mal 13! Als ich ihm Wasser gebracht habe, hatte mich Dad beobachtet. Er war schockiert und hat mich in Therapie gesteckt. Ohne Erfolg. Irgendwann dachte er, ich habe es im Griff, aber er lag falsch. Er hat mich einfach nur nicht mehr erwischt. Dann kam der Vorfall an meiner Schule, wo ich die beiden Jungen mit einer Eisenstange verprügelt habe. Einer wäre fast gestorben. Dann konnte ich es vor Mum auch nicht mehr verbergen und ich kam wieder in Therapie, dort lebte ich, bis ich 21 Jahre war. Dieses Mal war es eine geschlossene Einrichtung.“ Martha schluckte, sie musste in die Hocke gehen, damit ihre Beine nicht unter ihr wegsackten. Auch Sara war sichtlich mitgenommen von dem, was sie da hörte. „Und dann, Patrick. Was ist dann passiert?“, fragte Lilly vorsichtig. Er schaute sie aus verweinten Augen an. „Ich hatte es im Griff, als ich nach Hause kam. Ich hatte es wirklich im Griff. Aber dann fing Joseph wieder an, mich zu verprügeln. Es war nicht nur ein Prügeln, er war ein Sadist. Meine Eltern dachten, ich würde mich nur mit den Jungs anlegen und hätte deswegen ständig blaue Flecken. Aber Joseph hat mich erniedrigt, wann immer er konnte. Ich habe es lange hingenommen und ertragen, aber dann kamen die Kinder da unten und...“, er unterbrach kurz und rieb sich die Augen. „Dad schöpfte aber Verdacht und warnte mich mehrfach, die Finger von den Kindern zu lassen.“ Er lachte höhnisch auf. „Ich konnte aber nicht anders. Ich habe mit den Kindern getan, was Joseph mit mir getan hat - immer und immer wieder.“ Sara dachte an die körperliche Überlegenheit von Joseph und sie registrierte Patricks verkommene Fingernägel, die mit Dreck überzogen waren. „Warum bist du nicht weg von zuhause? Du warst über 20!“, warf Lilly ein. Er hob die Hand. „Ich konnte meine Mum und Hannah doch nicht alleine mit dem Kerl lassen! Wer weiß, was er mit ihnen gemacht hätte.“
Martha weinte und flehte Patrick an. „Schatz, ich wusste von alldem nichts, ich habe vor ein paar Tagen erst von Josephs widerlichem Doppelleben erfahren. Das Monster kommt hinter Gitter. Das musst du mir glauben! Bitte!“ Stille, dann brüllte Patrick aus voller Kraft los. „ICH GLAUBE DIR ABER NICHT!“ Er holte erneut mit der Schaufel aus und dieses Mal wollte er zuschlagen. Sein Zorn hatte ein neues Niveau erreicht, er war kurz davor zu explodieren. Mit erschreckender Klarheit registrierte Sara jedes Detail: die weitaufgerissenen Augen und das unerbittliche Anspannen der Sehnen in seinem Arm, als sich seine Finger immer fester um die Schaufel schlossen. Martha schrie. „NEIN!“ Sara und Lilly stürmten auf Patrick zu. Ein Schuss. Patrick schrie und sackte zusammen, ließ die Schaufel fallen. Er hatte seine Augen vor Schmerzen zusammengekniffen. Cruz hatte ihn in das rechte Bein getroffen. Martha schrie ebenfalls, ging in die Knie, hielt ihr Gesicht in ihren Händen und weinte fürchterlich. Sara stürmte zu dem Müllsack und riss ihn auf. Sie war ganz hektisch. Ihr ganzer Körper zitterte. Noah hatte die Augen zu, aber er atmete. Sara beruhigte sich langsam und hob ihn behutsam raus und hielt ihn im Arm. Lilly kümmerte sich um Patrick, er krümmte sich und sein Bein blutete stark. Überall war Blut. Lilly band ihm das Knie ab. Er würde durchkommen, dachte sie. Shawn rief einen Rettungswagen.
Matt war mittlerweile auch im Garten und lief zu Sara und Noah. Nach dem Schuss hielt ihn nichts
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