Verschleppt
Gerechtigkeit. Zu dieser Zeit befand sich nur Jason da unten.“ Seine Miene signalisierte, dass er darüber nachdachte, mehr zu erzählen. Sara dachte nach. Sie hätte ihrem Dad auch alles geglaubt, was er ihr sagt. Patrick fuhr fort. „Dad sagte, dass er mir vertraut und er hofft, ich würde das alles richtig verstehen. Er hat mir dann seine Ersatzschlüssel für das Verlies gegeben.“ Lilly spürte, dass sie einen Draht zu Patrick hatte. Sie wollte weiterfragen, doch Sara unterbrach sie. „Warum hast du die Jungen missbraucht und gequält? WARUM, Patrick?“ Patrick erstarrte und sein Blick wurde wieder eisig, als er Sara direkt in die Augen blickte. „Weil es die kleinen Scheißer verdient hatten und sie genauso leiden sollten, wie ich es musste!“ Sara verstand kein Wort, doch es schien auch zu spät dafür zu sein. Patrick hob schlagartig die Schaufel hoch und holte aus. Cruz setzte seine Pistole an, er hatte freie Sicht. Lilly beobachtete die Szene, obwohl die Sonne sie blendete. Wie benommen nahm sie die folgenden Momente wahr. Durch einen Schimmer sah sie auf Patricks verheultes Gesicht, sie hörte mehrere Stimmen, die alle durcheinander riefen – gedämpft wie aus großer Ferne. Lilly wollte auch schreien, doch da hörte sie hinter sich eine Stimme, die verzweifelt brüllte. „Patrick, mein Schatz. NEIN.“ Es war Martha.
Kapitel 59
Martha stand mit Shawn in der Terrassentür. Alle verharrten. Sara blieb stehen, Patrick setzte die Schaufel ab und Cruz senkte seine Waffe, er verharrte aber hinter der Hecke. „Mum, verschwinde. Bitte.“ Patrick hatte die Augen weit aufgerissen und klang flehend. „Schatz, was tust du denn da?“ Martha ging auf Patrick zu. „Bleib, wo du bist, Mum.“ Sie hob ihre Hände. „Junge, was ist denn los mit dir? Noah hat dir doch nichts getan. Lass ihn laufen. Bitte.“ Patrick war aufgebracht. „Laufen lassen?“ Martha nickte, ihr Gesicht war aschfahl. Patrick ging nervös auf und ab. „Mum, diese Familie hat unsere Familie zerstört. Dad hat mir alles erzählt. Und jetzt ist Dad auch tot. Wenn die damals Joshua gefunden hätten, wären wir vier jetzt alle noch zusammen, als eine Familie!“ Martha versuchte, Patrick zu besänftigen, aber er schrie immer weiter. Seine Atemzüge waren kurz und hektisch. „Die sind verantwortlich für das Leid, was unserer Familie widerfahren ist. Und ich werde ihnen jetzt das gleiche Leid zufügen.“ Martha hob die Arme und schrie Patrick an. „DEIN Vater ist für das Leid verantwortlich, was uns widerfahren ist. Er alleine. Durch seinen Hass. Und jetzt hat er auch dich damit angesteckt.“
Martha ging einen weiteren Schritt auf Patrick zu. Sie sprach ruhiger. „Schatz, ich habe genauso gelitten unter Joshuas Verschwinden. Ich habe mich jede Nacht in den Schlaf geweint. Du hast mir damals die Kraft gegeben, das alles irgendwie zu überstehen. Du warst das, mein Schatz.“ Martha schaute Patrick liebevoll an. Nur so, wie eine Mutter ihr Kind anschauen konnte. Patrick hörte ihr zu. Er wischte sich mit dem Handrücken über Augen und Nase. „Saras Vater hat alles getan, um Joshua zu finden. Dein Dad ist aber mit seinem Schmerz nicht klargekommen und hat einen Schuldigen gesucht. Das war Mr. Webber, Saras Dad. Und als der tot war, war es irgendjemand aus der Familie Webber. Egal, wer. Harold wollte jemanden bluten sehen.“ Patrick weinte, seine Augen waren rot und geschwollen. Er rieb sich immer wieder die Tränen aus dem Gesicht. Für eine Sekunde schien er sich zu beruhigen. Lilly dachte, er würde aufgeben.
Doch dann kam dieser starre Blick zurück in seinen Augen. Er presste sich die Fäuste gegen die Schläfen und brüllte. „Das ändert nichts daran, dass die meinen Dad getötet und mein Leben zerstört haben.“ Martha hob sachte die Arme. „Schatz, bitte sei vernünftig. Leg die Schaufel weg und komm her. Wir stehen das gemeinsam durch. Ich lasse dich nicht im Stich.“ Patrick lachte höhnisch auf. „Mum, du hast mich vor langer, langer Zeit schon im Stich gelassen.“ Martha schien nicht zu verstehen. „Was meinst du, Patrick?“ Sara verstand auch kein Wort und warf Lilly einen fragenden Blick zu, auch sie zuckte mit den Schultern. Patrick weinte und trat hektisch auf der Stelle rum. „Tu nicht so, als ob du es nicht gewusst hast.“ Sara kam ein böser Verdacht und sie hoffte inständig, dass sie falsch lag. Auch bei Martha schienen sich die Gedanken zu überschlagen. Sie fing an zu schluchzen, erst leise,
Weitere Kostenlose Bücher