Verschlossen und verriegelt
aufgefallen, vermutlich ein Opel, der mit einem Kavalierstart vom Bürgersteig auf die Straße ausscherte. Das Auto entfernte sich schnell Richtung Hornsplan, und er meinte gesehen zu haben, dass die junge Frau mit dem Hut auf dem Rücksitz saß. Das Kennzeichen des Wagens hatte er nicht entziffern können, glaubte aber, die Kennung AB für den Regierungsbezirk Stockholm erkannt zu haben. Die nächste Zeugin war Besitzerin eines Ladens, der Wand an Wand mit der Bankfiliale lag, und hatte in der offenen Tür ihres Geschäfts gestanden, als sie einen Knall hörte. Sie war zunächst davon ausgegangen, dass das Geräusch aus der Kochnische hinter ihrem Verkaufsraum kam, und war in dem Glauben, ihr Gasherd wäre explodiert, dorthin geeilt. Als sie merkte, dass sie sich geirrt hatte, war sie zur Tür zurückgekehrt und hatte auf die Straße hinausgesehen, wo gerade ein großes blaues Auto mit quietschenden Reifen davonraste. Im selben Moment war eine Frau aus der Bank gekommen und hatte geschrien, es sei jemand erschossen worden. Die Ladenbesitzerin hatte nicht gesehen, wer in dem Wagen saß oder welches Kennzeichen er hatte, und sie kannte sich auch mit Automarken nicht aus, fand aber, dass er einem Taxi ähnelte.
Der dritte Zeuge war ein zweiunddreißigjähriger Metallarbeiter, der einen detaillierteren Bericht abgab. Den Schuss hatte er nicht gehört, jedenfalls nicht bewusst. Er war den Bürgersteig entlanggegangen, als die junge Frau aus der Bank kam. Sie hatte es eilig gehabt und ihn im Vorbeigehen angerempelt. Er hatte zwar ihr Gesicht nicht gesehen, schätzte ihr Alter jedoch auf circa dreißig Jahre. Sie war mit einer blauen Hose und einem Hemd bekleidet, hatte einen Hut auf dem Kopf und trug einen dunklen Beutel in der Hand. Er hatte gesehen, wie sie zu einem Auto mit der Kennung A für Stockholm-Stadt und zwei Dreien auf dem Nummernschild ging. Der Wagen war ein hellbeigefarbener Renault 16 gewesen. Ein schlanker Mann, schätzungsweise zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre alt, hatte am Steuer gesessen. Er hatte lange, strähnige schwarze Haare, trug ein kurzärmliges weißes Baumwollshirt und war auffallend blass. Ein zweiter, etwas älter wirkender Mann hatte auf dem Bürgersteig gestanden und der jungen Frau die hintere Wagentür aufgehalten. Sobald er hinter ihr die Tür geschlossen hatte, war er auf der Beifahrerseite eingestiegen. Dieser Mann war von kräftiger Statur, etwa eins achtzig groß und hatte aschblondes, krauses und sehr volles Haar. Sein Gesicht war krebsrot. Er hatte eine schwarze Hose mit weiten Beinen und ein schwarzes Hemd aus einem glänzenden Material an. Das Auto war auf die Gegenfahrbahn gebogen und Richtung Slussen davongefahren.
Nach diesen Zeugenaussagen war Gunvald Larsson ein wenig verwirrt und las sich durch, was er notiert hatte, ehe er den letzten Zeugen hereinrief.
Dieser stellte sich als ein fünfzigjähriger Uhrmacher heraus, der direkt vor der Bank in seinem Auto gesessen und gewartet hatte, während sich seine Frau in einem Schuhgeschäft auf der anderen Straßenseite aufhielt. Das Seitenfenster war heruntergekurbelt gewesen, und er hatte den Schuss gehört, ohne zu reagieren, da man auf einer derart stark befahrenen Straße wie der Hornsgatan so viele Geräusche hörte. Es war fünf Minuten nach drei gewesen, als er die Frau aus der Bank kommen sah. Sie war ihm aufgefallen, weil sie es so eilig zu haben schien, dass sie sich nicht einmal die Zeit nahm, sich zu entschuldigen, als sie eine alte Dame anrempelte, und er hatte gedacht, dass dies ganz typisch für Stockholmer war, so gehetzt und unfreundlich zu sein. Er selbst stammte aus Södertälje. Die Frau hatte eine lange Hose getragen und etwas auf dem Kopf gehabt, das ihn an einen Cowboyhut erinnerte, und sie hatte einen schwarzen Beutel in der Hand gehalten. Sie war zur nächsten Querstraße gelaufen und um die Ecke verschwunden. Nein, sie war in kein Auto gestiegen und auch nicht unterwegs stehengeblieben, sondern schnurstracks zur Straßenecke gegangen und verschwunden. Gunvald Larsson malte einen Kringel um die Personenbeschreibungen der beiden Männer in dem Renault, stand auf, sammelte seine Papiere ein und warf einen Blick auf die Uhr. Es war inzwischen bereits sechs. Vermutlich hatte er sich unnötig viel Arbeit gemacht. Das Aussehen der verschiedenen Autos war zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt schon von den Polizisten gemeldet worden, die als Erste am Tatort eingetroffen waren. Außerdem ergab sich aus den
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