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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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den Füßen her. Nur gelegentlich hatte er beim Kriechen den Kopf gehoben, doch nur so weit, bis die Schuhe in sein Blickfeld gerieten.
    Nun war er angekommen. Vom Torso ging nur ein ganz schwacher Leichengeruch aus, von daher, so folgerte er, dürfte zwischen Explosion und seinem Erwachen danach nicht allzuviel Zeit verstrichen sein. Das befriedigte Herrn Schweitzer. Warum, hätte er nicht zu erklären vermocht.
    Aus den Taschen der Cordhose, die er mit geschlossenen Augen und ausgestreckten Armen durchsuchte, förderte er einen Schlüsselbund, ein Feuerzeug und ein Päckchen Zigaretten hervor. Er steckte alles hinten in den Bund seiner enganliegenden Unterhose, die von der ganzen Rumkriecherei nun schon ganz schön schmutzig war.
    Zu seinem großen Ärger waren die Taschen der modischen schwarzen Lederjacke unter dem Torso eingeklemmt. Mit einem herumliegenden Ast drehte er ihn per Hebelwirkung auf die Seite, was wegen der Leichenstarre recht anstrengend war. Bereits nach dem ersten Griff hielt er das Tötet-ihn-Handy in der Hand. Von einer weiteren Untersuchung vor Ort nahm er Abstand. Er hatte, was er wollte, und machte sich auf den Rückweg. Nach zwei Simon-Schweitzer-Längen legte er eine Pause ein, in der er überlegte, ob er dem armen Kerl auch noch die Hose klauen sollte. Das war sehr optimistisch gedacht, denn der arme Kerl war rank und schlank und sportlich. Sie hätte ihm nicht gepaßt. Und außerdem würde man ihm, dem Herrn Schweitzer, in Anbetracht der Umstände fehlende Etikette ja wohl verzeihen.
    Nach diesem kurzen Gedankenintermezzo fuhr er fort in seinem Tun.
    In seinem neuen Zuhause angekommen, inspizierte er umgehend das Tötet-ihn-Handy des Toten. Wie vorauszusehen konnte auch mit diesem Gerät keine Netzverbindung hergestellte werden. Na ja, sagte sich Herr Schweitzer, versucht hab ich’s wenigstens. Und da er sowieso nicht vorhatte, hier auf ewig Wurzeln zu schlagen, so hatte er jetzt eben zwei Handys.
    Er betrachtete die Zigarettenschachtel. Es war eine ihm unbekannte Marke. An der Seite war Polska zu lesen. Polen. Interessant. Befinde ich mich vielleicht in der Hohen Tatra?
    Bevor er mit dem Schienen seines kaputten Fußes begann, mußte er sich stärken. Ein Glück, daß noch Ravioli da waren, sinnierte Herr Schweitzer, so muß ich nicht zum Kannibalismus konvertieren. Das hätte ihm gerade noch gefehlt.
    Die Sonne strahlte wie gehabt mit ganzer Kraft.
    Maria hatte inzwischen in dem Namensverzeichnis des Detektivs die Nummer von Lauras Arbeitsstelle herausgefunden. Das kurze Gespräch mit ihr war von ebensolchem desillusionierenden Charakter wie jenes mit Schmidt-Schmitt.
    Nein, sie, Laura Roth, habe den Simon schon seit dem Wochenende nicht mehr gesehen. Das wäre auch nicht gegangen, schließlich habe sie die letzten Abende und Nächte bei ihrem Freund verbracht. Ob denn etwas passiert sei?
    „Weiß nicht. Er hat nur gestern unsere Verabredung nicht eingehalten.“
    „Der taucht schon wieder auf.“
    „Klar“, sagte Maria. Daß Laura so denkt, wunderte sie gar nicht. Laut ihres Liebsten gehörte seine Mitbewohnerin in die Kategorie Mittlere Unzuverlässigkeit. „Mach’s gut. Und entschuldige die Störung.“ Warum entschuldige ich mich denn immerfort, fragte Maria sich dann auch umgehend, man wird sich doch noch Sorgen machen dürfen.
    „Kein Problem, Maria. Ciao.“
    „Ciao.“
    Es war viel Arbeit gewesen, die Dose mit einem Nagel und einem faustgroßen Stein zu öffnen. Zuerst hatte er es mit dem Messer versucht, doch es war nicht spitz genug. Gleich der Technik moderner Dosenöffner hatte der gar arg gewiefte Herr Schweitzer mittels Nagel und Stein eine Perforation in die eine Hälfte des Deckels getrieben, die er nun mit dem stumpfen Messer anhob. Ravioli mit Hackfleischfüllung und Tomatensauce.
    Mit dem ersten Bissen kam der Hunger. Er schlang den Inhalt förmlich runter. Nach fünf Minuten war die Mahlzeit beendet. Für einen, der aus der Nahrungsaufnahme stets ein Ritual machte – gutes Essen gehörte einfach zur Lebensqualität –, war es ein Rückfall in archaische Zeiten. Ein Bier wäre jetzt klasse. Und dann ein Joint und ein ausgiebiger Mittagsschlaf wie daheim. Ja, das hätte was. Vor lauter Verzweiflung steckte er, der Nichtraucher, sich eine Zigarette an.
    Nach den ersten Zügen und Nikotinschüben ließ er seinen Blick schweifen und blieb an der Leiche hängen. Herr Schweitzer fragte sich, ob ihm die Leiche schon mal über den Weg gelaufen war. Natürlich

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