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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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Markus Heitz
                                    Das Fest der Zwerge
     
    Das Geborgene Land, am südlichen Rand des Zwergenreichs des Zweiten, Beroïn, im Frühling des 6228sten Sonnenzyklus
     
    »Nanu?« Boëndal Pinnhand aus dem Clan der Axtschwinger vom Stamm des Zweiten, Beroïn, blieb stehen, stellte den Krähenschnabel ab und ging in die Knie. Er tauchte die Kuppe des linken Zeigefingers prüfend in die grausilberne Lache, die er im Lampenschein auf dem Gangboden ausgemacht hatte, verrieb die Flüssigkeit zwischen den Fingern und roch daran.
    »Felsöl«, brummte er nachdenklich und erstaunt zugleich.
    »Ho, hier verschüttet jemand ein kleines Vermögen!« Boïndil Zweiklinge, der auch auf den Namen Ingrimmsch hörte, hob den Kopf und blickte zur Decke. »Oder tropft es von dort oben herunter?« Er hatte die Hände auf die Stiele seiner Kurzäxte gestützt, auf seinem Rücken hing ein schwerer Schild.
    Wie sein Bruder trug er ein gepflegtes Kettenhemd, darunter ein Lederwams. Handschuhe schützten die Finger, Eisenschienen an den Unterschenkeln und über den Stiefeln bewahrten die Krieger vor Verletzungen im Kampf. Ihre Helme baumelten an den Gürteln.
    Man konnte die Zwillinge nicht nur anhand ihrer Bewaffnung unterscheiden.
    Boïndil trug zwar ebenfalls einen langen, schwarzen Zopf, aber seine Haare waren an den Seiten ausrasiert; und dieses merkwürdige, stechende Funkeln lag in den braunen Augen, wo bei seinem Bruder eher Besonnenheit und Freundlichkeit ruhten.
    Sie waren auf dem Rückweg von ihrem Wachdienst in der Festung an der Hohen Pforte. Im Süden stemmten sich die Zwerge vom Stamm der Zweiten gegen die einfallenden Horden des Bösen, die Kreaturen Tions, die das Geborgene Land unterwerfen wollten. Die untersetzten Krieger bewahrten nicht nur die eigene Heimat vor der Erstürmung, sondern auch die der Menschen, Eiben und Magi sowie Magae, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen. Ihr Schöpfer, Vraccas, hatte den ersten Zwergen diesen ehrenvollen Auftrag erteilt.
    Manchmal dauerte es Zyklen, bis die finsteren Horden sich zu einem neuerlichen Versuch vor dem Graben und den Mauern des Bollwerks einfanden, manchmal aber auch folgte Feldzug auf Feldzug.
    Derzeit ließen sich weder Ork noch Troll noch Oger blicken. Das war allerdings kein Anlass, die Wachsamkeit zu verringern.
    Boëndal erhob sich und blickte ebenfalls nach oben. »Nein, sieht nicht danach aus. Es wäre unseren Ahnen als Erbauer der Gänge sicherlich aufgefallen, wenn sich darüber eine Blase mit der seltenen Kostbarkeit befunden hätte.«
    »Mmh. Wer schleicht dann also mit einem Beutel Felsöl durch die Gänge?« Boïndil rieb sich den schwarzen Bart. »Diese Lache ist mindestens … fünfzig Goldstücke wert. Dafür kann man sich viel gutes Eisen kaufen.«
    »Wer sagt, dass es in einem Beutel transportiert wurde?« Boëndal kratzte sich am Kopf. Er sah den Weg entlang und entdeckte weitere schimmernde Spitzer am Boden. »Sollen wir es melden, oder gehen wir der Sache selbst auf den Grund?«
    Boïndil grinste nur, setzte seinen Helm auf und zog den Kinnriemen fest.
    Sie folgten der Spur durch die Gänge, in deren Gewirr sich Menschen oder die Tumben unter den Kreaturen Tions nach drei Abzweigungen rettungslos verliefen. So weit im Süden des Zwergenreichs der Zweiten und in unmittelbarer Nähe zum Durchgang ins Jenseitige Land, waren die Tunnel für unkundige Augen nicht voneinander zu unterscheiden.
    Die zwergischen Erbauer des Labyrinths hatten es angelegt, um Angreifer, die einen Weg ins Innere gefunden hatten, umherirren zu lassen – bis sie entweder auf ausgeruhte, grimmige Verteidiger trafen, verhungerten oder verdursteten.
    Geheime Markierungen am Boden verrieten lediglich Zwergenkriegern, wo sie sich vor Falltüren hüten mussten. Für alle anderen tat sich der Boden unvermittelt auf und ließ sie in endlose Schwärze stürzen; die Glücklicheren endeten in speergespickten Fallgruben oder wurden von einem Flusslauf mitgerissen und ertranken.
    Boïndils Hände ruhten noch immer auf den Stielen seiner Kurzäxte, Boëndal ging voran, den Krähenschnabel in der Rechten. Sie fanden immer wieder Spritzer des Felsöls.
    »Ich frage mich«, meinte Ingrimmsch, »wohin es uns verschlagen wird. Bei Vraccas, wir laufen schon eine ganze Weile! Meine Füße qualmen allmählich. Ich werde mir etwas Felsöl in die Stiefel träufeln.«
    »Besser nicht. Wenn es heiß wird, stinkt es«, neckte ihn sein

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