Verschwörung auf Burg Schreckenstein
Bei ihrer neuen Freundschaft würde Dampfwalze die Nachricht sofort mit Beni bereden — so kombinierte Stephan — und der würde sie brühwarm an Ottokar weitergeben.
Ottokar würde sich bei dem heißen Tip ins Fäustchen lachen und kombinieren: Drum haben Beatrix und Stephan nicht mehr miteinander gesprochen. Die wollten ganz schlau sein!
Damit waren die Vorarbeiten abgeschlossen. Bis auf Punkt fünf: Ingrid. Sie würde er erst nach Beseitigung aller Hindernisse einweihen.
„Je später, desto besser“, hatte Mücke empfohlen. „Im Schwung der ersten Begeisterung ist Ingrid enorm!“
Jetzt mußte nur noch die Zeit vergehen.
Beim Mittagessen läutete Ottokar wie immer mit der Kuhglocke und gab die erste gemeinsame Veranstaltung bekannt: den Vortrag eines Professors über Umweltschutz. Nach dem Abendessen im Rittersaal.
Ausgerechnet!
Auf der kleinen Treppe kam Ingrid an Stephan vorbei: „Um elf kommt er!“ raunte sie und überholte ihn.
Wenn der Professor nicht zu lange sprach, konnte es klappen, überlegte Stephan. Zog sich der Vortrag aber hin und Ingrid kam zu spät? Im schlimmsten Fall würde Ottokar auf dem Weg zur Folterkammer Dampfwalze an der Tür zum Rittersaal erwischen. Und was dann?
Während der Arbeitsstunden nach der Sportplatzpflege rechnete Stephan hin und her, überlegte Ausweichlösungen und verwarf sie wieder. Beim Abendessen konnte er nur mit viel Soße zwei Königsberger Klopse hinunterwürgen.
Ottokar, Rekordmann auf diesem Gebiet, lächelte herüber: „Dir schmeckt’s heut nicht.“
Stephan tat abwesend, was ihm nicht schwerfiel.
Beni grinste zum Schulkapitän hinüber.
Aha! Er hat schon berichtet — dachte Stephan. Jetzt meinen sie, die tolle Sache, die ich mit Beatrix vorhabe, sei mir auf den Magen geschlagen.
Nach dem Abendessen sah es so aus, als wäre die Gemeinschaft, für die Stephan sich einsetzte, schon Wirklichkeit: Die Tür zum Rittersaal stand offen, Ritter gingen hinein und nahmen in den Stuhlreihen Platz. Teils bei den Mädchen, teils weiter weg von ihnen. Beatrix setzte sich neben Ottokar. Doch der machte glücklicherweise keine Andeutung, um seinen Plan nicht zu gefährden. Dann kam der Professor. Mit Horn und Rex.
Stephan saß am Rand einer Reihe neben Strehlau, und weil vor ihm Fräulein Böcklmeier saß, konnte er den Redner so gut wie überhaupt nicht sehen. Was der Mann zu sagen wußte, entging ihm sowieso. Gelegentlich schielte er zu Beatrix, die auch gelegentlich zu ihm herüberschielte. Wußte sie doch was? Dampfwalze saß bei Ingrid. Er wußte nichts. Verdammt viel stand auf dem Spiel. Vielleicht würde er fliegen? Aber der Rex würde sich schon für ihn...
Die Horn fing an zu klatschen. Andere klatschten mit. Stephan sah auf die Uhr: Zwanzig Minuten vor zehn. Jetzt wurde ihm wohler.
„Es bleibt dabei“, raunte er Ingrid zu, die drei Reihen hinter ihm gesessen hatte. Als Antwort hustete sie.
Die Ritter kehrten in ihren Trakt zurück. Bei der Tür stand Mücke.
„Es bleibt dabei“, raunte Stephan ihm zu. „Du weckst die drei. Ich komme dann.“
„Riesig!“ antwortete Mücke laut. „Riesig ist die Verschmutzung unserer Umwelt.“
Ottokar war schon drüben. Im Südflügel fand ihn Stephan. In einer Fensternische mit dem Führungsstab seiner Partei: Hans-Jürgen, Andi, Beni, Klaus, Dieter und Fritz. Alle sahen ihn an.
„Plant ihr was für heute nacht?“ alberte Stephan.
„Klar!“ antwortete Ottokar. „Gegen dich. Aber nicht weitersagen!“
Stephan lachte laut, ging in sein Zimmer, klappte das Bett herunter und zog sich aus.
Kurz darauf kam Ottokar und gähnte: „Für mich gibt’s kein besseres Schlafmittel als Vorträge!“
Um ganz sicherzugehen, daß der Freund es auch sah, nahm Stephan seine Armbanduhr zuerst ab und band sie dann umständlich wieder um.
Schlag Viertel nach zehn schaltete Werner das Licht aus. Um halb elf stand Stephan wieder auf, ging hinaus, setzte sich in seinen Schrank und schaute durch einen breiten Spalt in der unteren Türfüllung.
Nichts! Noch nichts. Ottokar hielt sich an den heißen Tip und hatte noch Zeit.
Als Stephan aus dem Schrank kroch, hörte er von der kleinen Treppe her ein Knarren, sah einen Schatten.
Dampfwalze! Er hat das Kabuff vorbereitet! Jetzt geht er Ingrid holen!
Keine fünf Meter hinter dem Muskelprotz schlich Stephan den Westflügel entlang in den Nordflügel. Schlag elf stand Dampfwalze vor der Tür zum Rittersaal und drehte den Schlüssel um.
Stephan folgte drei Schatten,
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