Verschwörung auf Burg Schreckenstein
Esther und Konstanze“, beruhigte sie ihn.
„Und bei uns nur dein Bruder“, sagte Stephan. „Walter werde ich noch einweihen, Pummel und Eugen. Aber erst später.“
„Auf jeden Fall ist mir sehr viel wohler. Jetzt kann ich mich endlich auf was freuen.“ Sie lachte ihn an. „So nebeneinander her mit Tür auf—Tür zu, das finde ich sehr langweilig!“
Sie hatten die Treppe hinter sich. An der Tür zum Rittersaal stand Sonja und mußte dafür sorgen, daß kein Mädchen im Rittertrakt zurückblieb. Stumm lächelte sie die beiden an, denn Ingrid hatte den letzten Satz absichtlich etwas lauter gesprochen.
Zufrieden ging Stephan durch den Nordflügel in sein Zimmer. Ingrid war gekommen und würde eine wichtige Stütze sein.
Kleine Gruppe und nicht auffallen — das war die richtige Taktik!
Die andere „Partei“ ging weniger leise vor. Auch Ottokar hatte nachgedacht, sich aber von den Denkanstößen nicht stören lassen. Er glaubte nicht, sich übernommen zu haben, und von Abwarten hielt er rein gar nichts. Wie ein Politiker im Wahlkampf durchs Land zieht, strich er durch die Burg, allein oder in Begleitung von Hans-Jürgen, Dieter, Andi oder Klaus, verwickelte er überall Ritter in Gespräche, fragte sie nach ihrer Meinung zur neuen Lage, um dann mit seiner Trennungspolitik aufzu trumpfen.
Da die Standpunkte offen vertreten wurden, mußte Stephan auch offen etwas dagegen tun. Aber er hielt keine Reden, sagte nur ab und zu leichthin immer den gleichen Satz: „Es ist jetzt, wie es ist. Und miteinander finde ich besser als gegeneinander!“ Unter diesen Umständen kamen die führenden Ritter nicht mehr in der Folterkammer zusammen. Kontakte zwischen den beiden Parteien blieben jedoch bestehen. Unterschiedliche Auffassungen hindern ja nicht an Gemeinsamkeit, zumal dann nicht, wenn beide Seiten im Grunde dasselbe wollen.
„Gratuliere!“ sagte Stephan, als er Ottokar einmal auf dem Steingeländer vor dem Portal sitzen sah. „Der Horn gefällt es so gut hier!“
„Wer sagt das?“ fragte Ottokar. „Und was hat das mit mir zu tun?“
„Der Rex war bei ihr zum Tee, und die Mädchen haben mitgehört“, bekannte Stephan. „Die Horn findet dieses Nebeneinander genau richtig. Das ist dein Werk!“
Ottokar freute sich über die Offenheit und fragte mit breitem Grinsen: „Und das neue Sicherheitsschloß an der Duschraumtür, ist das dein Werk?“
Wieder antwortete der Freund von der Gegenseite bereitwillig: „Irrtum. Das haben die Mädchen austauschen lassen. Ist zu verstehen. Wenn nur die eine Seite raus und rein kann...“
„Dann muß man das ändern“, fiel ihm Ottokar ins Wort und bekannte seinerseits: „Ich habe dafür gesorgt, daß sich die Klinke nicht mehr runterdrücken läßt. Falls du mal rübergehst, bring das nachher bitte wieder in Ordnung. Du siehst ja, wie.“
„Klarer Fall“, antwortete Stephan und beide freuten sich der ritterlichen Aufrichtigkeit in dieser schwierigen Lage, wo es um alles ging.
Stephan hatte einen genauen Ablaufplan entworfen und alle Einzelheiten immer und immer wieder geprüft. Als er überzeugt war, nichts vergessen zu haben, gab er sich selbst den Startschuß. Zuerst galt es, ein Fünf-Punkte-Programm abzuwickeln. Beginn: In der Teepause nach dem Sport.
Stephan kaute zu Ende und klopfte an die Tür des Rex.
„Du siehst so unternehmungslustig aus!“ empfing ihn Rektor Meyer. „Was gibt’s? Schieß los!“
Stephan schluckte noch ein paar Krümel, räusperte sich und begann: „Sie haben gesagt, ein bißchen Unruhe würde uns ganz guttun. Dafür könnte ich sorgen. Ich habe eine Idee, damit Fräulein Horn nicht mehr so mißtrauisch ist und uns besser versteht...“
„Ist es ein Streich?“ fragte der Rex. „Du weißt ja...“
„Ich weiß“, antwortete Stephan und sah ihn voll an. „Natürlich ist es ein Streich. Aber es ist natürlich kein Streich.“
„Du bist unter die Sphinxen gegangen“, scherzte der Rex.
Stephan wurde deutlicher: „Einer von der neuen Sorte, die Sie angedeutet haben. Wir halten uns streng an die Hausordnung.“
Der Rex neigte den Kopf und sah ihn schmunzelnd an: „Doch nicht zu streng?“
„Mittel“, brummte Stephan.
„Das wäre ja ausreichend“, meinte der Rex. „Aber macht bitte keine Dummheiten. Du bist mir verantwortlich.“
„Geht in Ordnung.“ Stephan blieb stehen.
„Noch was?“ fragte der Rex. „Ach so, ja! Ich sage zu niemand ein Wort. Das meintest du doch?“
„Auch.“ Stephan nickte.
„Und
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