Verschwörung auf Burg Schreckenstein
interessierte sich niemand mehr dafür. Die Mädchen blieben in ihrem Bau, und die Ritter entwickelten auch kein unstillbares Verlangen, hinüberzugehen. Nicht einmal Dampfwalze mit seinen schönen Halstüchern. Alle wußten ja, wenn sie wollten, brauchten sie sich nur auf den Weg zu machen. Damit bestätigte sich wieder einmal, daß Verbote nur Neugier wecken und Dinge interessanter machen als sie sind. Fräulein Doktor Horn hatte zu viel gewollt und damit das Gegenteil erreicht.
Jetzt waren die Beziehungen zwischen den beiden Schulen in Ordnung. Oder doch nicht? Die privaten Kleinigkeiten aus den Schubladen der Klappbetten tauchten nicht mehr auf, und der Ritterrat überlegte nachts in der Folterkammer, was zu tun sei.
„Die Mädchen haben in unseren Schubladen rumgekramt — kramen wir mal in ihren!“ schlug Andi vor.
„Und dann?“ fragte Dieter. „Kannst du dir all den Krimskrams merken, der fehlt?“
„Sollen halt die Betroffenen suchen“, meinte Hans-Jürgen. „Am besten mittags, wenn die Hühner im Eßsaal sind.“
„Riesig!“ Dampfwalze freute sich schon.
Aber Mücke schüttelte den Kopf: „Angenommen wir finden die Sachen, was dann?“
„Dann können wir ihnen sagen: „Hört zu, so geht das nicht. Wir sind hier ehrlich!“ meinte Klaus.
Mit beiden Händen winkte Ottokar ab: „Da ist mehr drin! Wenn wir mit ihnen in Gemeinschaft leben wollen, so wie wir hier leben, auf unsere Art, müssen wir ihnen Gelegenheit geben, ehrlich zu sein.“
„Spitze!“ freute sich Mücke. „Damit sie endlich begreifen, was das ist, was sie immer als ,Rittertour’ abtun.“
Einstimmig wurde der Vorschlag angenommen. Die Eingeweihten saßen gespannt auf ihren Plätzen, als Ottokar am nächsten Mittag zum Schwarzen Brett ging, mit der Kuhglocke läutete und ansagte: „Seit der Feuerwehrübung fehlen in den Schubladen unserer Klappbetten verschiedene private Kleinigkeiten. Wer hat sie irgendwo gesehen oder weiß etwas davon?“
Nach Schreckensteiner Art würde jeder, der Bescheid wußte, jetzt die Hand heben und anschließend Ottokar berichten. Aber so sehr die Ritter auch die Hälse reckten, da hob sich keine Hand.
„Ich verstehe das nicht“, sagte Stephan nach dem Essen zu Beatrix. „Ihr wart doch in unseren Zimmern und habt euch unseren Kram angesehen. Warum auch nicht. Das Durcheinander kommt ja nicht von wildgewordenen Eichhörnchen.“ Beatrix sah ihn an: „Ich habe in deine Schubladen reingeschaut und mir die Zigarette wiedergeholt, die du mir weggenommen hast!“
Jetzt mußte er lachen: „Das hab ich noch gar nicht bemerkt.“
Andere lachten nicht. Mini-Ritter Eberhard, der einen Batterie-Betrachter für Dias vermißte, sagte zu dem kleinen Kuno: „Sie haben unsere Sachen! Ich hab’s genau gesehen.“ Und er beantwortete Kunos Frage noch bevor der sie stellte: „Wenn was gefragt wird, schauen alle rum, wer sich meldet. Und von denen hat keine geschaut.“
Überall wurde das Thema erörtert. In einer Fensternische vor dem Eßsaal standen Mücke, Ottokar und Dampfwalze mit ernsten Mienen.
„Wenigstens steht jetzt fest, daß sie’s waren!“ sagte Mücke.
Das fand auch Dampfwalze: „Jetzt können wir was unternehmen.“
„Laß uns das genau überlegen“, bremste Ottokar. „Heute nacht in der Folterkammer.“
Für den Nachmittag war Leichtathletiktraining bei Rolle angesetzt, die Mädchen hatten badefrei und planschten im Kappellsee unter Sonjas Aufsicht. Da die Sonne schien und es sehr warm war, fehlte niemand.
„Mann!“ stöhnte Beni, dem das Wasser herunterlief, im Kugelstoßring. „Im Augenblick wäre ich ausnahmsweise lieber ein Mädchen.“
„Seid ihr etwa schon müde?“ frotzelte Rolle und nahm die Ritterschaft weiter ordentlich her. Schließlich sagte er: „So. Noch eine schnelle Runde, dann kann gehen wer will. Die letzte halbe Stunde trainiere ich nur die erste Mannschaft.“
Das ließen sich die anderen nicht zweimal sagen. So schnell sie konnten, wetzten sie um die Aschenbahn, den Hang hinunter zum Bootssteg und ins Wasser. Es ging sehr feuchtfröhlich zu an diesem Nachmittag, bis weit in die Teepause hinein.
Zuletzt kam auch noch die erste Mannschaft. Ottokar, Stephan, Dampfwalze, Klaus, Dieter und Fritz. Sie hatten ihre Badehosen unter dem Sportdreß schon an. Die Langstreckler Pummel und Eugen nahmen sich nicht einmal Zeit, ihre Schuhe auszuziehen. Sie liefen mit den Spikes einfach weiter, in den See hinein.
Während der Arbeitsstunden, zwischen
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