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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dem unscheinbaren
     Kerlchen getäuscht hatte. Fechter hatte zwar viel über Herrndorffs zwielichtige Geschäfte in Wien herausgefunden, seine Warnungen
     vor Razzien, Vorteilsnahme und Hehlerei, aber erst durch Carl war er auf den Kreis der hiesigen Freunderl und die Weitergabe
     polizeiinterner Daten aufmerksam geworden. Herrndorff hatte den Polizeiapparat für persönliche Spitzeldienste benutzt.
    Fechter wiegelte ab. »Sie können es mir glauben oder nicht, ich habe nichts geahnt. Ich dachte, Sie seien auf die Landeshauptfrau
     und ihre Verbindungen zur abbag aus. Aber das haben Sie niemals alles allein hingekriegt.«
    »Wenn Sie es besser wissen«, sagte Carl, »weshalb fragen Sie dann? Sie kennen mich, glauben Sie, ich würde Informanten verraten?
     Die würden mich umbringen.«
    »Jetzt übertreiben Sie wohl etwas   ... «
    Johanna jedoch setzte Carls Verwirrspiel fort. »So weit würden die gehen?«, fragte sie erschocken.
    |394| Der Inspektor ahnte, dass man ihn zum Besten hielt. Er griff in die Jackentasche und legte ein Mobiltelefon auf den Tisch
     zwischen die Weingläser. »Ihr Handy, Herr Breitenbach. Unterschreiben Sie die Quittung. Wenn Sie sonst schon nichts verraten,
     würden Sie mir dann wenigstens sagen, wie Sie die ganze Zeit über telefoniert haben? Sie haben zwar ein neues Telefon gekauft,
     aber damit ausschließlich mich angerufen. Sie haben drüben von Frauenkirchen aus telefoniert, dann waren Sie bei der Post.
     Sie müssen noch eins gehabt haben. Es ist eigentlich mehr der Stil der Russen-Mafia oder kolumbianischer Kokainhändler, ständig
     ihre SI M-Karten zu wechseln. Hat Ihnen jemand eins geliehen?«
    »Die Kombinationsgabe unserer Polizei ist erstaunlich«, frotzelte Karola Angermann, »das erfüllt jeden aufrechten Bürger mit
     Stolz.«
    »Bruno, der Sandhofer, hat’s mir gegeben. Es gehörte Maria. In ihrer Telefonliste habe ich den Namen Thurn entdeckt. Dann
     sein Wein, der Blender, so nehmen die Dinge ihren Lauf. Und die Entführer? Über alle Berge und Seen?«
    Die Miene des Inspektors wirkte ziemlich kläglich.
    »Wofür bezahlen wir eure Hubschrauber und Satelliten und Interpol und was weiß ich?«
    »Wir haben das Boot verfolgt, aber die beiden haben sich vermutlich rausfallen lassen und sind an Land geschwommen.«
    »So wie ich?« Carl bekam einen Lachanfall, was Fechter sichtlich ärgerte, doch als er Carls schmerzverzerrtes Gesicht sah,
     tat es ihm offenbar leid.
    »Die kriegen wir«, sagte er, »das verspreche ich Ihnen.«
    »Glauben Sie wirklich? Der Balkan ist riesig.«
    Johanna winkte dem Kellner des Heurigen. »Bitte ein Viertel von dem Wein, den dieser Herr trinkt.« Sie zeigte auf Fechter
     und sah ihn fragend an: »Ein Viertel, das geht doch, oder?«
    |395| Fechter zuckte mit den Achseln. »Bin ich die Verkehrspolizei? Aber zurück zu Herrndorff. Es hat ihn maßlos geärgert, dass
     Sie die Rede über seine großartigen Ermittlungen unterbrochen und diese Flugblätter verteilt haben. Die Zeitungsleute wussten
     ja, wer Sie sind. Als Unruhe aufkam   ... «
    »Abgebrüht ist er, das muss man ihm lassen. Wie kommt jemand auf solche Ideen?«
    »Jeder Fall, auch der Ihre, Frau Breitenbach, zeigt doch viel von menschlichen Schwächen, von Angst, von Gier, eigentlich
     zeigt er nichts anderes.«
    »Er glaubt an das Verbrechen«, meinte Carl, dem die Wendung des Gesprächs gar nicht behagte, »der Kommissar glaubt an den
     perfekten Mord.«
    Fechter verstand und ging darauf ein. »Ja, gewiss. Ein Verbrechen ist nur eins, wenn es als solches erkannt wird. Fast alle
     Österreicher sterben eines natürlichen Todes, von Rauchern, Selbstmördern und Verkehrsopfern mal abgesehen. Herrndorff glaubte,
     alle Informationen zu kontrollieren. Nur dass Ihr Mann sich in die Ermittlungen einmischt, war nicht vorgesehen. Und ob Thomas
     Thurn die Maria Sandhofer vorsätzlich erschlagen hat, wissen wir noch nicht. Er streitet alles ab, sein Anwalt wird auf Totschlag
     im Affekt plädieren. Dem widerspricht, dass er sich das Auto der Nachbarin geliehen hat, also sollte niemand wissen, wo er
     hinwollte. Der Tathergang und das Tatwerkzeug hingegen   ... Das werden wir klären. Und Ihre Landeshauptfrau   ... «
    »   ... Ihre, Herr Fechter«, unterbrach ihn Carl.
    »Gut, also unsere, unsere Landeshauptfrau – sie muss von allem nichts gewusst haben. Sie hat nichts getan   ... «
    »Das tun Politiker nie, Herr Kommissar«, warf Johanna lachend ein.
    »   ... und ihr Ehemann ist

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