Verschwörung beim Heurigen
auch unschuldig, solange keine Geldwäsche in Spiel kommt. Aber bei uns in Österreich wird so viel
gewaschen«, fuhr er fort. »Politisch hingegen wird es |396| ihr das Genick brechen, zumal ihre Fürsprache für die Autobahn mit Mord in Verbindung gebracht wird. Das ist zu viel. Jeder
wird mehr dahinter vermuten, viel mehr, gerade bei dem hohen Entwicklungsstand unserer Wirtschaft ... «
» ... Freunderl-Wirtschaft«, meinte Carl lakonisch.
»Müsst ihr Deutschen immer so direkt sein? Gut, die Partei wird sich von ihr trennen, sie abstoßen, ein Opfer bringen, damit
es die politischen Gegner nicht für ihre Zwecke ausnutzen.«
Johanna war anderer Ansicht. »Sie werden schweigen, weil alle verstrickt sind. Wer weiß, was sie von den anderen weiß. Man
wird sie nach Brüssel abschieben, da sind noch mehr von der Sorte, die man zu Hause nicht gebrauchen kann ... «
»Es ist immer gut, die Experten zu hören«, sagte der Inspektor, er mochte sich mit Johannas Sinneswandel nicht anfreunden
und wandte sich an die Winzerin. »Ihr Verdacht, Frau Angermann, hat sich allerdings nicht bestätigt. Traurig darüber, enttäuscht?«
Karola schüttelte den Kopf. »Richard ist erledigt, er verkraftet es nicht, dass man sein Idol vom Sockel gestürzt hat. Dafür
geht es Marias Vater besser. Seine Enkeltochter wird langfristig das Weingut übernehmen, der Großvater hilft vorerst – und
wir nehmen sie unter unsere Fittiche – bis sie alleine fliegt.«
»Also wird es die Sieben wieder geben«, bemerkte Johanna, die dabei an ihre eigenen ehemaligen Freundinnen dachte. Sie müsste
die alten Freundschaften wieder beleben.
»Selbstverständlich. Aber bei dir hat sich auch einiges getan, oder?«
Johanna machte kein glückliches Gesicht. »Ja, alles im Eimer. Mir wurde gekündigt, ich darf die Firma nicht mehr betreten.
Aber sie müssen mich ein halbes Jahr lang weiter bezahlen, das macht die Entscheidung leicht.«
»Und was kommt dann?« Auch Karola war die Skepsis Johanna gegenüber anzumerken.
|397| »Wir waren drüben im Nationalpark; Carl wollte sich für die Rettung bedanken, und ich habe lange mit dem Direktor gesprochen,
er hat eine Menge Verbindungen ... und mit meinen Erfahrungen ... «
»Du musst nach rechts, Johanna!«
»Da geht’s nicht zur Autobahn«, sagte sie, als sie vor der Ampel beim Türkentor warteten.
»Egal, wir müssen bei Fritz was abholen.«
»Dann hätte ich auch noch was zu besorgen«, meinte Johanna versonnen. Als sie eine Stunde später wieder durch Purbach kamen,
waren neben Carls Rennrad zwei Surfbretter auf dem Wagendach festgezurrt. Und im Kofferraum lagen jetzt neben den Weinkisten
aus Illmitz, Frauenkirchen und Purbach auch die vom Weingut Sandhofer.
»Fritz meint, beim Surfen, da ließe sich einiges zurechtrücken. Bei ihm und seiner Frau hätte es funktioniert ... «
» ... das sollte er seinen Kindern mal empfehlen«, brummte Carl.
»Meinst du, wir kriegen das hin, vielleicht, wir beide?«, fragte Johanna nach einer Weile zaghaft und blickte auf Carls verpflasterte
Hände, dann sah sie ihn an.
Er schaute auf die Landstraße, sah die Weingärten vorbeihuschen – nur noch wenige Tage bis zur Lese, eigentlich könnte man
noch bleiben, er wäre gern dabei, doch mit diesen Händen? Sie fuhren auf Eisenstadt zu, und dahinter, am fernen Horizont stand
der gewaltige Schneeberg mit weißer Kappe, und Carl kam ein Lied in den Sinn, eines von Bob Dylan, von seiner neuesten CD,
das ihm sehr gut gefiel, und er sang es leise vor sich hin:
»Beyond the horizon / at the end of the game / Every step you will take / I’m walking the same ... «
Ob sie es verstehen würde? Woher sollte er das wissen – er verstand es ja selbst nicht einmal. Man musste mit dem Zweifel
leben ...
|399| Danksagung
War es Zufall, dass ich Birgit Braunstein, Österreichs Winzerin des Jahres 2004, kennen lernte? In erster Linie war sie es,
die mich mit dem Weinbau am Neusiedler See vertraut und mit den dort lebenden Winzerinnen und Winzern bekannt machte. Mein
besonderer Dank gebührt auch ihrer Familie, die meine Recherchen auf liebenswürdigste Weise unterstützte.
Heidi Schröck aus Rust, Rosi Schuster aus St. Margarethen und Silvia Priehler aus Schützen gehören zu den Winzerinnen, deren
Weine mich auf die richtige Fährte brachten. Martin Pasler förderte die önologischen Ermittlungen nach besten Kräften und
half bei der
Weitere Kostenlose Bücher