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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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nicht mehr die Mühe gemacht, herauszufinden, was wirklich passiert war. Sie hatte neun Jahre in dem Glauben verbracht, Connor hätte sie in der Nacht im Stich gelassen. Doch jetzt musste sie der Tatsache ins Auge sehen, dass es so nicht passiert war. Sie war von dem kleinen See am Wasserfall geflohen und hatte nie mehr zurückgesehen. Wenn sie es getan hätte, hätte sie gesehen, dass Connor das Gejohle seiner betrunkenen Kameraden ignoriert und sich angezogen hatte, um ihr nachzugehen.
    Endlich, vor wenigen Minuten, hatte Terry Davis ihr erklärt, warum es Connor in der Nacht nicht mehr bis in ihre Hütte geschafft hatte. Jemand hatte ihm einen Tipp gegeben, dass sein Vater in Schwierigkeiten steckte. Was dann gefolgt war, klang wie ein Albtraum: Connor hatte gegenüber der Polizei darauf bestanden, dass er gefahren war.
    „Dein Vater hat mir erzählt, dass du daraufhin ins Bezirksgefängnis nach Kingston gekommen bist.“
    „Das stimmt.“
    Seine Miene war ausdruckslos, aber sie wusste, dass sich dahinter eine Welt aus Schmerz verbarg. Er war ein verängstigtes Kind gewesen, alleine, hatte versucht, seinen Vater vor einer Anklage wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss und einem sicher folgenden Gefängnisaufenthalt zu schützen. Sie konnte sich ihn nur allzu lebhaft vorstellen, wie er im grellen Licht stand, eingepfercht mit dem ganzen Abschaum einer typischen Samstagnacht, zwischen Leuten, die ihn anschrien und herumschubsten, wie sein Vater es genannt hatte.
    „Ich wünschte, du hättest es mir erzählt. Mich angerufen oder …“
    Ein kleines Lächeln blitzte in seinem Gesicht auf. „Lolly. So funktioniert das nicht. Und wenn ich versucht hätte, dir alles zu erklären, hätte es die Sache für uns beide nur noch schwerer gemacht.“
    Sie nickte. Der Junge, der er gewesen war, tat ihr so leid. Dieser Junge, der so viel Schmerz vor der Welt verborgen hatte und auch vor ihr. Sie hatte Angst vor seiner Intensität und der Komplexität seines Lebens gehabt. Und das war der grundlegende Unterschied zwischen ihr und Connor, wie ihr jetzt auffiel. Ihre Kindheit war nicht ideal gewesen, aber wenigstens hatte sie eine Kindheit gehabt. Gemeinsam im Camp war es so einfach gewesen, zu vergessen, wie unterschiedlich ihre beiden Leben waren. Aber die Realität war, dass Connor sich schon als Kind sowohl um sich als auch um seinen Vater hatte kümmern müssen, genau wie in jener Nacht.
    Laut Aussage von Terry war der Moment, als sein Sohn ins Gefängnis gesteckt wurde, der absolute Tiefpunkt in seinem Leben. Doch diesen Tiefpunkt hatte er erreichen müssen, um endlich die Entscheidung fällen zu können, sich in den Entzug zu begeben. Also hatte er sich in ein Neunzig-Tage-Rehabilitations-Programm einweisen lassen.
    Und Olivia, die nichts von all dem geahnt hatte, war nach New York zurückgekehrt, in ihr College-Wohnhaus gezogen und hatte so getan, als hätte es diesen Sommer gar nicht gegeben.
    „Was könnte noch schwerer sein, als dich ohne ein Wort der Erklärung zu verlieren?“, fragte sie. Sie erinnerte sich noch so gut an die Qualen, die sie durchlitten hatte.
    „Dich jetzt zu verlieren“, sagte er schlicht, und endlich wärmte sich sein Lächeln auf, „das wäre verdammt hart.“ Er beugte sich vor und küsste sie kurz, aber fest auf den Mund. „Vorausgesetzt, dass wir jetzt zusammen sind.“
    Olivia wurde von dem Kuss ganz schwindelig, und sie wünschte sich, er würde ihn wiederholen. Sie hielt einen Moment inne und ließ die kühle Brise vom See ihren Kopf ein wenig freipusten. „Ich werde dir nicht widersprechen.“ Sie wollte, dass er sie auf den Sozius seines Motorrads setzte und mit ihr in die Berge fuhr, um nie mehr zurückzukehren. Sie wollte, dass ihre Leben so zueinanderpassten, wie es ihre Herzen taten. „Ich will nur …“ Sie brach ab. Es war so schwer, in Worte zu fassen. „Ich will wissen, dass ich dieses Mal keinen Fehler mache. Ich habe so oft falschgelegen, dass ich mir selber nicht mehr vertraue.“ Er unterdrückte ein Lachen. „Ich kann dich nicht davor schützen, Fehler zu machen, Lolly. Das kann niemand, nicht einmal du. Und warum solltest du das auch wollen?“
    Es ist so einfach, dachte sie. Das war seine Gabe, diese Klarheit in Momenten, in denen sie die Dinge bis zu einer fast absurden Ebene durchdachte. „Aber …“
    „Manchmal muss man einfach Vertrauen haben.“
    Sie konnte nicht glauben, dass er sie anlächelte, als ob ihm das hier Spaß machen würde. „Wir haben uns

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