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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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und leer. Sie war­te­te dar­auf, daß ich sie zum Le­ben er­weck­te, die Kraft­fel­der jus­tier­te und Bett und Tisch und Stüh­le pro­gram­mier­te. Statt des­sen schal­te­te ich al­le Erg­fel­der ab und spann­te dann mei­ne Hän­ge­mat­te an den bei­den Dü­beln auf, die ich schon frü­her an den Wän­den be­fes­tigt hat­te. Ich ent­fern­te die Ab­de­ckung von den Bü­cher­re­ga­len, hol­te den Tisch aus dem Ab­stell­raum, bau­te ihn zu­sam­men und stellt dann den Klapp­stuhl auf. Ei­ne hel­le, oran­ge­far­be­ne De­cke, auf die Hän­ge­mat­te ge­wor­fen, ein klei­ner Tep­pich auf dem Bo­den – und ich hielt mei­ne Ka­bi­ne für ge­müt­lich ge­nug, um wie­der dar­in zu woh­nen. Ich dusch­te rasch, stieg in einen leich­ten Haft­an­zug, band mir das Haar im Nacken zu­sam­men und mach­te mich, da die hal­be Stun­de um war, auf den Weg zur Brücke.
    Gre­ville und Har­kness be­rie­ten sich vor der großen Ho­lo­kar­te des Nord­pa­zi­fik. Jen­ny lehn­te ne­ben To­bi­as und starr­te be­küm­mert aus dem großen Fens­ter. Sie wand­ten sich bei­de um und sa­hen mich an, als ich ein­trat, dann dreh­te sich Jen­ny wie­der zum Fens­ter. Paul kau­er­te an der Wand ih­nen ge­gen­über. Er woll­te auf mich zu­ge­hen, doch ich wand­te ihm den Rücken zu und be­grüß­te Be­ni­to, den buck­li­gen Chef­in­ge­nieur.
    „Hal­lo, Scheu­sal“, sag­te ich.
    „Hal­lo, Scheu­sal“, gab er zu­rück und sah mich fins­ter an. Ich nahm ne­ben ihm Platz, und wir teil­ten ein ge­sel­li­ges, ver­ächt­li­ches Schwei­gen. Ich konn­te se­hen, wie sich Paul an die Wand zu­rück­lehn­te; sein Ge­sicht zeig­te einen son­der­ba­ren Aus­druck. Na­tür­lich war er Be­ni­to be­reits am Tag zu­vor be­geg­net, doch der An­blick des In­ge­nieurs war im­mer ei­ne Art Schock, selbst für die Un­s­terb­li­chen, die öf­ters mit ihm zu tun hat­ten. Daß er sich nicht nach Aus­tra­li­en zu­rück­ge­zo­gen hat­te war mir ein Rät­sel und flö­ßte mir Re­spekt ein. Ich glau­be, ich wä­re nie in der La­ge ge­we­sen, so­viel Mut auf­zu­brin­gen. Aber das moch­te ich ihm nicht sa­gen.
    Li kam wie im­mer zu spät, schob sich in einen Erg­ses­sel und rutsch­te ei­ni­ge Ma­le hin und her, da­mit sich die Kraft­fel­der der mas­si­gen Ge­stalt an­paß­ten. Jen­ny und To­bi­as tra­ten vom Fens­ter fort und setz­ten sich in die Nä­he von Hart und Lon­nie. Paul nahm schließ­lich di­rekt ne­ben Lon­nie Platz. Wir wa­ren al­le ver­sam­melt. Gre­ville mach­te ei­ne ra­sche Run­de durchs Zim­mer, um je­den ein­zel­nen von uns os­ten­ta­tiv zu be­grü­ßen, und als ich an der Rei­he war, drück­te er mir mit sei­ner üb­li­chen wi­der­stre­ben­den Herz­lich­keit die Hand.
    „Wie geht’s, Tia?“ Sein brau­nes Ge­sicht ver­zog sich und zeig­te das Zerr­bild ei­nes Lä­chelns.
    „Gut. Und selbst?“
    Er ließ mei­ne Hand so rasch wie­der los, wie es ihm mög­lich war, oh­ne un­höf­lich zu wir­ken. „Viel Ar­beit, viel Ar­beit, wie im­mer.
    Hal­lo, Be­ni­to.“ Er mach­te kei­ne An­stal­ten, auch ihm die Hand zu schüt­teln.
    Be­ni­to brumm­te ir­gend et­was, und Gre­ville kehr­te mit al­lem wis­sen­schaft­li­chen Ernst, den er aus­zu­drücken ver­moch­te, zum vor­de­ren Be­reich der Brücke zu­rück. Gre­ville hat­te sich zu der Zeit ent­schie­den, zu ei­nem Wis­sen­schaft­ler und For­scher zu wer­den, als ich vom Mars zu­rück­ge­kehrt war. Und nach­dem al­le sei­ne Stu­di­en und Lehr­gän­ge ab­ge­schlos­sen wa­ren, hat­te er sich das Kli­schee vom wis­sen­schaft­li­chen Ge­ba­ren zu ei­gen ge­macht, bis Mas­ke und Iden­ti­tät ein und das­sel­be ge­wor­den wa­ren. Er lieb­te es, Bril­len zu tra­gen, rand­lo­se Na­sen­rei­ter, und er hat­te sich sein üp­pi­ges, schwar­zes Haar an den Schlä­fen grau ge­färbt, so daß sein Kopf nun wie die Blü­te ei­ner ver­wel­ken­den Step­pen­he­xe aus­sah. Fürch­ter­lich ernst, pe­dan­tisch, kor­rekt bis hin zur Be­ses­sen­heit – bei je­der Rei­se hielt er „Ein­wei­sungs“-Re­den, steck­te un­se­ren Kurs ab, über­wach­te je­den Tauch­gang von sei­ner si­che­ren Höh­le auf der Brücke der Ili­um aus und ver­hielt sich ganz all­ge­mein so, wie

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