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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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was­ser­dich­ten Sa­fe voll von Pa­pie­ren und an­de­ren ver­gäng­li­chen Din­gen. Ma­schi­nen, Werk­zeu­ge, Ju­we­len. Ein­zel­tei­le und Bruch­stücke aus dem Le­ben an­de­rer Men­schen.“
    Er schi­en wirk­lich in­ter­es­siert. Und das konn­te man na­tür­lich auch er­war­ten. Jen­ny und er nah­men ei­ni­ges auf sich, um drei Mo­na­te lang mit uns un­ter der nas­sen De­cke des Mee­res zu ar­bei­ten.
    „Was habt ihr ge­fun­den?“
    „Dies und das. Das meis­te da­von wirst du noch heu­te vor­mit­tag zu Ge­sicht be­kom­men, wenn wir zum Schiff run­ter fah­ren. Bis­her ist es noch nicht all­zu­viel, und rich­tig ein­ge­ord­net ist es auch noch nicht. Aber es wird euch ei­ne ziem­lich gu­te Vor­stel­lung da­von ge­ben, wo­nach wir Aus­schau hal­ten, wenn wir erst un­ter Was­ser sind.“
    Er nick­te und lä­chel­te noch im­mer. Sein fes­ter Blick ver­un­si­cher­te mich. Ich sah zur Sei­te, über den Rand des Fels­han­ges hin­aus und auf die da­hin­rol­len­den Wo­gen. Das Fest­land war wie Flaum am Ho­ri­zont. Die wäh­rend der Nacht her­an­ge­zo­ge­nen Wol­ken hat­ten sich mit der Mor­gen­däm­me­rung auf­ge­löst; jetzt war der Him­mel tief­blau und die Luft voll­kom­men klar. Weit drau­ßen se­gel­ten und kreis­ten See­vö­gel, und ich ver­nahm ihr lei­ses Kräch­zen, das vom Rau­schen der Wel­len durch­tränkt war.
    „Und du, Tia?“
    „Hm?“
    „Wie ist es dir er­gan­gen? Es war ei­ne lan­ge Zeit.“
    „Ja, das war es“, gab ich schroff zu­rück. „Dan­ke, es ging mir gut. Ist Jen­ny auf? Es ist Zeit zum Früh­stück. Und ich soll­te euch schon früh zum Dock brin­gen. To­bi­as wird dort un­ten auf uns war­ten.“
    „Ich se­he nach“, ent­geg­ne­te er, kam auf die Bei­ne, streck­te sich und lief zum Haus zu­rück.
    Ich wi­der­stand der Ver­su­chung, ihm nach­zu­se­hen und beug­te mich statt des­sen zu mei­nen Pflan­zen hin­ab. Ja, wie war es mir er­gan­gen? Was er­war­te­te er denn ei­gent­lich in die­ser Hin­sicht? Woll­te mich die­ser jun­ge Un­s­terb­li­che auf den Arm neh­men? Mach­te er sich über mei­ne Ge­füh­le lus­tig?
    Oder war er nur höf­lich?
    Oder nichts von all­dem. Oder al­les. Oder, Tia, du wirst pa­ra­no­id. Ich ver­ließ mei­nen Gar­ten und ging ins Haus zu­rück, um das Früh­stück vor­zu­be­rei­ten.
     

5
     
    Ich mag mei­ne Kü­che nicht. Als ich das Zim­mer neu ein­rich­te­te, ha­be ich ver­sucht, die Ge­rä­te ein­zu­bau­en, aber sie stö­ren noch im­mer: Die Küh­lein­hei­ten und Auf­be­rei­ter und Ga­rer ra­gen mit bi­zar­rer Trost­lo­sig­keit in die ge­mes­se­ne Wür­de mei­nes Heims hin­ein. Das Haus stellt ei­ne Ana­lo­gie zu mir dar: Es al­tert eben­falls und ist über sei­ne bes­ten Jah­re be­reits hin­aus; es ent­hält mo­der­ne Ein­sät­ze, so wie auch mein Kör­per klei­ne Röh­ren und an­de­re Din­ge aus Plas­tik auf­weist, Aus­bes­se­run­gen und Er­satz­tei­le.
    Ich ent­deck­te das wind­schie­fe und her­ren­lo­se Haus, als ich ge­ra­de be­gon­nen hat­te, beim Pro­jekt mit­zu­ar­bei­ten und mich auf die Su­che nach ei­ner Un­ter­kunft mach­te, in der ich an­ge­neh­mer woh­nen konn­te als an Bord der Ili­um. Das Haus ist ur­alt, stammt noch aus der Epo­che vor der For­mung und ist aus dem Holz der Ei­bensequoi­en er­baut wor­den, die es heu­te nicht mehr gibt. Es be­steht aus ei­ner Rei­he von Ku­ben und Recht­e­cken, steht di­rekt am Rand des Fels­han­ges und ragt ge­fähr­lich weit dar­über hin­aus, so daß es zum Teil über der Bran­dung schwebt. Daß es nicht be­reits vor Äo­nen ein­ges türzt ist und vom Meer ver­schlun­gen wur­de, ist ei­nem Un­s­terb­li­chen zu ver­dan­ken. Das Ge­bäu­de er­reg­te zu­fäl­lig sei­ne Auf­merk­sam­keit, und er sta­bi­li­sier­te es mit ei­ni­gen Kraft­fel­dern und ei­ner Rei­he von häß­li­chen Plast­stahl­pfäh­len. Dann gab er es wie­der auf, als er das In­ter­es­se dar­an ver­lor. Die Fä­hig­keit die­ses Hau­ses, so­wohl dem na­gen­den Zahn der Zeit als auch dem ver­hee­ren­den Ein­fluß in­kom­pe­tenter Re­no­vie­rungs­ar­bei­ten zu wi­der­ste­hen, hat­te es mich lieb­ge­win­nen las­sen. Ich mach­te den Ei­gen­tü­mer aus­fin­dig, der

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