Vertrau mir! - Thriller
jedenfalls wichtig.« Henry blieb vor dem Terminal stehen. Ein Stirnrunzeln trat auf sein scharf geschnittenes Gesicht. »Wir stehen vielleicht an einem Wendepunkt der Geschichte, Luke. Die Welt ist viel kleiner geworden, als wir es je für möglich gehalten hätten. Leute mit
bestimmten … gewalttätigen Absichten haben es heute viel leichter, sich zu finden und zusammenzutun. Du könntest uns helfen, sie zu verstehen und zu bekämpfen.«
»Uns. Ich wüsste wirklich gern, wer dein Klient ist.«
»Nimm den Job an, dann wirst du’s erfahren.« Sie standen vor den Touchscreens zum Einchecken. Henry tippte seine Daten ein, und der Automat spuckte seine Bordkarte aus. Luke folgte ihm zu der Schlange von Leuten, die darauf warteten, durch die Sicherheitskontrolle zu gelangen.
»Ich will keinen …« Luke hielt inne.
»Was, mein Sohn?« Henry nannte ihn nicht oft »Sohn«. Nur wenn er um Luke besorgt war.
»Ich will keinen Job aus Mitleid oder Fürsorge. Nur weil du meiner Mutter etwas versprochen hast.«
»Das ist gut, denn Mitleid lehne ich ab. Du leistest hervorragende Arbeit für mich, Luke, indem du diese … äh … Night Road studierst, wie du sie so hübsch nennst. Aber ich würde dir niemals einen wichtigen Posten aus Mitleid anbieten. Dazu respektiere ich dich und meine Firma viel zu sehr.«
Na toll, dachte Luke, dein einziger naher Verwandter reicht dir einen Job auf dem Silbertablett, und du schaffst es, ihn zu beleidigen. »So habe ich es nicht gemeint. Ich weiß, dass es dir ernst ist.« Luke räusperte sich, und sein Magen machte einen nervösen Ruck. »Ja. Ich nehme den Job an.«
Eine überraschende Erleichterung leuchtete in Henrys Augen auf. »Damit bereitest du mir eine große Freude. Und ich bin sehr stolz. Dass wir zusammenarbeiten, also das ist … weißt du … richtig cool.«
Luke konnte sich ein Lächeln nicht verbeißen. Was für Henry normalerweise als cool galt, waren Arbeiten über politische Ökonomie oder Abhandlungen zur Geschichte des Terrorismus. Vielleicht würde ihre Zusammenarbeit ihre Beziehung
ja einfacher machen … in gewisser Weise erwachsener. Henry würde ihn vielleicht nicht mehr als Kind sehen. »Du hast Recht. Es wird cool.«
Henry konnte seine Freude nur schlecht verbergen. »Ich rufe dich morgen an, dann regeln wir den Papierkram.«
»Danke, Henry.«
»Fahr nach Hause und schlaf dich aus. Halt dich für eine Weile von der Night Road fern. Geh öfter in die Sonne.«
»Ich werde es vermissen, den Baum zu schütteln und zuzusehen, wie die faulen Früchte runterfallen.«
»Du und ich, wir werden die Welt verändern.«
»Ganz schön großes Programm.«
»Wir können die Welt verändern. Vertrau mir.« Henry schüttelte ihm die Hand und umarmte ihn linkisch. Luke erwiderte die Umarmung. Dann drehte sich Henry um und stellte sich zur Sicherheitskontrolle an.
Luke ging hinaus in den strahlenden Nachmittag und weiter zum Parkhaus.
Wir werden die Welt verändern, hatte Henry gemeint. An Ehrgeiz mangelte es ihm nun wirklich nicht.
Luke blieb beim Eingang zum Parkhaus stehen und überlegte, wo er seinen BMW abgestellt hatte.
»Luke, hey, wie geht’s?« Ein kräftiger Arm legte sich um seine Schulter. Das Gesicht eines Mannes - etwa dreißig Jahre alt, braunes Haar und ein schiefes Lächeln auf den Lippen - tauchte plötzlich neben ihm auf. Luke wollte zurückweichen.
Ein Gegenstand aus Metall wurde gegen seinen Rücken gedrückt.
»Nicht schreien, Luke. Nicht weglaufen. Du hast eine großkalibrige Pistole im Rücken. Sei lieb, reiß dich zusammen und bleib ruhig, ja?« Der Mann hatte Luke nah zu sich
gezogen, so dass er ihm ins Ohr flüstern konnte. Bekleidet war er mit einem teuren Nadelstreifenanzug und einer konservativen marineblauen Krawatte. Sein Gesicht war fleischig und ein wenig schwabbelig; er sah nicht aus wie jemand, der es gewohnt war, eine Waffe bei sich zu tragen. Luke roch seinen Pfefferminz-Atem und seinen nervösen Schweiß.
»Das ist nicht …«
Der Mann drückte ihm den Lauf noch fester in den Rücken. Luke verstummte sofort. Er vergaß fast zu atmen, während er die Pistole unter seiner Jacke an der Wirbelsäule spürte. Das konnte einfach nicht sein. Er glaubte zu träumen.
»Dein Wagen steht in Reihe H. Los, gehen wir. Und schön ruhig bleiben.«
»Nehmen Sie den Schlüssel.« Luke fand seine Stimme wieder. Er hielt ihm die Schlüssel des BMWs mit zitternder Hand hin. Panik stieg in ihm hoch. Das war es doch, was man in einer
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