Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
1 Der Befehl ihrer Königin war direkt und unmissverständlich gewesen: Verhindert, dass die Eislanddrachen sich neu formieren und die Nordlanddrachen an deren Küste angreifen.
Die Nordländer behaupteten sich schon seit Jahren, drängten die Eislanddrachen, genannt die Stachler, hinter ihre Grenzen zurück und hielten sie dort in Schach. Doch diejenigen, die die Stachler davon abhielten, genug Kräfte zur selben Zeit an einem Ort zu versammeln, um wieder in die Nordländer vorzudringen und die Gebiete der Drachenkriegsherrn zu gefährden, waren die Mì-runach.
Es war allerdings nicht immer leicht gewesen. Denn sie waren die Mì-runach; sie waren Feuerspucker, die in einem der unwirtlichsten Länder seit Menschen- und Göttergedenken festsaßen. In den Eisländern mit ihren harten Wintern und ihren noch härteren Völkern. Doch genau deshalb waren die Mì-runach hierher gesandt worden: weil sie sogar unter ihresgleichen als hart und rau galten. Sie gehörten nirgends dazu. Sie waren die Ausgestoßenen, die Unruhestifter, die brutalen Kämpfer. Sie waren diejenigen, die man nicht neben seiner Höhle haben wollte, aber wenn einem die Optionen ausgingen … dann waren sie diejenigen, die man rief.
Sie waren die, die töteten. Für ihre Ehre. Für ihre Königin. Und weil sie alle verdammt gut darin waren.
Angor, der Kommandeur der Mì-runach-Legion, landete auf dem Berggipfel und beobachtete, wie seine Soldaten vorrückten. Wie er es sie gelehrt hatte, bewegten sie sich schnell und lautlos. Sie mochten Drachen sein, zu den größten Wesen der Welt gehören, aber deshalb mussten sie schließlich nicht überall herumtrampeln. Nicht wie die Stachler, die sich hinter ihren Schnee- und Eisstürmen versteckten. Die Mì-runach ließen sich nicht von Stürmen oder der Tatsache, dass sie Außenseiter waren, davon abhalten, die Befehle ihrer Königin auszuführen.
Angor lächelte, als er plötzlich eine Klinge aufblitzen sah, woraufhin wie aus dem Nichts eine blaue Klaue den Kopf des Anführers der Stachler an den Haaren packte und nach hinten riss. Ein Breitschwert wurde ihm in den Hals gerammt und schnitt ihm die Chance ab, irgendwie anders als verblüfft dreinzuschauen.
Die Stachler, die sich um ihren Anführer versammelt hatten, um zu ihrem Flug ins feindliche Gebiet aufzubrechen, erstarrten, als Blut auf ihre weißen und silbernen Schuppen spritzte. Dann griffen die Mì-runach an. Sie kamen von unter der Erde, wo ein paar von ihnen sich schon seit Tagen versteckt hatten.
Angor beobachtete und wartete, während seine Soldaten die Stachler erledigten. Es dauerte nicht lange. Sie waren nicht für den Kampf ausgebildet, sondern für Massaker. Das konnten sie am besten. Sie schlugen ohne Vorwarnung zu – keine Verhandlungen, keine Gefangenen. Insgesamt waren sie nur sechsunddreißig, aber sie konnten die Arbeit eines ausgewachsenen Heeres erledigen – und hatten es auch bereits. Sie waren die tödlichste Waffe der Drachenkönigin und wurden in der Drachenwelt gehasst und gefürchtet – und das aus sehr gutem Grund.
Angor setzte sich hin, als seine Truppenführer vor ihm landeten.
»Wir sind fertig«, berichtete einer von ihnen. »Und ich habe mein Team ausgeschickt, um mögliche Versprengte niederzuschlagen.«
»Gut. In ein paar Tagen machen wir uns auf den Rückweg in den Süden.«
»Wirklich?«, fragte ein anderer und sprach damit aus, was einige dachten. Die Königin hielt ihre Mì-runach mit Unterbrechungen nun schon seit Jahren in den Eisländern stationiert, aber es war nicht an ihm oder den anderen Mì-runach, das infrage zu stellen. Sie taten lediglich, was ihnen von ihrer Königin befohlen wurde.
»Wirklich.« Er warf den Kopf zur Seite. »Ihr da. Macht euch bereit, für die Nacht auszurücken. Warte«, sagte er zu demjenigen, der den Anführer der Stachler getötet hatte. »Du nicht. Noch nicht.«
Angor wartete, bis die anderen wieder vom Berg herunter waren, bevor er sich zu dem Drachen umwandte, den er selbst ausgebildet hatte.
Um ehrlich zu sein, hatte Angor keine Hoffnung für ihn gesehen, als er ihm vor beinahe einer Dekade aufgezwungen worden war. Er war sinnlos wütend und erstaunlich verbittert gewesen. Er hatte sich geweigert, auch nur die einfachsten Aufgaben auszuführen, und sich und seine Brüder mehr als einmal während wichtiger Einsätze in Gefahr gebracht. Doch Angor hatte hinter all diese Wut blicken können, hatte den jungen Drachen eng an seiner Seite gehalten und ihn vom ersten Tag
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