Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
nicht allzu schlimm.«
    »Das hoffe ich auch, ich möchte ungern meinen ersten Tag versäumen. Dann werde ich mich schnell fertig machen, damit ich nicht so viel von Ihrer Zeit stehle. Dauert nicht lange.«
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit, ich habe heute sowieso meinen freien Tag und nichts Besseres zu tun.«
    »Dann werde ich mich erst recht beeilen.« Autumn hielt inne. »Shane hat heute wohl Dienst, oder?«
    »Ja, wieso?«
    »Ich wollte mich noch einmal bei ihm bedanken.« Sie versuchte, nicht zu enttäuscht zu klingen. Irgendwie hatte sie erwartet, dass er sie nach Moab fahren würde. Dabei sollte sie eigentlich froh sein, dass sie ihm nicht so schnell und vor allem alleine wieder gegenübertreten musste.
    Janet schien ihre Gedanken nicht zu bemerken. »Ach was. Shane macht das gerne. Es ist so etwas wie ein Hobby für ihn, Menschen und Tiere zu retten. Dafür erwartet er keinen Dank. Wenn er Zeit hätte, wäre er bestimmt gekommen.« Janet lächelte sie an. »Er ist toll, oder?« Oder vielleicht doch.
    Hitze stieg in Autumns Wangen. »Ich sollte mich jetzt wirklich beeilen.« Sie zog sich rasch ins Schlafzimmer zurück, bevor die Situation noch peinlicher wurde.
    Eine Viertelstunde später waren sie in Janets Jeep unterwegs nach Moab. Die Sonne brannte vom Himmel, und obwohl es erst vormittags war, kletterten die Temperaturen bereits wieder in kaum zu ertragende Höhen. Autumn musste immer noch an den Albtraum denken, den sie seit einigen Wochen nicht mehr gehabt hatte. Die Ereignisse hatten sie anscheinend doch mehr belastet als gedacht. Sie gab vor, durch das Fenster die Landschaft zu betrachten, und hing ihren trüben Gedanken über ihr früheres Leben nach. Sie war hierhergekommen, um alles hinter sich zu lassen, doch nun zweifelte sie daran, ob ihr das gelingen würde.
    Nach einer Weile fiel ihr auf, dass Janet versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Oh, tut mir leid. Ich war abgelenkt, was haben Sie gesagt?«
    Janet lächelte amüsiert. »Ich habe gesagt, dass es unter den Rangern üblich ist, dass wir uns beim Vornamen nennen. Es sind zwar noch ein paar Tage bis dahin, aber wie wär’s?«
    Etwas in Autumn sträubte sich dagegen, weil es in ihr das Gefühl auslöste, die Distanz zu Janet zu verlieren. Da sie aber schlecht ablehnen konnte, nickte sie. »Natürlich, gerne.«
    »Sehr schön. Willst du gleich in die Hütte ziehen oder die Woche noch in Moab bleiben?«
    Autumn versuchte, ihre Anspannung zu verbergen. »Ich werde wohl in Moab in der Nähe des Arztes und der Apotheke bleiben. Außerdem kann ich mit meinem Knie sowieso nicht den Park erkunden, wie ich es eigentlich vorhatte. Die Hütte habe ich auch nur diese Nacht benutzt. Ich muss abwarten, was mir von der Parkdirektion als Unterkunft angeboten wird.«
    »Ach so. Ich denke aber, da die Hütte gerade leersteht, kannst du sie bestimmt haben, wenn du willst.«
    Autumn strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Wo wohnst du denn im Park?«
    Janet warf ihr einen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße. »Ich habe eine Hütte mit meiner Mitbewohnerin Sarah zusammen, einen Weg weiter. Aber in unserer Reihe ist leider nichts frei. Es herrscht eigentlich sowieso eher Platzmangel. Dass überhaupt eine Hütte freisteht, ist fast ein kleines Wunder. Bist du fest angestellt?«
    »Ja, eine Aushilfsstelle hätte ich mir nicht leisten können. Ich wollte etwas Längerfristiges, bei dem ich zur Ruhe kommen kann. Etwas mit viel Freiraum, und viel Natur.«
    Janet gab ein zustimmendes Brummen von sich. »Was hast du denn vorher gemacht?«
    »Ich war Bibliothekarin in New York.«
    Erstaunt blickte Janet sie an. »Das ist aber ungewöhnlich. Ich habe mir Bibliothekarinnen ganz anders vorgestellt, mit Brille und Dutt und so.«
    Autumn lächelte. »Ich weiß nicht, wie die Leute immer darauf kommen. Heutzutage entspricht kaum noch eine Bibliothekarin diesem Bild. Aber etwas merkwürdig und eigenbrötlerisch sind viele schon.«
    »Und wie kommt eine Bibliothekarin aus dem Osten in einen Nationalpark im Westen?«
    Da sie Janet auf keinen Fall die Wahrheit sagen konnte und auch wollte, beschränkte Autumn sich auf eine nichtssagende Äußerung. »Ich brauchte einfach etwas frischen Wind in meinem Leben.« Was prinzipiell auch stimmte, sie hatte dringend eine Veränderung gebraucht, und mit Zachs Hilfe war es möglich geworden. Ohne die Beziehungen des Detectives zu jemandem in der oberen Etage des Nationalpark-Managements hätte sie keine

Weitere Kostenlose Bücher