Verwirrend heiße Gefühle
nicht einmal wünschen sollte.
Sie hatte einen Auftrag, musste Informationen nach Monterez schaffen und das Baby retten. Da blieb keine Zeit, albernen Träumen nachzuhängen.
Am liebsten hätte sie die Flucht vor Chase ergriffen. Solange er in ihrer Nähe war, konnte sie sich nicht auf ihre Aufgabe konzentrieren. Doch sie konnte nicht fort. Sie hatte Chase versprochen, auf ihn zu warten, und sie hielt stets Wort. Ihre Eltern fielen ihr ein. An ihrem Grab hatte sie vor zwölf Jahren einen Schwur geleistet, den sie ebenfalls halten musste.
Andi hatte sich auf der Erde ausgestreckt und war in einen leichten Schlaf gefallen. Als ein schwaches Geräusch sie weckte, drückte sie Paolo fester an sich, setzte sich lautlos auf und griff nach der Waffe. Erst als Chase auf die Lichtung trat, entspannte sie sich.
“Du bist noch hier”, stellte er überrascht fest.
“Das habe ich dir doch versprochen.”
“Ich vertraue nur wenigen Leuten.”
“Dann haben wir ja etwas gemeinsam”, sagte sie und sammelte ihre Sachen ein. “Hast du was herausgefunden?”
“Bis zum Fluss ist es nicht weit. Ich bin ihm ein Stück gefolgt und habe niemanden gesehen. Vielleicht erreichen wir heute Abend das zweite Dorf. Am Fluss zieht sich ein schmaler Pfad hin. Wir müssen uns also nicht die ganze Strecke durch den Dschungel kämpfen.” Er warf einen Blick auf Paolo. “Meinst du, dass er mitspielen wird?”
Es war klar, dass Chase fürchtete, Paolo könnte schreien und sie dadurch verraten. “Ich weiß es nicht”, räumte sie ein. “Ich habe ihm sein Fläschchen gegeben und die Windel gewechselt. Normalerweise ist er ziemlich ruhig, aber er ist nicht mehr bei seiner Mutter, und er schläft nicht in seinem Bett. Wir werden bald herausfinden, wie er sich macht.”
“Ja, sicher.” Chase betrachtete ihren Rucksack und das Baby. “Ich nehme dir einige Sachen ab.”
“Willst du dafür sorgen, dass ich nicht weglaufen kann?”, fragte sie herausfordernd.
“Verdammt, McGinnis, ich will es dir leichter machen”, entgegnete er finster. “Fällt es dir so schwer, zuzugeben, dass du Hilfe brauchst?”
“Nein, weil es stimmt”, erwiderte sie. “Aber wirf mir nicht vor, dass ich deinen Motiven misstraue. Vergiss nicht, dass ich über deine Einstellung zu mir Bescheid weiß.”
“Du weißt gar nichts”, wehrte er ab.
Sie sah ihn prüfend an, doch er trat hinter sie und öffnete ihren Rucksack. Jetzt war er ihr so nahe, dass sie die Wärme seines Körpers fühlte. Sie wollte von ihm abrücken, doch er hielt ihren Rucksack fest.
“Wie fühlt sich das an?”, fragte er schroff und wich zurück.
Am liebsten hätte sie geantwortet, dass sie seit drei Jahren nichts Derartiges gefühlt hatte, doch sie hielt sich zurück. “Leichter.”
“Dann brechen wir auf. Bis zum Fluss müssen wir durch Unterholz, aber dann wird es leichter.”
“Gut.”
Chase verschwand zwischen den Büschen. Andi folgte ihm widerstrebend. Sie musste die nächsten Tage mit ihm verbringen. Es war besser, sie zeigte ihm nicht, wie er auf sie wirkte. Es wäre schrecklich demütigend, wenn er etwas merkte. Und wenn sie sich von ihm ablenken ließ, konnte es sogar lebensgefährlich werden.
Es war besser, sie konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Und schon nach kurzer Zeit konnte sie an nichts anderes mehr denken. Lianenranken schlangen sich um ihre Beine und drohten sie zu Fall zu bringen. Zweige schlugen ihr ins Gesicht. Chase bemühte sich zwar, das zu verhindern, aber es war sinnlos. Anstatt ihr Gesicht zu schützen, schützte sie das Baby vor Zweigen und Insekten.
Als Chase stehenblieb, brannte ihr Gesicht bereits von den Schlägen der Zweige. Schweiß tropfte ihr von der Stirn. Ungeduldig wischte sie sich übers Gesicht und warf einen Blick nach vorne. Der Fluss musste ganz in der Nähe sein. Ein Lufthauch brachte den Geruch von Wasser zu ihnen.
“Wir sind fast da”, sagte Chase so dicht an ihrem Ohr, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. “Wir warten eine Weile und beobachten die Ufer.”
Sie nickte und hoffte, er würde sich zurückziehen, doch er blieb dicht neben ihr stehen. Erneut fühlte sie die Wärme seines Körpers. Chase achtete jedoch nicht auf Andi, sondern auf ihre Umgebung.
Sei nicht albern, befahl sie sich. Chase Remington war der letzte Mann auf der Welt, für den sie etwas empfinden sollte. Er hasste sie und hatte ihr nicht verziehen, dass sie ihn vor drei Jahren hintergangen hatte. Außerdem gab er ihr bestimmt einen Teil
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