Verwirrend heiße Gefühle
wegkommen mussten.
Chase machte lange Schritte, obwohl Andi ihm nur schwer folgen konnte. Er floh, als wäre der Teufel hinter ihm her, und genauso fühlte er sich auch.
Was war bloß mit ihm los? Beinahe hätte er Andi McGinnis geküsst! Ihre blauen Augen und die unterdrückte Leidenschaft in ihrem Blick hatten ihn fasziniert. Auch jetzt noch glaubte er ihre sanfte Haut unter seinen Fingern zu spüren. Er sehnte sich danach, die Hände über ihren Körper gleiten zu lassen, sie auf die Erde zu drücken und sich mit ihr zu vereinigen.
Er begehrte eine Frau, die er nicht haben konnte.
Keinesfalls durfte er vergessen, wer Andi war. Sie war die Agentin, die sein Boss auf ihn und seinen Partner angesetzt hatte, weil ein Mitglied ihrer Organisation für El Diablo gearbeitet hatte. Sein Boss hatte ihn und seinen Partner, Richard, verdächtigt, mit dem Drogenbaron gemeinsame Sache zu machen. Andi hatte Chase und Richard getäuscht, und er, Chase, war dumm genug gewesen, ihr auch noch in die Hände zu spielen. Bei ihrem letzten gemeinsamen Einsatz hatte er sich ablenken lassen. Sein Partner hatte dafür bezahlt. Richard war tot, nicht zuletzt wegen Andi. Das durfte er nicht vergessen.
Diesmal ließ er sich nicht wieder ablenken. Er durfte sich nicht danach richten, dass er körperlich auf Andi reagierte. Er musste seine Aufgabe erledigen, und Andi war ein Teil dieser Aufgabe. Er durfte ihr nicht vertrauen.
“Wir müssten eigentlich schon in der Nähe des Dorfes sein”, sagte Andi so atemlos, dass er ein schlechtes Gewissen bekam.
“Liegt es an diesem Ufer?”
“Nein, auf dem anderen, aber auf dieser Seite kommen bald Felder. Wir müssen vorsichtig sein, weil wir keine Deckung finden werden.”
Chase ging etwas langsamer. “Wie weit ist es deiner Meinung nach?”
“Höchstens ein halber Kilometer”, flüsterte sie. “Wenn ich mich nicht irre, müsste der Weg bald einen Bogen beschreiben. Dann erreichen wir die Felder.”
Gleich darauf erkannte Chase die Biegung und blieb stehen. Er hielt Andi am Arm fest und zog die Hand zurück, als er sofort wieder Verlangen verspürte.
“Warten wir im Dschungel, bis wir mehr über die Lage im Dorf herausgefunden haben.”
Sie nickte, und er bahnte sich einen Weg ins Dickicht. Als er einen Blick zurückwarf, begriff er, wieso ihr Gesicht zerkratzt war.
Anstatt die Zweige von sich abzuwehren, schützte sie das schlafende Kind. Jedes Mal, wenn sie von einem Zweig getroffen wurde, zuckte sie zusammen, doch sie nahm die Hände nicht von Paolos Kopf.
“Geh neben mir”, sagte er und nahm sie am Arm. “Ich halte die Zweige ab.”
“Es geht schon”, erwiderte sie und löste sich von ihm. “Es ist einfacher für mich, dir zu folgen.”
“Sei nicht albern”, verlangte er. “Ich beiße schon nicht.”
“Das ist mir neu”, bemerkte sie.
“Achte du auf das Kind, und ich kümmere mich um dich”, erwiderte er.
“Und wer achtet auf dich?”
“Ich kann für mich selbst sorgen.”
Jetzt kamen sie zwar langsamer voran, doch die Zweige trafen Andi nicht mehr ins Gesicht. Nach einer Weile hörten Chase und sie das Plätschern von Wasser. Das musste der Fluss sein. Sie blieben stehen und gingen in die Hocke.
Mit Andi an seiner Seite schob Chase sich weiter voran, bis er das Wasser zwischen den Blättern erblickte. Er gab ihr ein Zeichen, doch sie hatte es auch schon gesehen.
Am anderen Ufer befand sich ein kleines Dorf. Licht schimmerte hinter einigen Fenstern, aber es war nichts zu hören.
Plötzlich packte Andi Chase am Arm und zeigte zum Dorfrand.
Ein Mann mit einer automatischen Waffe stand dort und beobachtete den Fluss. Drei andere Bewaffnete stießen zu ihm.
“El Diablos Männer”, flüsterte Andi.
3. KAPITEL
Chase betrachtete die vier Männer genauer und nickte. Andi hatte recht. Die Männer hatten die harten Gesichter von Killern. Bestimmt suchten sie Andi und Paolo.
“El Diablo hat vermutlich genau wie du gedacht.”
“Wäre er dumm, wäre er nicht so mächtig geworden.”
“Ziehen wir uns zurück”, sagte Chase leise. “Für den Fall, dass der Kleine zu schreien beginnt.”
Andi sah nach Paolo. “Ich habe keine Ahnung, wie lange er noch schlafen wird”, flüsterte sie besorgt. “Wir müssen weg.”
“Geh voraus.” Chase ließ die Männer am anderen Ufer nicht aus den Augen. “Ich warte ab, ob sie etwas merken.”
Sie wollte widersprechen, gehorchte dann aber. Für Chase ging es viel zu langsam. Wenn das Baby zu weinen begann,
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