Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
Vom Netzwerk:
langsam aufzublühen. Johan Printz, der neue Gouverneur, der 1643 , mit umfangreichen Befugnissen ausgestattet und von hochgesteckten Erwartungen getrieben, in Delaware gelandet war, machte sich mit aller Energie und Kraft ans Werk. Allerdings zerschlugen sich die Hoffnungen auf große Verstärkungen aus der Heimat sehr bald, und zwar wegen des Krieges mit Dänemark. Printz’ Rapporte und Appelle wurden von Axel Oxenstierna schlicht beiseitegewischt, der zunächst mit dem Krieg, dann mit den Friedensverhandlungen mehr als genug zu tun hatte. Nachdem aber der Friede von Brömsebro geschlossen war, wurden die Bemühungen um Unterstützung und Hilfe für die Kolonie mit neuem Elan wieder aufgenommen. Zwischen 1646 und 1648 erreichten zwei Schiffe – die
Gyllene Hajen
und die kampferprobte
Svanen
– Neuschweden.
    Printz behalf sich zunächst mit dem wenigen, was er hatte, und war sogar über Erwarten erfolgreich. Die Rivalität zwischen den europäischen Mächten war, wie schon gesagt, groß, und wenngleich die Nachbarschaft der Holländer eine Quelle der Irritation war, war Printz doch vor allem besorgt über die ständigen kleinen Einbrüche der Engländer in die Gegenden hier am Delaware. Englische Kolonisten hatten sich an einem Ort bei Varkens Kill niedergelassen, und als eine seiner ersten Maßnahmen beschloss Printz deshalb, in der Nähe ihrer Siedlung ein massives Blockhaus anzulegen, Fort Älvsborg. Es erhielt einen dreieckigen Wallgraben, ein schönes Holztor sowie eine schwere Bestückung mit acht Kanonen und einer groben Haubitze. Die Garnison bestand aus siebzehn Mann. Durch das Blockhaus sollte Druck auf die Eindringlinge ausgeübt werden, gleichzeitig sollte es als Riegel vor der Einfahrt in den Delaware fungieren. Das mückenumschwärmte Fort Älvsborg funktionierte genau nach Plan. Im Frühjahr 1643 litt die kleine englische Kolonie schwer unter Krankheiten und Entbehrungen, und Printz nahm die Gelegenheit wahr und zwang sie, der schwedischen Krone den Treueid zu schwören.
    Im Sommer 1644 wurde der erste Schuss von dem neuen Fort abgegeben. Als ein englisches Schiff unter einem William Aspenwall den Fluss heraufgesegelt kam, wurde es von einem Warnschuss aus einem der Geschütze empfangen. Erst nachdem Aspenwalls Expedition von Printz persönlich ordnungsgemäß die Erlaubnis zur Weiterfahrt eingeholt hatte, wurde sie durchgelassen – Aspenwall erhielt später eine Rechnung, in der er aufgefordert wurde, den abgefeuerten Schuss zu bezahlen.
    Ein weiteres Fort, Neu Göteborg, wurde kurz danach an einer Stelle flussaufwärts, auf der Insel Tinicum, nicht allzu weit entfernt von dem holländischen Fort Nassau, errichtet. Auf diese Weise hatte Printz nachdrücklich den äußeren Umkreis und die Abgrenzung der schwedischen Kolonie markiert. Die Insel wurde gerodet, und Pflanzungen wurden angelegt. Das Fort selbst lag auf einer Anhöhe in der Nähe des Ufers und war mit vier kleinen Kanonen aus Kupfer ausgerüstet, die über das Wasser schießen konnten. Nach einem Brandunglück, bei dem sein erstes Haus in Flammen aufging, ließ Printz sich hier eine neue Residenz errichten. Sie wurde Printzhof genannt und war ungefähr so standesgemäß, wie der neue Gouverneur und seine Familie es verlangten und die Umstände es zuließen; sie enthielt unter anderem eine ziemlich große Bibliothek, protzte mit einem so seltenen Luxus wie Glasfenstern und Gardinen und war von einem kleinen Park umgeben, in dem Obstbäume und sogar ein kleines Lusthaus standen.
    Eine Reihe neuer Siedlungen wurde ebenfalls angelegt, unter anderem eine, die Uppland genannt wurde – heute eine Stadt mit Namen Chester. Mehrere Schmieden wurden gebaut, desgleichen eine Kirche mit freistehendem Glockenturm und Friedhof, eine Wassermühle (die an einem Ort im Landesinneren eingerichtet wurde, der Mölndal genannt wurde, «weil eine Mühle dort lag»), eine kleine Bierbrauerei sowie zwei «große und schöne Boote», die für den Verkehr innerhalb der Kolonie benutzt wurden. Später wurde noch ein Blockhaus, Neu Vasa, südlich von Mölndal errichtet. Solange man etwas zu tauschen hatte, florierte auch der Handel mit den Indianern ausgezeichnet, ja zuweilen glänzend. (Dennoch ergab die Bilanz der Jahre 1643 bis 1648 einen Verlust von fast 10 000 Reichstalern.) Immer noch war die Bevölkerung nur wie eine Handvoll Kies im Meer: weniger als 200 Menschen, die gegen Ende der vierziger Jahre in Neuschweden lebten und wirkten, die sich trotz

Weitere Kostenlose Bücher