Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
Vom Netzwerk:
zugelaufen kamen. Sie gaben auf. Als man die Gefangenen gezählt hatte, zeigte sich, dass es nicht weniger als 4500 Mann waren sowie eine große Anzahl Pferde. Unter den Gefangenen waren indessen nur rund 1000 geworbene Soldaten – nach gewohntem Brauch wurden sie sofort in das schwedische Heer gesteckt –, während der Rest aufgebotene Bauern waren; nachdem sie «entkleidet» worden waren und man ihnen ein Versprechen abgezwungen hatte, sich fortan aus dem Krieg herauszuhalten, wurden sie freigelassen. Es zeigte sich jedoch, dass die Dänen bereits die höheren Offiziere, an die 1000 teure Söldner, Kanonen und einen Teil der Vorräte nach Fünen hatten hinüberschaffen können.
    Währenddessen rückten einige kleinere schwedische Korps weiter zur nördlichen Spitze der Halbinsel vor. Die Gegenwehr war weiterhin lahm, und ein Festungskommandant nach dem anderen öffnete ohne einen Schuss die Tore, wenn die Schweden heranritten. Der größte Teil des Adels war geflohen, und die Einzigen, die den Versuch machten, die Invasionstruppen zurückzuschlagen, waren die Bauern, sicherlich nicht so sehr aus Liebe zu König und Vaterland, sondern ganz einfach, weil sie die schmarotzenden Horden bei sich nicht haben wollten. Sie sammelten sich nun in großen Haufen in Nordjütland, aber Abteilungen schwedischer Reiterei fielen wie ein Unwetter über sie her und machten sie nieder. Man kann sich die Szenen vor Augen führen: auf der einen Seite wüste Scharen von Volk, in den einfachen grauen, braunen und schwarzen Kleidern der Bauern, die in ungeordneten Gruppen mit Sensen, Keulen, Äxten und Dreschflegeln in den Händen dastehen; auf der anderen Seite kampferprobte, kürassbewehrte Männer zu Pferde, in geraden, straff geordneten Gliedern mit schweren Radschlosspistolen und in den kalten Wind erhobenen Degen. Die Felder sind leer; die Bäume kahl, ihr raureifbedecktes Astwerk hebt sich gegen den düsteren Himmel ab. Die Männer in den Kürassen reiten heran. Zuerst geht es langsam, aber das Tempo wird rasch schneller. Dann brechen sie in den Volkshaufen ein, schießen, stechen, hauen. Es könnte ein Volksauflauf sein, wenn es nicht so schnell ginge und wenn es nicht so blutig wäre. Die meisten der Männer zu Fuß laufen bereits, in alle Richtungen. Zurück bleiben nur einige Bündel, auf dem gefrorenen Boden verstreut; manche bewegen sich unruhig, während auf ihren Kleidern rote Flecken ausschlagen, andere liegen unnatürlich still, während Pferdehufe in dem verfärbten Schnee um sie herum trampeln.
    Ein letzter dramatischer Widerstand wurde von einem großen Bauernheer bei Nørre-Sundby, nördlich des zugefrorenen Limfjords, aufgeboten. Auch dieses hatte keine Chance gegen die Horden hartgesottener Kriegsknechte zu Pferde, die über sie herfielen, und die Bauernarmee wurde nach einem kurzen Kampf aufgerieben. In dieser Lage hatten die jütländischen Bauern keine andere Wahl, als sich zu ergeben. Ganz Jütland befand sich damit in schwedischer Hand. Eifriges Brandschatzen setzte in diesem Landesteil ein.
    Ende Januar herrschte unter den Schweden auf Jütland siegessichere Stimmung. Wenn nur die anderen Heeresabteilungen in Pommern und in Südschweden ebenfalls dem gemeinsamen Plan folgten, würde der alte Erbfeind bald ruiniert sein. In einem Brief an Axel Oxenstierna schrieb Torstensson: «Wir bekommen ihn [den Dänen] nie besser als jetzt, und man muß nun auf allen Seiten das Eisen schmieden, solange es heiß ist.»
    Und eines Nachts Anfang Februar 1644 steuerten an die siebzig Boote, bestückt und voll beladen mit schwedischem Fußvolk, hinaus auf das eisiggrüne Wasser des Kleinen Belts. Sie hielten Kurs direkt auf das gegenüberliegende Ufer, das weniger als einen Kilometer entfernt war. Es war Zeit für den Sprung hinüber nach Fünen.

3 . Wir lebten vom Tod umgeben
    Erik reist in Norddeutschland – Über das Reisen – Über die Wege – Über die Langsamkeit – Zur Flotte nach Rügen – Claes Fleming – Die Flotte wird umorganisiert – Landung auf Fünen – Schwedische Plünderungen – ‹Türken oder Tataren hätten es nicht schlimmer treiben können› – Stockholm zögert – Horn marschiert in Schonen ein – Helsingborg fällt – Die Schnapphähne – Die dänische Blockade von Göteborg
    Zu diesem Zeitpunkt war Erik Jönsson nicht mehr bei Torstenssons Armee. Er war seinem Herrn nach Pommern zurück gefolgt, um ihm bei der Beschaffung von Unterhalt für die schwedischen Streitkräfte zu helfen.

Weitere Kostenlose Bücher