Verzaubert!
mir schwer. Es ist schlichtweg märchenhaft, der allerschönste Raum im ganzen Schloss.
Als ich es am Abend meiner Ankunft zum ersten Mal betreten hatte, war ich zu sehr mit mir beschäftigt gewesen, um seine prachtvolle Schönheit richtig wahrzunehmen. In dieser Nacht jedoch schweifte mein Blick über unzählige wundervolle Kleinigkeiten, die nur einen einzigen Zweck hatten: mir zu gefallen. Und schließlich verweilte mein Blick auf dem prunkvollen Bett, in dem ich von nun an schlafen würde. Entlang seiner gewaltigen Pfosten waren kunstvoll wilde Tiere geschnitzt, die sich spiralförmig nach oben wanden, wo ein wunderschöner Mann mit einer Krone abgebildet war. Ich verstand nicht, was diese Schnitzereien zu bedeuten hatten. Aber ich bewunderte ihre Schönheit.
Auf dem Nachttisch befand sich ein enorm großer Strauß von nicht weniger als hundert betörend duftenden blassrosa Rosen in einer riesigen Vase. Von diesem Tag an fand ich jeden Abend, wenn ich mein Schlafgemach betrat, einen stets aufs Neue bemerkenswerten Blumenstrauß neben dem Bett vor.
Jeder Zoll des Bettzeugs war ebenso wundervoll wie alles andere, was meine Augen an diesem Tag erblickt hatten. Und als ich zwischen die kostbaren seidenen Laken geschlüpft war, überlief mich ein wohliger Schauer. Dieses Gefühl war so aufregend, dass ich schon mein Nachthemd ausziehen wollte, um es am ganzen Körper genießen zu können. Doch stattdessen fuhr ich nur mit den Händen über den feinen Stoff. Meine Sinne schienen plötzlich wie berauscht inmitten all dieses Luxus.
Ein Lichtstrahl, der plötzlich durch die Tür meines Schlafzimmers fiel, riss mich jäh aus meiner Verzückung.
“Wer ist da?”, fragte ich leise und zog die Seidendecke bis zum Kinn hoch.
“Ich bin es, dein ergebener Diener … das Biest”, hieß die höfliche Antwort. Seine Stimme klang verunsichert.
“Komm herein”, antwortete ich.
Das Biest öffnete die Tür weiter, machte jedoch keine Anstalten, den Raum zu betreten, sondern blieb im Türrahmen stehen. Trotz des dämmrigen Lichts konnte ich seine Silhouette deutlich sehen, die furchterregend gewesen wäre, wäre er nicht ein so vollendeter Gentleman. Ich wartete darauf, dass er weitersprach.
“Ich wollte wissen, ob alles zu deiner Zufriedenheit ist”, fragte er, ohne die Türschwelle zu übertreten.
“Zu meiner Zufriedenheit?”, wiederholte ich langsam und ein klein wenig amüsiert, während ich über das Seidenlaken strich. “Gott im Himmel, nein! Dieses Quartier ist nun wirklich nicht zufriedenstellend.” Ich lachte fröhlich über meinen kleinen Schabernack, während ich die Decke zur Seite schob, um die Lampe neben meinem Bett anzuzünden.
Das Biest antwortete nicht und starrte mich stattdessen nur wie versteinert an. Als ich seines Ausdrucks gewahr wurde, erkannte ich, dass meine scherzhafte Antwort ihn beleidigt hatte. Daher beeilte ich mich, die Dinge richtigzustellen.
“Verzeihung. Was ich sagen wollte, ist … nun, natürlich ist hier alles ganz und gar nicht zu meiner Zufriedenheit – es ist viel mehr als das!”
Aber irgendetwas stimmte nicht. Fast kam es mir so vor, als hätte das Biest mich überhaupt nicht gehört. Ohne weiter darüber nachzudenken, sprang ich vom Bett, um mich ihm noch einmal von Angesicht zu Angesicht zu erklären. Aber ich kam nur ein paar Schritte weit, bevor mir das Blut in den Adern gefror.
Hatte ich ein Knurren gehört? Mein Verstand taumelte zwischen Schock und Unglauben. Das war unmöglich! Und doch, seine Augen glitzerten auf eine unnatürliche Art und Weise. Er stand vor mir wie eine Raubkatze, die kurz davor war, zum Sprung auf ihre Beute anzusetzen.
“Biest?”, wisperte ich, mehr bittend als fragend.
Und dann war er plötzlich verschwunden.
Ich blieb eine Weile stehen und versuchte die Fassung zurückzuerlangen. Ich blickte auf meine zitternden Hände, und in diesem Moment bemerkte ich mein Nachthemd. Es war ganz und gar durchsichtig, von oben bis unten! Seit ich das Licht angezündet hatte, hatte der dünne Stoff mehr hervorgehoben als verborgen – ich hatte nahezu nackt vor ihm gestanden!
Erst am nächsten Abend sah ich das Biest wieder. Er war ebenso freundlich und zurückhaltend, wie ich ihn von unserem letzten Mahl in Erinnerung hatte. Dennoch errötete und zitterte ich jedes Mal, wenn sich unsere Blicke begegneten. Doch durch sein tadelloses Verhalten nahm er Argwohn und Angst von mir, und schließlich entspannte ich mich und genoss die vergnügliche
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