Verzaubert fuer die Ewigkeit
Raymond rappelte sich auf und sprang. Er bekam ihr Kleid gerade noch an der Schulter zu fassen. Weißes Wasser wirbelte um sie herum und machte es Raymond schwer, sie festzuhalten.
»Er hat meinen Arm!« Sie würgte an dem Wasser, das auf sie zuströmte.
»Kämpfe nicht gegen ihn an!«, rief Raymond über das Brüllen des Meeres hinweg. Fionna hing in der Luft und war von den Kräutern zu schwach, um zuzufassen. Doyle hatte ihr rechtes Handgelenk und Raymond die rechte Schulter ihres Kleides gepackt. »Ich lasse dich nicht los!«
Fionna sah ihn an, und der Stoff zerriss. Der Boden unter Raymond gab nach, und er kämpfte dagegen an, um nicht über die Kante zu gehen. Cathal war da, zog seinen Degen und schleuderte ihn in die Dunkelheit unter Fionna. Das Heulen verlor sich in dem Aufruhr der Natur um sie herum, als Doyles wilder Griff sich lockerte und es Raymond gelang Fionna über die Kante wieder nach oben und auf sicheren Grund zu ziehen.
Er hielt sie fest, versicherte sich, dass es ihr gut ging, und küsste sie flüchtig. Doch es war keine Zeit mehr. Das Wasser strömte stärker herein. »Cathal, halt es auf!«, forderte Raymond, der dastand und Fionna festhielt, als Sinead auf sie zu taumelte.
»Ich kann nicht. Diese Kraft ist stärker als meine!«, rief Cathal, als Steine brachen, Klumpen herabfielen und Fontänen weißen Wassers aufspritzen ließen. »Wir müssen jetzt weg!«, erklärte Cathal und hob die Hände himmelwärts.
Die Decke über ihnen zerbrach, und Raymond schützte seine Familie. Er war voller Sorge, dass sie alle umkommen würden, wenn sie herunterstürzte. Er schwankte, als er plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen spürte.
Die Luft war mit einem Mal frisch und warm. Er richtete sich auf und sah sich um. Sinead klatschte in die Hände. Sie standen im Steinkreis. Er starrte Cathal an. »Wenn Ihr das zu tun vermögt, warum mussten wir, verdammt noch mal, unter den alten Burgfried kriechen?«
»Und wo wollten wir auftauchen, Engländer? Mitten drin?«
Raymond schüttelte den Kopf und sah dann seine Frau an, die er noch immer in den Armen hielt. Sie starrte Cathal an. »Geh zu ihm«, forderte Raymond sie mit einem Kuss auf die Stirn auf, und Fionna drehte sich um. Sie ging ein paar Schritte und hielt dann wieder an. Er wartete darauf, dass die beiden sich umarmten, denn Cathal wünschte sich das. Doch Fionna enttäuschte sie beide, verschränkte die Arme vor ihrer Taille und tippte trotzig mit dem Fuß auf. Eine Haltung, die nichts Gutes verhieß.
»Ich möchte wenig mit einem Mann zu tun haben, der tausende von Menschen verflucht hat.«
»Ist das alles, worüber du wütend bist, Kleine?«, stichelte er, weil er wusste, dass er ihren Zorn verdient hatte.
»Menschen sind gestorben! Aber nein, das ist noch nicht alles. Du bist weggegangen und hast mich von diesem Scheusal aufziehen lassen. Er hat mich verletzt, er hat meine Mutter verletzt. Mein ganzes Leben lang musste ich mich zügeln, weil ich glaubte, dass Doyles Gemeinheit auch bei mir zum Vorschein kommen würde. Und dieser schreckliche Kampf war völlig umsonst! Wie konntest du uns bei ihm zurücklassen?« Ihre Stimme brach, und sie schmiegte sich in Raymonds Arme und kämpfte gegen die Tränen an.
»Ich habe das fast dreißig Jahre lang bedauert, Fionna«, bekannte Cathal. »Es hat mich gequält, dass ich meine Ansprüche an dich und deine Mutter aufgeben musste. Stelle dir mal vor, was Raymond empfinden würde, wenn er euch beide verlöre, und dann wirst du den Schmerz nachvollziehen können, mit dem ich gelebt habe. Allein.«
Sie hob den Blick zu Raymond, und er lächelte zärtlich. »Ich würde lieber sterben«, erklärte er leise. »Ich würde lieber sterben, als ohne dich und Sinead weiterzuleben.«
Fionna verstand nun das Leid ihres Vaters, weil der Verlust fast unvorstellbar groß gewesen war, und sie sah Cathal an. Oh Göttin, wie sehr habe ich ihn vermisst, wie viel habe ich verloren!, dachte sie.
»Vergib ihm«, flüsterte Raymond. »Alles ist jetzt gut, Liebes. Vergib ihm und gib ihm den Frieden, den du Ian so lange vorenthalten hast.«
»Ja, Mama«, sagte Sinead in die Stille und sah dabei Cathal an. »Warum bist du so bestürzt, Mama? Dein richtiger Papa ist doch hier.«
Fionna neigte sich Raymond zu, der Sinead auf dem Arm hatte. Über Fionnas Kopf hinweg winkte das Kind Cathal zu, und ein paar Tränen tropften aus seinen blassblauen Augen. Er winkte zurück. Raymond gab seiner Frau einen kleinen
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