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Verzeihen ist immer moeglich

Verzeihen ist immer moeglich

Titel: Verzeihen ist immer moeglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Jakoby
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zunächst sehr skeptisch gewesen, dass eine derartige Begegnung nach dem Tod überhaupt möglich ist, hatte ihre Großmutter ihr eindeutige Hinweise geben können, dass sie nach wie vor an ihrem Leben teilhat.
    In einem anderen sehr berührenden Fall geht es um Mark, einen jungen Mann, der einen schweren Autounfall verursacht hatte, bei dem eine ganze Familie, Mutter, Vater und Tochter, ums Leben kam. Mark litt viele Jahre unter massiven Schuldgefühlen, war depressiv und suizidgefährdet. Er war der Meinung, dass niemand ihm je verzeihen könne. Schließlich landete er bei Allan Botkin, der einige Sitzungen mit ihm durchführte. Mark schildert seine Gefühle bei der Wiederbegegnung mit der Familie.
    »Ich kann sie sehen. Es ist die Familie mit dem kleinen Mädchen. Sie stehen beieinander und lächeln. Sie sehen glücklich und friedlich aus. Sie sagen mir, es gefalle ihnen sehr gut dort, wo sie seien. Ich kann jeden Einzelnen ganz deutlich sehen, vor allem das Mädchen. Es steht vor seiner Mutter und seinem Vater. Es hat kurze rote Haare, Sommersprossen und ein wunderbares Lächeln. Ich sehe seinen Vater herumlaufen, als ob er mir zeigen wolle, dass er gehen kann. Ich bekomme von ihm das Gefühl, er sei richtig glücklich, dass er sich jetzt frei bewegen kann. Denn vor seinem Tod hatte er multiple Sklerose gehabt. Ich sagte ihnen: ›Was geschehen ist, tut mir leid, und ich bin sehr traurig darüber.‹ Danach hörte ich sie ganz deutlich sagen, sie hätten darauf gewartet, was ich zu sagen hätte, und dann vergaben sie mir.« 60
    Mark hatte das Gefühl, dass eine schwere Last von ihm genommen wurde. Er konnte sein Leben verändern und seine schweren Schuldgefühle lösten sich auf. Da er sich nach dem Unfall die Zeitungsberichte nicht anschauen konnte, ließ er sich nach dieser Sitzung die alten Zeitungsausschnitte über den Unfall heraussuchen. Er fand eine Fotografie des Mädchens mit den roten Haaren. Ebenfalls stand in dem Zeitungsartikel, dass der Mann tatsächlich multiple Sklerose gehabt hat.
    Induzierte Nachtodkontakte bei Kriegveteranen
    Kriegveteranen, die Feinde oder Zivilisten getötet haben oder die einen Angriff überlebten, bei dem alle anderen Kameraden gestorben sind, erleben häufig durch die herbeigeführte Nachtodbegegnung das Ende ihrer Schuld. Im Trauma eines Gefechtes wird aus Wut und Hilflosigkeit der Feind entmenschlicht. Wut wiederum verdeckt die belastenden Grundgefühle von Angst und Traurigkeit. Diese Bewusstwerdung tritt bei vielen erst im Laufe vieler Jahre in Erscheinung. Dann werden aus Rachegedanken und Schuldgefühlen echte Trauer und echtes Bedauern. Die Erinnerung an das Töten eines Menschen verändert sich und aus der Maske der Entmenschlichung tritt plötzlich der Familienvater, der seine Kinder nie aufwachsen sah, an die Oberfläche des Bewusstseins.
    Mike war kurz vor seinem Kampfeinsatz nach Vietnam gekommen und wurde sofort in ein großes Gefecht verwickelt. Ein junger Vietcong kam auf ihn zugerannt, Mike blickte in sein Gesicht und erschoss ihn. In dem Moment fühlte er sich beschwingt und als Herr des Schicksals. Erst als er nach Hause zurückgekehrt war, litt er unter ständigen Albträumen. Fünfunddreißig Jahre lang sah er das Gesicht des Jungen in seinen Träumen. Mithilfe der IADC-Therapie hörten seine Albträume schlagartig auf.
    »Ich sehe ihn, den jungen Burschen, den ich getötet habe, doch das Gesicht sieht nicht so aus wie im Vietnamkrieg und in meinen Albträumen. Ich sehe ihn glücklich lächeln. Er teilte mir mit, er sei sehr zufrieden, da, wo er jetzt sei, und er verstehe, dass ich tun musste, was ich tat.« 61
    Mikes Albträume hörten schlagartig auf, und er spürte fortan eine tiefe geistige Verbindung zu dem von ihm getöteten jungen Mann.
    Die unterschiedlichen Fallbeispiele belegen, dass Handlungen vergeben werden, die unverzeihlich zu sein scheinen. Jahrelange traumatische Reaktionen und Belastungen heben sich durch die innere Wiederbegegnung mit einem Verstorbenen auf. Das führt in befreiender Weise zu innerem Frieden und schenkt die Kraft, den tief sitzenden Schmerz zu verarbeiten.
    Der Vietnamveteran Tucker erlebte, dass sehr viele seiner Kameraden zerfetzt wurden. Bei seinem letzten Einsatz rastete er aus Wut darüber dermaßen aus, dass er einen Greis und einen kleinen Jungen erschoss. Die Bilder seiner Tat, die angstvollen Blicke der beiden Menschen gruben sich über dreißig Jahre in seine Erinnerung ein. Er entwickelte heftige Schuld- und

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