Verzweifeltes Begehren (German Edition)
abhören konnte.
John erschauderte, aber nicht, weil das Stethoskop kühl war, nein – Adam streifte mit der Hand leicht sein Schlüsselbein. Sofort stellten sich seine Brustwarzen auf. „Wann werde ich wieder reiten können?“, fragte John schnell, um sich von dieser merkwürdigen Reaktion abzulenken. Dabei nahm er den Blick nie von Adams langen Fingern, auf denen ein paar dünne Haare wuchsen.
Nachdem der Arzt fertig war, legte er das Instrument zurück in seine Tasche. „Ich denke, wenn du solche Fortschritte machst wie bisher, kannst du Tattersall bald einen Besuch abstatten und dir deinen prächtigen Hengst abholen.“ In diesem berühmten Londoner Stall, wo es von nützlichen bis edlen Tieren alles zu kaufen gab, was der Pferdenarr begehrte, hatten sie sich nach Johns Rückkehr zufällig wieder gesehen, als Adam nach einem Zugpferd für seinen Einspänner gesucht hatte. Ist das tatsächlich schon ein halbes Jahr her? , fragte er sich.
Ein breites Lächeln erschien auf Johns Lippen, sodass seine hellen Zähne in dem gebräunten Gesicht aufblitzten. Er ist ein sehr schöner Mann , dachte sich Adam. Für einen Moment starrte er John in die blauen Augen. Sie sind viel heller als früher, aber noch genauso faszinierend. Um sie herum erkannte er zahlreiche Fältchen, die John wohl der indischen Sonne zu verdanken hatte.
„Schon bald kannst du durch den Hyde Park traben und die Herzen der Ladys im Sturm erobern, Sir John Knight!“ Adam grinste zurück, doch tief in seinem Innersten wollte er nicht, dass sein Freund eine Frau fand, auch wenn es sehr egoistisch von ihm war. John hätte es mehr als verdient. Wenn er erst mal in ein großes Haus gezogen ist und eine Ehefrau, ja, vielleicht noch Kinder hat, wird er mich nicht mehr brauchen , ging es Adam betrübt durch den Kopf. Doch noch war es nicht so weit. „Ich genieße unsere Gespräche, John“, entkam es ihm unbedarft. „Es ist beinahe so wie damals, als wir uns in Cambridge ein Zimmer teilten.“
John lächelte ihn schief an, worauf es Adam ganz leicht ums Herz wurde. Sofort krempelte er die Hemdärmel hoch und legte Johns Oberschenkel frei, um mit der Behandlung zu beginnen. In Indien war das Bein durch einen Schwerthieb schwer verletzt worden, doch die Wunde war erstaunlich gut verheilt. Er hatte ein Riesenglück, doch das weiß er selbst. Ein Geflecht aus rosa Narben überzog den Muskel, der durch seine eingeschränkte Funktion an Volumen verloren hatte, denn Johns anderes Bein war kräftig, wie auch der Rest seines Körpers. John ist ein durchtrainierter Soldat, eine Kampfmaschine. Auch wenn sie beide in etwa gleich groß waren und auch Adam nicht zu den Schwächlingen zählte, gefielen ihm die schwellenden Muskeln, die sich durch den aufklaffenden Bademantel zeigten. Dank der bronzenen Haut kamen sie besonders gut zur Geltung, und Adam konnte bis zum Bauchnabel hinabsehen. Schwer schluckend nahm er den Blick von dem schönen Männerkörper.
„Das waren schon tolle Zeiten in Cambridge, was, Adam?“ John beugte sich vor und plötzlich lag ein Arm um Adams Schultern. Beinahe wäre der Arzt auf den liegenden Mann gefallen, wenn er sich nicht an dessen Brust abgestützt hätte. Wie oft hatten sie sich zu Schulzeiten so innig umarmt, doch heute fühlte es sich seltsam an. Adam spürte die feinen, goldenen Härchen unter seinen Fingern und war versucht, über Johns Haut zu streicheln. Er bräuchte nur den Kopf zu drehen, um seinem Freund einen Kuss auf die Lippen drücken zu können, die außerordentlich schön geschwungen waren. Was benutzt er für eine Seife? Er duftet wahnsinnig gut.
„Kannst du dich noch an das Bootrennen von 59 erinnern?“, fragte John, der nicht zu bemerken schien, wie unwohl sich Adam auf einmal fühlte. „Unser Achter gegen die Nussschale von Oxford, das war ein Rennen!“ Seine hellblauen Augen blitzten schelmisch und verursachten bei Adam Herzflattern, während er noch einmal heftig gedrückt wurde.
„Nur, dass es nicht ihre Nussschale war, die in der Themse versank“, lachte Adam gequält und befreite sich aus dem festen Griff. Ihm gefiel dieses seltsam leichte Gefühl um die Gegend seines Solarplexus’ immer weniger, da er genau wusste, was es bedeutete. Seine Behandlung würde er schnellstmöglich zu Ende führen und dann gleich verschwinden.
Er goss sich ein duftendes Öl auf die Handfläche, wartete, bis es sich erwärmt hatte, und legte dann die Hände auf Johns Oberschenkel. Der dünne Seidenstoff war weit
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