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Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Titel: Vic Daniel 1 - Down in the Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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habe gar nicht genug Hirn gehabt, daß ein Schaden entstehen konnte, und kriegte diesmal drei Jahre in einer Strafanstalt des Staates Louisiana. Dort gab es weder Himbeeren, noch Melonen, aber sehr viel mehr Gutes läßt sich nicht darüber sagen. Als ich wieder rauskam, rissen sich die Arbeitsämter natürlich nicht übermäßig um mich, also begann ich als Schuldeneintreiber für Charlie the Fish. Das kennst du doch, was die Bullen machen, wenn sie einen verhören; das sieht man doch ständig im Film; der eine spielt den Guten und der andere den Bösen; in Chicago nennen sie das >Susi und Strolch<; also ich und Charlie, wir hatten unser eigenes System. Ich spielte den Bösen, und er spielte den Böseren.«
    »Und dann?«
    »Und dann kam ich nach Kalifornien, und wenn ich nicht gestorben bin, dann lebe ich noch heute.«
    »Willst ne Coca?« sagte sie. »Ich geb einen aus.« Sie ging weg, um welche zu holen. Bei den Preisen in der Eisenbahn rechnete ich mir aus, daß sie danach noch etwa zwanzig Cents von ihren beinah zehn Dollar übrighaben mußte. Geschieht ihr recht. Ich verwendete die Coca, um ein Demerol herunterzuspülen, weil sich mein Bein schon wieder mausig machte. Dann machte ich ein Nickerchen.
    »Du kannst bleiben, Kleine«, sagte ich, kurz bevor ich wegdämmerte. »Du machst dich bisher ganz gut, wenn man bedenkt.« Sie schlürfte ihren Rest Coca so lärmend wie nur irgend möglich, ein Quälgeist bis zum bitteren Ende.

Sechsundzwanzigstes Kapitel

    Wir waren nicht mehr weit von Modesto, Sheriff Gutes’ alter Pfründe, entfernt, als Sara wieder anfing, Hummeln zu kriegen. Ich mußte ihr nochmal das gesamte Gespräch mit Mrs. Lillie wiederholen, und sie war noch stärker davon überzeugt, daß diese ihre echte Mutti war. Ich wußte es immer noch nicht, aber ich hatte nicht den Eindruck.
    »Aber machen sie das nicht immer so?« sagte sie und schüttelte mich am Arm. Ich weiß nicht, wann sie entschieden hatte, daß ich am allerbesten als Punchingbag zu verwenden war. »Ich mein’, eine Frau geht zum Arzt und sagt: >Ich hab da eine Freundin, und die ist in Schwierig-keiten<, aber in Wirklichkeit ist sie das doch selbst, oder? Ich mein’, ich versteh das ja, daß sie erstmal einen Blick auf mich werfen will, um zu sehen, ob ich nicht völlig bekloppt bin.« Es war mir nicht der Mühe wert zu sagen, daß (a) Mrs. Lillie keinen Blick auf sie werfen wollte und daß (b) sie völlig bekloppt war. Also sah ich stattdessen aus dem Fenster; vielleicht gab es Kühe oder Pferde zu zählen. Es gab keine Kühe oder Pferde zu zählen; also zählte ich illegale Erntearbeiter auf den Tomatenfeldern; davon gab es reichlich.
    »Bis zur Jahrhundertwende wurde hier viel Mohn angebaut; wußten Sie das?« sagte ein alter Zausel schräg gegenüber.
    »Nein«, sagte ich.
    »Und Eukalyptus«, sagte er. »Wissen Sie, wofür?«
    »Seidenraupenfutter?«
    »Eisenbahnschwellen«, sagte der Alte. Kurze Zeit später fügte er hinzu: »Hunt’s. Hunt’s gehören die ganzen Tomaten. Wissen Sie, wofür?«
    »Ja«, sagte ich. »Wäßriges Ketchup.«
    In Stockton stiegen wir in einen Bus mit Air-Condition um (genau wie bald auch mein Büro), und kurze Zeit später fuhren wir wieder in nördlicher Richtung auf der Interstate. Meine Schutzbefohlene schwankte zwischen depressiven Stimmungen und Energieausbrüchen. Während eines solchen wollte sie darüber reden, warum eine Mutter wohl je ihr Kind aufgeben bzw. wegschmeißen mochte wie eine tote Katze in der Tüte. Sie fragte sich, woher ihr Name kam; war da ein Zettel an ihrem Schuhchen gewesen, Dies ist Sara; bitte füttert, liebt und wickelt sie ? Ich sah ihr Problem; wenn sie sich mit ihrer Mutti traf, wer immer das sein mochte, und Mutti war schamzerfurcht, und Sara war vorwurfsvoll, dann wurde das Problem nicht geringer. Ich erzählte ihr von Timmys Mutter... Ein junges Mädchen, lebte gern, hatte ein geistig zurückgebliebenes Kind und keinen Ehemann, der ihr hätte helfen können... Was wäre passiert, wenn sie nicht abgehauen wäre und Timmy bei ihrer Freundin gelassen hätte? Dann wäre Timmy wahrscheinlich in eine Anstalt gekommen. Meinte Sara denn wirklich, daß alle Mütter ihre Kinder aus egoistischen Motiven aufgaben; manche dachten doch bestimmt auch ans Kind, manchen ging sogar das Schicksal des Kindes vor. Bei dieser Argumentation hellte sich Klein-Saras Miene auf; wenn man ihre hohle Birne in Rechnung stellte, machte sie sich ja wirklich nicht übel, und der gelegentliche

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