Viel Laerm um Stratfield
wieder gegangen war, wahrscheinlich um sich unten zu Emma zu gesellen und sich um ein weiteres wichtiges Detail des kommenden Tages zu kümmern.
Sie fasste in die Tiefen ihres Schrankes. „Wo bist du?", murmelte sie. „Da vergraben, wo niemand außer mir dich finden kann, hoffe ich."
„Nun, das ist wahrlich ein Anblick für müde Augen", sagte Dominic und lehnte sich lässig mit dem Ellbogen gegen den Türpfosten.
Chloe sprang auf die Beine. „Emma bringt dich um, wenn sie dich hier oben erwischt!"
„Sie hat mich aber nach oben geschickt."
„Emma? Das muss ein Irrtum sein."
„Nein." Dominics Augen funkelten belustigt. „Ich bin mit Graysons Schneider und seinen Assistenten zum Hintereingang hereingekommen. Ich glaube nicht, dass sie mich erkannt hat."
Chloe beäugte seine muskulöse Gestalt, makellos in einen doppelreihigen Frack aus feinster Wolle und enge Hosen gehüllt. Sein kurzes schwarzes Haar war aus dem kantigen Gesicht zurückgekämmt. Würden seine teuflischen grauen Augen immer so einen irritierenden Effekt auf ihr Herz haben?
„Wie konnte sie dich nicht erkennen?"
Er zuckte mit den Schultern. „Ich hatte einen Stapel Kisten auf den Armen und habe mich dahinter versteckt. Was hast du überhaupt auf dem Boden gesucht? Noch einen halb toten Mann in einer Truhe?"
„Ich suche nach meinem Tagebuch, wenn du es unbedingt wissen musst."
„Warum?"
„Warum?"
Er trat in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Ich könnte dir beim Inhalt behilflich sein, wenn du beabsichtigst, das Original noch einmal zu schreiben."
Chloe wurde blass. „Ich hoffe sehr, dass du mir damit nicht das sagen willst, was ich befürchte. Hast du mein Tagebuch, Dominic?"
„Natürlich nicht, Liebling." Er grinste träge. „Aber ich erinnere mich an ein paar der interessanteren Einträge, falls dir das weiterhilft."
„Du Fiesling! Du kannst es nicht gelesen haben."
Sein tiefes Lachen machte sie schaudern. „Lass mich kurz nachdenken. Ah, ja. ,Mein fataler Fehler ist meine Unfähigkeit, sittsam zu sein. Kein anständiger Mann würde mich wollen. Ich bin mir sicher..."
Sie schnaubte. „Du hast es gelesen!"
„Es war ziemlich süß."
Süß. Chloe konnte nur ihrem Glücksstern danken, dass er nicht ihre späteren Einträge gelesen hatte, in denen sie beschrieben hatte, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte.
„Wolltest du an jenem Tag im Regen wirklich, dass ich dich verführe?", fragte er und zog sie in seine Arme.
Sie wehrte sich. Er zog sie enger an sich. Die warme Kraft seiner Arme umhüllte sie. Ein erwartungsvoller Schauer durchströmte sie, und ihr Atem ging schneller. Noch einen Augenblick, und sie würde sich nicht mehr daran erinnern, dass sie wütend auf ihn war, weil er ihre geheimsten Gedanken gelesen hatte.
Er knabberte an ihrem Ohr. „Wie gut, dass ich kein wirklich anständiger Mann bin."
„Warum bist du überhaupt hier heraufgekommen, Dominic?", fragte sie.
„Ich wollte dir etwas geben."
„Was?", fragte sie. Sie war trotz allem neugierig.
Er senkte den Kopf. Seine Augen glühten vor Liebe, und er küsste sie mit solch brennender Leidenschaft, dass sie ihr Tagebuch vollkommen vergaß. War sie wütend auf ihn? Es war einerlei. Wichtig war nur, dass dies der Mann war, dem sie am kommenden Morgen ewige Treue geloben würde.
Sie legte den Kopf auf seine Schulter und lauschte den Stimmen auf dem Flur. Sie hatte sich noch nie so sicher und so im Reinen mit sich selbst gefühlt.
„Die Hochzeit sollte eine ruhige Angelegenheit werden", sagte Emma eher hoffnungsvoll als überzeugt.
„Bei dieser Familie?", lachte Jane. „Ich hoffe, du hast nicht die Absicht, darauf zu wetten."
„Ich wäre am Boden zerstört", erklärte Emma. „All meine alten Freunde sind zu diesem Anlass wieder in die Stadt gekommen. Chloe sieht in ihrem Kleid aus wie ein Engel. Dominic ist ein gut aussehender Halunke, und sie lieben sich. Beim Hochzeitsfrühstück wird sich die Köchin selbst übertreffen, und der Kuchen ist ein wahres Meisterwerk." Sie hielt inne, um durchzuatmen, wobei sie sich anhörte, als hätte ihre Zofe ihr das Korsett zu eng geschnürt. „Kann überhaupt noch irgendetwas schiefgehen?"
Dominic blickte Chloe in die Augen und lächelte.
„Nicht für uns", versprach er ihr. „Dein Hochzeitskleid könnte ebenso gut aus Sackleinen sein. Das Hochzeitsfrühstück könnte wie Staub schmecken und der Kuchen in sich zusammenstürzen, bevor er auch nur angeschnitten ist. Es wird nichts
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