Viel Laerm um Stratfield
Marmorkamin darunter prasselte ein kleines Feuer.
Nachdenklich betrachtete er den Mann, der ihm gegenüber auf einem Lehnstuhl saß. Dieser Raum passte sehr viel besser zu dem energiegeladenen Marquess of Sedgecroft als zu seinem ruhigeren, zurückhaltenden Bruder. „Ich nehme an, dass du einige Fragen über Brandon an mich hast. Ich werde dir so viele Informationen geben, wie ich kann, aber ich fürchte, ich weiß nur wenig mehr als das, was ich dir bereits gesagt habe."
Heath schien nicht überrascht zu sein. „Ja, es sind noch viele Fragen zu beantworten. Aber vielleicht nicht von dir. Du hast deinen Teil dazu beigetragen, Dominic, und das ziemlich erfolgreich, wie ich zugeben muss."
Dominic blickte ins Feuer. „Manchmal schien es mir, als wäre ich am Rande des Wahnsinns, so sehr war ich davon besessen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken außer an Rache." Und an Chloe, fügte er in Gedanken hinzu, nur konnte er das nicht sagen.
„Aus gutem Grund", sagte Heath. „Und oft braucht es einen Mann, der von einer guten Sache besessen ist, damit die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen kann."
„Doch ab hier wirst du übernehmen", riet Dominic und spielte dabei auf Heaths Verbindungen zum britischen Geheimdienst an. Hatte Heath seine Kommission noch? Er fragte nicht nach, weil er vermutlich ohnehin nur eine ausweichende Antwort erhalten würde. Und war seine eigene Rolle in dieser Angelegenheit wirklich beendet? Er hoffte es. Ab heute wollte er den Rest seines Lebens in Frieden verbringen.
Heath zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob ich bei einer offiziellen Untersuchung miteinbezogen werde. Persönlich habe ich zwar noch Fragen, auf die ich gerne eine Antwort hätte, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich von offizieller Seite her benötigt werde. Und auch wenn ich Brandon sehr nahstand, ich wusste nicht, wie gefährlich sein Spionageauftrag wirklich war. Ich nehme an, er wollte sich ohne die Hilfe seiner Familie beweisen."
Dominic fasste in seine Westentasche. „Ich weiß es zu schätzen, dass du mir Chloes Übersetzung von Brandons verschlüsselter Botschaft geschickt hast."
„Ich würde sehr gerne das Original sehen", erwiderte Heath und lehnte sich mit ausgestreckter Hand vor. „Ist es das?"
„Ja. Ich muss zugeben, dass ich im Fechten besser bin als im Dechiffrieren."
„Und das ist verdammt noch mal unser aller Glück", verkündete Heath nachdrücklich, als er den Brief in seine Tasche steckte.
Dominic hielt inne. „Wo, glaubst du, ist die andere Hälfte dieser Botschaft? Das Ende klang recht Unheil verkündend. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr wird mir bewusst, dass die Warnung jedem von uns gelten könnte."
„Allerdings", erwiderte Heath.
„Mein Onkel kann nicht alleine gearbeitet haben."
„Nein. Das ist das Beunruhigendste an der ganzen Sache. Vielleicht befinden sich die Männer, die ihm geholfen haben, noch im Militärdienst. Einer meiner Vorgesetzten glaubt, dass es jemanden geben könnte, der bezeugen kann, dass Edgar Informationen mit einem französischen Soldaten ausgetauscht hat, und zwar in ... "
Heath hielt mitten im Satz inne, als sich die Tür hinter Dominic öffnete. Es war Grayson, der nur mit Hemd, Hosen und Stiefeln bekleidet war und eine Flasche Brandy in der Hand hielt. Er wirkte angenehm überrascht, als er die beiden Männer alleine antraf.
„Haben wir uns eine kleine Verschnaufpause gegönnt? Keine schlechte Idee, wenn man bedenkt, wie die Frauen dieser Familie dazu neigen, über unser Leben zu bestimmen." Er blickte Dominic direkt an. „Ein Schicksal, an das du dich wohl gerade erst zu gewöhnen beginnst."
„Gieß Dominic einen Brandy ein, Gray", sagte Heath lächelnd. „Er benötigt ein paar Minuten in männlicher Gesellschaft, um sich für die kommenden Wochen zu stärken."
„Die kommenden Wochen?" Dominic nahm das Glas Brandy, das der Marquess aus dem lackierten chinesischen Kabinett geholt hatte. „Gibt es irgendeine Art von geheimer Initiation in die Familie, vor der Chloe mich noch nicht gewarnt hat?"
Die beiden anderen Männer lachten. „Die Hochzeitsvorbereitungen", erklärte Grayson, als er sich setzte.
Offensichtlich trank Heath nicht. Stattdessen nahm er eine Zigarre aus der Jackentasche. „Emma ist ganz in ihrem Element und plant jede Einzelheit. Ich nehme an, das macht dir nichts aus."
„Da solltest du wohl lieber Chloe fragen", antwortete Dominic, ohne nachzudenken. „Was mich betrifft, so würde ich sie genauso
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