Viel Laerm um Stratfield
einem Schlag war sie hellwach - hatte Devon die Tür zum Ankleidezimmer offen gelassen? Hatte sie nicht darauf geachtet, sie für die Nacht sicher zu verschließen?
Sie setzte sich auf und unterdrückte einen Schauder, als sie vom Bett glitt.
„Wer ist da?", flüsterte sie. „Dominic, Sie Teufel, sind Sie das?"
Keine Antwort. Eine schnelle Suche ergab, dass das Ankleidezimmer leer und das Fenster verschlossen war, sogar die Vorhänge waren vorgezogen. Mit einem besorgten Stirnrunzeln kehrte sie zu ihrem Bett zurück und zog das Kissen an sich, als wollte sie so die verführerische Wärme wieder zurückrufen.
Der Brief war verschwunden. Eine einzige weiße Rose nahm seinen Platz unter dem Kissen ein. Ihre Blütenblätter waren leicht zerdrückt und dufteten.
Sie starrte auf das Bett herunter. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Das konnte nicht wahr sein. Der abscheuliche Kerl konnte nicht wiedergekommen sein, um den Brief zu stehlen, während sie geschlafen hatte. Er konnte nicht wirklich hier gewesen sein und sie so schamlos berührt haben.
„Oh", flüsterte sie. Ihr war jetzt wieder heiß, wenn auch aus ganz anderem Grund. „Das würde er nicht wagen."
Er hatte es gewagt. Hastig durchsuchte sie den Raum, das Ankleidezimmer und den Fußboden. Sie fühlte sich, als wäre sie immer noch im Traum.
„Und das Teleskop ist auch verschwunden", murmelte sie, als sie das Fenster aufriss, um auf den dünnen Streifen Wald zu blicken, der die beiden Häuser voneinander trennte. „Ich weiß, dass Sie irgendwo da draußen sind und wahrscheinlich gerade über mich lachen, Stratfield, Sie - Sie herzloser Geist. Ist dies der Dank dafür, dass ich Ihnen geholfen habe?"
Mit dem wenig angenehmen Gefühl, sich zur Närrin gemacht zu haben, ging sie zurück zu der Tür zu ihrem Schlafzimmer. Und ihr Traum? Wie viel davon war wahr gewesen und wie viel Fantasie? Wie viel von ihrer Erregung hatte sie dem verruchten Dominic Breckland zuzuschreiben - und wie viel ihren eigenen geheimen Wünschen?
Nun, hier war ein weiterer Skandal.
Der Geist von Stratfield hatte wieder zugeschlagen, und Lady Chloe Boscastle war sein jüngstes Opfer.
Dominic kraulte die Ohren des Hundes. Sein leises, zufriedenes Lachen hallte von den Wänden des dunklen Tunnels wider. „Nun, das war ziemlich knapp, aber wir haben unseren Brief wieder. Ich werde nicht noch einmal so unachtsam sein."
Wenn unachtsam überhaupt das richtige Wort dafür war. Besessen erschien eine passendere Beschreibung für sein Benehmen zu sein. Besessen von Rachegelüsten. Besessen von dem Gedanken, das wiederzubekommen, was ihm gehörte.
Und plötzlich auch besessen von einer schönen jungen Frau, die aus gutem Grund vermutlich nichts mit ihm zu tun haben wollte. Warum sonst hatte er an ihrem Bett gekniet und sich mit jenen verstohlenen Berührungen gequält? Was für ein dummes Risiko er eingegangen war. Aber er brauchte nur seine Hände anzusehen. Er zitterte immer noch, weil er sie berührt hatte.
Sie hätte aufwachen können - die Augen öffnen und schreien, bis das ganze Haus wach war. Oder, wie er sich zweifelsohne gewünscht hatte, sie hätte sich in alles fügen können, was er mit ihr tun wollte. Zumindest in seiner verzweifelten Fantasie hätte sie ihn vielleicht sogar gebeten, ihr alles zu geben, was er wollte.
Sie war offensichtlich neugierig, was die körperliche Liebe anging, und er wäre liebend gerne ihr Lehrmeister geworden. Aber sie war ebenso eindeutig kein hohlköpfiges Mädchen, das keinen eigenen Gedanken zu Stande brachte.
Sie hatte den Brief unter ihrem Kissen versteckt. Hatte sie die Bedeutung des Schriftstückes erraten? Er bezweifelte es. Und doch glaubte er auch nicht daran, dass sie den Zettel als sentimentale Erinnerung an ihre Begegnung in ihrer Nähe aufbewahrt hatte.
Als intelligenter Mensch war er von ihrer schnellen Auffassungsgabe und ihrem scharfen Verstand fasziniert. Und sein Körper fand sie ganz und gar faszinierend, wenn auch aus wesentlich niederen Motiven.
Er hob das Messingteleskop, das er aus ihrem Zimmer mitgenommen hatte, um ihr Fenster zu beobachten. Er wurde einige Minuten später für seine Mühe belohnt, als sie in ihrem weißen Musselinnachthemd am Fenster erschien. Natürlich konnte sie ihn nicht sehen, da er sich wie ein Fuchs zwischen den Farnen versteckt hatte. Sie verfluchte ihn vermutlich gerade, aber er hoffte, dass sie es nicht mit allzu lauter Stimme tat.
„Hat Ihnen Ihre Rose gefallen?", fragte er das
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