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PUNKT-PUNKT-KOMMA-STRICH
Man kann es sich leichtmachen und behaupten, Beziehungsprobleme seien nichts anderes als Ausdruck gestörter Kommunikation. Kompliziert wird es spätestens dann, wenn Gefühle ins Spiel kommen – vor allem, wenn sich herausstellt, dass bestimmte Kommunikationsformen möglicherweise nicht geeignet sind, Emotionen störungsfrei zu übertragen.
Erste, sehr eindeutige Hinweise lassen jedenfalls vermuten, dass E-Mail-Kommunikation genau in dieses Raster passt. Weil nicht jeder Verfasser elektronischer Briefe die sinnliche Energie eines geübten Literaten entfachen kann, hat sich der technokratische Mensch des 21. Jahrhunderts eine sehr einfache, aber scheinbar hilfreiche Krücke gebastelt: das Emoticon :-).
Wer den Kopf nach links dreht, kann die Zeichenfolge :-) aus Doppelpunkt, Bindestrich und geschlossener Klammer leicht als lächelndes Gesicht interpretieren – ähnlich einem Smiley, das positive Stimmung verbreitet. Der amerikanische Informatiker Scott Fahlman kam vor drei Jahrzehnten auf diese Idee, die sich fortan in weiten Teilen der Welt durchsetzte. Nach und nach wurde die Emoticon-Familie immer größer und gebar weitere Brüder und Schwestern:
Ein lächelndes Gesicht: :-) oder :)
Ein trauriges Gesicht: :-( oder :(
Ein zwinkerndes Gesicht: ;-)
Die Emoticons erreichten Pop-Status. Die Popularität der Punkt-Punkt-Komma-Strich-Bildchen ging so weit, dass sich findige Menschen sogar Markenrechte an den Symbolen sichern ließen, verbunden mit dem üblichen Streit, ob dieser monetär lukrative Akt denn zulässig sei oder nicht.
Dies ist aber gar nicht der entscheidende Punkt bei der Frage, ob die Punkt-Punkt-Komma-Strich-Gesichter überhaupt geeignet sind, im globalisierten Kommunikationsverkehr echte Emotionen wiederzugeben. Was beim Computer der Bildschirm, ist beim Menschen das Gesicht. Hier spielt sich Freud und Leid ab. Hier zeigen wir, ob es uns gutgeht oder nicht. Und wir gehen davon aus, dass unser Gegenüber dies auch richtig einordnet. Genau deshalb benutzen wir Emoticons in dem Glauben, der Empfänger unserer Nachricht interpretiere dies in unserem Sinne. Und genau dieser logische Zusammenhang könnte falsch sein.
Freude, Überraschung, Wut, Angst, Ekel oder Traurigkeit gelten gemeinhin als die fundamentalen Gefühle eines Menschen. Jeder hat sie schon erlebt, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Und jeder Mensch drückt diese Gefühle in seinem Gesicht aus. Aber je nach kultureller Herkunft blicken Menschen offenbar auf sehr unterschiedliche Bereiche des Gesichts.
Die Wissenschaft hat dafür standardisierte Abbildungen entwickelt. Es sind Gesichtsausdrücke, die stellvertretend für eine bestimmte emotionale Regung stehen. Solche Standardgesichtsausdrücke hat die Psychologin Rachael Jack mit Kollegen von der University of Glasgow einer Gruppe von 26 Versuchspersonen vorgelegt. Die eine Hälfte der Studienteilnehmer stammte aus Europa, die andere aus Asien. Die Europäer ordneten die Gefühle den Gesichtsausdrücken nach westlichem Verständnis korrekt zu. Aber die Asiaten hatten mit diesem Experiment erhebliche Probleme. Vor allem die Ausdrücke für Ekel und Angst konnten sie nicht verarbeiten.
Die Antwort auf die Frage nach der Ursache für dieses Ergebnis lieferten die Augenbewegungen der Testpersonen. Während die Europäer gleichmäßig das gesamte Gesichtsfeld betrachteten, konzentrierten sich die Asiaten beinahe ohne Ausnahme auf die Augen. Dort aber sind die Ausdrücke für Angst, Überraschung, Ekel und Ärger sehr ähnlich. Wer also – wie die Asiaten in dem Experiment – vor allem auf die Augen blickt, bekommt keine eindeutige Information.
Und an dieser Stelle wird ein vermeintlicher Vorteil der E-Mail-Kommunikation zu einem interkulturellen Problem. Weil die Emoticons menschliche Gesichter scheinbar lebensnah abbilden, könnten sie ungeeignet sein, Gefühlsregungen eindeutig wiederzugeben – zumindest wenn Europäer und Asiaten miteinander kommunizieren.
Tatsächlich unterscheiden sich Emoticons je nach Kontinent zum Teil deutlich voneinander. Europäer beziehen sich auf die Mundpartie, wenn sie mit der Zeichenfolge :) Freude und Überraschung ausdrücken wollen. Asiaten hingegen
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