Vielen Dank für ihre e-mail
weiter.“
Wie das Meckern insgesamt ist auch diese Variante nicht geeignet, auf Dauer die eigene Person mit positiven Attributen zu versehen. Trotzdem werden E-Mails dieser Art immer wieder eingesetzt, um der Karriere den entscheidenden Kick zu geben.
Variante 9) Die Intrigen-Mail:
„Der Schulz hat schon wieder die Daten zu spät gespeichert.“
Überflüssig wie ein Kropf, aber das sind Intrigen ja sowieso.
Variante 10) Die Unverschämtheits-Mail:
„Hi Chef, was ich Ihnen immer schon einmal sagen wollte …“
Damit zeigen Sie, dass Sie der eigentliche Herr im Haus sind (allerdings können wir nicht sagen, wie lange noch). Nur geeignet für Menschen, die das Thema Höflichkeit nie auf der Agenda haben.
Variante 11) Die Multiple-Fragezeichen-Mail:
„Wie oft wollen Sie das machen?
Welchen Sinn hat diese Aktion?
Wann können wir darüber sprechen?
Wer wird mitmachen?“
Ein Füllhorn von Fragen wird den Empfänger Ihrer Nachricht erschlagen. Und genau das wollen Sie ja. Er wird vor Schreck die Mail ganz schnell wieder wegklicken, weil ihn die Beantwortung sehr viel Zeit kosten würde. Damit hat er verloren.
Variante 12) Die Peinliche-Fragen-Kontern-Mail:
„Sie sind ein kluger Kollege.“
Lassen Sie sich nicht von unangenehmen E-Mails aus der Bahn bringen. Sie müssen Zeit gewinnen. Und dies schaffen Sie, indem Sie dem Absender ein scheinbar freundlich gemeintes Kompliment machen.
Variante 13) Die Geschickt-zurückschlagen-Mail:
„Kann ich Sie telefonisch erreichen?“
„Ja.“
Diese Antwort ist der Gipfel der Unverfrorenheit. Wenn Sie sich das erlauben können, dann haben sie es geschafft.
UNTER UNS EXPERTEN
Deutsch ist eine relativ anspruchsvolle Sprache. Englisch auch. Aber noch viel anspruchsvoller ist E-Mailisch. Wir besuchen heute eine kleine Internetagentur im Herzen der Stadt. Hier wird Cyberslang der feinsten Sorte gesprochen. Wir sind dort unter uns. Unter Experten nämlich.
„Liebe Tekkis , heute Morgen ist wieder eine Seite gehijackt worden. Das ist alles andere als fancy . Sorgt dafür, dass beim Booten das Root -Dateisystem benutzt wird. Und seht Euch den Textmodus für die Systemkonsole an. Ihr müsst das alles changen . Bitte postet die Accounts , damit die das intern forwarden können. Fragt bitte nach, was genau im Header stehen soll. Ich mein, Body ist ja klar. Oder wollen die vielleicht sogar voipen? Das wäre ja crazy . Das ganze B2B ist ohnehin under Pressure . Viel zu viele Bounces . Und dann diese Runtervoterei . Habt Ihr das schon geupspeedet? Ihr müsst bei der Usability performen . Und bitte kein übertriebenes Rumgechatte mehr. Messenger ist doch sowas von overstressed . Das ist doch wie HTML für B2C . Das kann nicht unser Core Business sein. Wir müssen den Mailserver backupen, Storytelling outsourcen und dann ordentlich pollen . Denkt an die Bookmarks und an die Mailfooter . Machen wir das über POP3? Egal. Jetzt erst einmal abchillen . Schönen Feierabend!“
An dieser Stelle noch ein dramaturgischer Hinweis: Dieser Monolog des Agenturchefs wird nicht weiter kommentiert.
Sollten Sie das Gefühl haben, den Sinnzusammenhang nicht in vollen Umfang erfasst zu haben, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Wahrscheinlich hat er selbst auch nicht verstanden, was er da eigentlich gesagt hat.
DER AUTOR
Christoph Moss ist Professor für Unternehmenskommunikation an der International School of Management mit Studienstandorten in Dortmund, Frankfurt, München und Hamburg. Er war langjähriger Wirtschaftsredakteur beim Handelsblatt und Leiter der Georg-von-Holtzbrinckschule für Wirtschaftsjournalisten. Heute ist er Mitglied in verschiedenen Fachjurys. Mit seiner Agentur mediamoss berät er Mittelständler und börsennotierte Unternehmen im In- und Ausland. In Seminaren und Vorträgen spricht er über aktuelle Kommunikationsthemen.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.christophmoss.de .
Wirtschaft www.fazbuch.de
Nadine Oberhuber
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