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VILLA DER LEIDENSCHAFT

VILLA DER LEIDENSCHAFT

Titel: VILLA DER LEIDENSCHAFT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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kurzfristigem Bedauern legte sie die Stücke wieder zurück. Vor langer Zeit hatte sie gelernt, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben Schutz, Essen und Wärme waren. Kleidung kam erst an vierter Stelle. Neue und schicke Kleider lagen fast immer außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten. Schließlich fand sie einen Pulloverund ein Paar Jeans, die preislich in ihrem Budget lagen. Die Zwillinge wuchsen so schnell, dass passende Kleidung zu einer ständigen Herausforderung geworden war.
    „Das sind sehr süße Jungs“, sagte die Verkäuferin.
    Katie blickte auf ihre Söhne, die nebeneinander in einem Buggy saßen. Ein Lächeln mütterlichen Stolzes erschien auf ihren Lippen. Toby und Connor waren hinreißende Kinder und für ihre neun Monate schon sehr weit entwickelt. Die beiden forderten ständig Aufmerksamkeit und Beschäftigung. Wurde ihnen das verweigert, fingen sie lauthals an zu weinen; ebenso, wenn sie sich langweilten. Und sie kamen mit erstaunlich wenig Schlaf aus. Aber Katie liebte sie. Oft betrachtete sie die beiden versonnen. Dann stieg ein Gefühl der Verwunderung in ihr auf. Die beiden sahen ihr nämlich überhaupt nicht ähnlich, auch ihr Verhalten war völlig anders als das ihrer Mutter.
    Auf dem Nachhauseweg schaute sie die anderen jungen Frauen an. Der Gedanke, dass diejenigen ohne Kinder jünger, fröhlicher und attraktiver aussahen, versetzte ihr einen Stich. In einem Schaufenster betrachtete sie ihr Spiegelbild. Plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte man auch sie als hübsch bezeichnet. Jetzt war sie ein dünnes Mädchen mit einem schmalen Gesicht, die roten Haare zu einem festen Pferdeschwanz zusammengefasst. Sie sah erschöpft und blass aus. Katie schluckte. Tobys und Connors Vater würde sie so niemals ansehen.
    Bereits damals hatte sie sich gewundert, dass er überhaupt von ihr Notiz nahm. Ihr war es wie ein Wunder vorgekommen, dass ein atemberaubend attraktiver Mann, der jede Frau haben konnte, tatsächlich sie ausgewählt hatte. Dann war eine Illusion nach der nächsten zerstört worden. Sie hatte einigen unangenehmen Wahrheiten ins Gesicht schauen müssen. Mittlerweile akzeptierte sie, dass er nurdeshalb an ihr interessiert gewesen war, weil sie ihm das gegeben hatte, was er wollte: Sex. Danach hatte er sie so hart und schnell abserviert, dass sie bei dem Gedanken daran immer noch erschauerte. Nichts hatte sie jemals so verletzt, wie ihr kalter harscher Fall aus der Fantasie in die Realität.
    Ein paar Minuten nachdem sie in ihr Apartment zurückgekehrt war, klopfte ihr Vermieter an der Tür. „Sie müssen ausziehen“, teilte er ihr unverblümt mit. „Es hat eine weitere Beschwerde wegen des nächtlichen Lärms der Kinder gegeben.“
    Entsetzt starrte Katie ihn an. „Aber alle Babys weinen.“
    „Und zwei Babys machen doppelt so viel Krach wie eins.“
    „Ich verspreche, sie werden in Zukunft leiser sein.“
    „Das haben Sie beim letzten Mal auch schon gesagt, und nichts ist passiert“, unterbrach der Mann sie unbeeindruckt. „Ich hatte Sie gewarnt. Sie haben zwei Wochen. Wenn Sie nicht freiwillig ausziehen, lasse ich die Wohnung zwangsräumen. Melden Sie sich beim Sozialamt, dann wird man Ihnen eine neue Wohnung zuweisen!“
    Noch lange nachdem er wieder gegangen war, saß Katie da, die Arme um ihren Körper geschlungen, und kämpfte gegen das Gefühl der Verzweiflung an, das sie zu überwältigen drohte. Bei so vielen Klagen war es vollkommen aussichtslos, gegen die Kündigung anzugehen. Dabei konnte sie den anderen Mietern nicht einmal einen Vorwurf machen. Die Wände waren dünn wie Papier, und die Zwillinge weinten wirklich oft mitten in der Nacht.
    Das Apartment musste dringend renoviert werden, die Möbel waren beschädigt, die gesamte Einrichtung trostlos. Dennoch war das Zimmer zu Katies Zuhause geworden. Außerdem war das Haus in gutem Zustand, die Gegend anständig und sicher.
    Ursprünglich hatte sie Toby und Connor nach dem Flohmarkt für ein Nickerchen hinlegen wollen, doch nun wurde ihr klar, dass sie sofort wieder aufbrechen musste. In zwei kurzen Wochen wäre sie obdachlos, und sie musste dem Sozialamt so viel Zeit wie möglich geben, damit man eine neue Wohnung für sie fand. Sie drängte die erneut aufsteigenden Tränen zurück. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt. Sie war immer sehr tatkräftig gewesen, unabhängig, willensstark und fleißig. Aber sie hatte nicht geahnt, wie schwierig es werden würde, zwei

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